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Post verspricht Kunden Couscous, wenn sie den «Stopp Werbung»-Kleber entfernen

Nimm den «Stopp Werbung»-Kleber weg, dann gibts Couscous – verspricht die Post

Bereits zum wiederholten Mal startet die Post eine Offensive gegen Werbestopp-Kleber an Briefkästen. Der Konsumentenschutz ärgert sich.
27.02.2018, 07:2327.02.2018, 17:45
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Ein mediterraner Couscous «mit extra viel Gemüse» gefällig? Oder ein Weichspüler mit «aufregendem Duft»? Kein Problem: Wer diese «attraktiven Warenmuster» erhalten will, braucht nichts anderes zu tun, als den Werbestopp-Kleber am Briefkasten zu entfernen.

So lautet – kurz zusammengefasst – der Inhalt eines Schreibens, das die Post in diesen Tagen verschickt hat. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art. Denn die Post hat ein Interesse daran, dass möglichst viele Haushalte Werbung empfangen.

Ein Fertiggericht soll die ungeliebten Kleber zum Verschwinden bringen.
Ein Fertiggericht soll die ungeliebten Kleber zum Verschwinden bringen.Bild: KEYSTONE

«Die Werbeindustrie ist für uns ein wichtiger Kunde», bekräftigt Post-Sprecher Oliver Flüeler. Neben rund 2 Milliarden adressierter Briefe – von Rechnungen bis hin zu privaten Schreiben – befördert die Post jährlich auch 1,9 Milliarden unadressierte Briefsendungen. «Das heisst: Ein grosser Teil unserer Einnahmen im Briefverkehr stammt aus der Werbung.»

Jeder Zweite will keine Werbung

Das Problem: In beiden Bereichen nimmt das Auftragsvolumen seit einigen Jahren ab. Gleichzeitig ist die Dichte an Werbestopp-Klebern insbesondere in städtischen Gebieten hoch. «Während auf dem Land viele Leute gern über aktuelle Aktionen Bescheid wissen und gratis Warenmuster erhalten möchten, informieren sich Städter oft lieber direkt in den Läden», so Flüeler.

Schweizweit ist rund jeder zweite Briefkasten mit einem Werbestopp-Kleber versehen – im Vergleich zu den Nachbarländern ein hoher Wert. «Viele Menschen übernehmen nach einem Umzug einfach den Aufkleber des Vormieters. Wir ermuntern unsere Kunden deshalb, darüber nachzudenken, ob diese Lösung für sie noch stimmt», so Flüeler. Das entsprechende Schreiben geht dieses Jahr an 600’000 Haushalte.

«Wir fordern die Post immer wieder auf, mit diesen Lockvogel-Angeboten aufzuhören – leider vergebens.»
Sara Stalder, Konsumentenschützerin

Von einem «penetranten Vorgehen» spricht Sara Stalder, die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. «Wir fordern die Post immer wieder auf, mit diesen Lockvogel-Angeboten aufzuhören – leider vergebens.» Die Kunden seien selbst in der Lage, darüber zu entscheiden, ob sie Werbung erhalten wollen. «Zudem ist es auch ökologisch ein Unsinn, Briefsendungen mit Warenmustern quer durch die Schweiz zu schicken.»

Die Klagen über das sinkende Briefvolumen kann Stalder nicht nachvollziehen: «Schliesslich kann die Post dank des florierenden Onlinehandels immer mehr Päckli transportieren – es gibt also keinen Grund zum Jammern.»

Es sei klar, dass in dieser Frage Interessen aufeinanderprallten, kontert Post-Sprecher Flüeler. «Der Konsumentenschutz verkauft Werbestopp-Kleber – das ist sein gutes Recht. Genauso legitim ist es, dass wir als Transporteurin auf die Vorzüge von Werbeversänden aufmerksam machen.» Er betont, dass viele Kunden das Angebot schätzten. Gratismuster seien beliebt, er selber habe sich als Bub immer darauf gefreut.

Politische Werbung trotz Kleber erlaubt

Grundsätzlich gilt: Der «Stopp Werbung»-Kleber schützt nicht vor jeder Art von unerwünschter Werbung. So sehen die Richtlinien der Schweizerischen Lauterkeitskommission etwa für Sendungen von politischen Parteien, Behörden und gemeinnützigen Organisationen Ausnahmen vor.

Landet allerdings trotz Aufkleber kommerzielle, unadressierte Werbung im Briefkasten, können sich die Konsumenten bei der Lauterkeitskommission beschweren. Letztes Jahr machten acht Personen von diesem Recht gebraucht – fünf erhielten recht. 

Sexistischer Werbespot aus China gestoppt

Video: srf

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ferienpraktiker
27.02.2018 08:03registriert Juni 2017
Die Post schätzt das Niveau der Bürger offenbar sehr tief ein. Sie glaubt uns ködern zu können wie den Hund mit einem Läckerli...
Der Kleber bleibt dran !!
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Yakari
27.02.2018 08:13registriert Januar 2016
Wie schlimm... 🙄 Bei der Migros kriegst du dafür einen Hasen wenn du genug eingekauft hast. Und das kostet sogar Geld.
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SwissMafia
27.02.2018 08:40registriert November 2015
Was mich daran seit Jahren am meisten stört ist dieses Alt-Papier das sich Woche für Woche in den Briefkästen der Schweiz ansammelt und in sehr vielen Fällen direkt in der Altpapiersammlung landet. Ich verstehe das einfach nicht. Wie kann in einer Zeit mit Umweltschutz und Klimaerwärmung so was immer noch erlaubt sein. Es ist eine unglaubliche verschwendung von Ressourcen und ist für viele dazu noch ein ärgerniss das gebündelt und entsorgt werden muss (co2 Abfallwagen) Ich weiss einen riesen Unterschied macht es wohl nicht aber es geht ums Prinzip
Das währe mal eine Initiative wert.
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