Bei der letzten Verschärfung der Massnahmen verlor der Bundesrat nur wenig Worte über die Strategie an den Schulen. Die obligatorischen Schulen sollen offen bleiben, war man sich unisono einig. Maskenpflicht gilt für Jugendliche in der Berufs-, Mittelschule und an den Gymnasien, Fernunterricht gilt – wie bereits im November beschlossen – nur an den Hochschulen.
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Doch mit der Verbreitung des mutierten Virus B.1.1.7 wird nun der Ruf nach schärferen Massnahmen lauter. Am Dienstag beschloss die Kantonsregierung von Baselland die Einführung einer Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler ab dem 5. Schuljahr. Man reagiere damit auf steigende Fallzahlen an den Primarschulen. Zudem habe es im Kanton erste bestätigte Ansteckungen mit dem mutierten Coronavirus gegeben, schreibt die Regierung in einer Mitteilung.
Tatsächlich zeigen Zahlen im Kanton Basel-Landschaft, dass sich Lehrpersonen der Primarschule doppelt so häufig mit Covid-19 anstecken. Gemäss einer Recherche von Radio SRF wurden von 3046 Lehrerinnen und Lehrer auf Primarstufe bisher 193 positiv auf das Virus getestet. Der Anteil an Infizierten liegt damit bei 6,3 Prozent. Bei der restlichen Bevölkerung liegt dieser Anteil lediglich bei 3,6 Prozent.
Ob diese Zahlen auch für andere Kantone repräsentativ und wie vergleichbar die Daten von Lehrern und der allgemeinen Bevölkerung sind, muss genauer angeschaut werden. Wissenschaftliche Daten zu Ansteckungen an Schulen gibt es erst wenig. In der «Ciao Corona»-Studie hat ein Experten-Team der Universität Zürich Schulkinder und Lehrerinnen getestet, ob sie sich mit dem neuen Coronavirus infiziert haben. Susi Kriemler Studienleiterin und Epidemiologin sagt, man habe aus der ersten Welle keine Hinweise dafür, dass sich Lehrpersonen vermehrt mit Covid-19 anstecken. «Momentan gehen wir davon aus, dass das Risiko einer Infektion ist für sie gleich hoch wie für den Rest der Bevölkerung.» Vergleichbare Daten aus dem Ausland würden dies bestätigen.
An der Pressekonferenz der Fachexperten des Bundes am Dienstag sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), bisher habe die Virusübertragung an Schulen unter Kontrolle gehalten werden können. «Deshalb bevorzugen wir und viele involvierte Personen, dass die Schulen offenbleiben und auf Präventivmassnahmen gesetzt wird, bevor man auf Fernunterricht umstellt.» Man beobachte die Lage und werde reagieren, wenn es mit der neuen Virusvariante vermehrt zu Ansteckungen an Schulen komme.
Dass dieser Fall eintreten könnte, zeigt das Beispiel einer Schule in Cham im Kanton Zug. Am Dienstag meldete das dortige Rektorat, zwei Primarschüler hätten sich mit einer mutierten Variante des Coronavirus angesteckt. Die 38 Kinder der betroffenen 4. und 5. Klasse, sowie acht Lehrpersonen seien in Quarantäne geschickt worden und müssten einen Covid-Test machen.
Bei einem Corona-Ausbruch an der Schule sind weniger die Kinder und vielmehr die Lehrpersonen gefährdet. Gemäss jetzigem Wissensstand verläuft eine Coronaerkrankung bei unter 9-Jährigen oft asymptomatisch. Deswegen sei insbesondere der Schutz von Lehrerinnen und Lehrern wichtig, sagt Stefan Wolter, Bildungsökonom und Mitglied der Science Taskforce des Bundesrates. Dafür gebe es bereits eine Handvoll an Massnahmen, die bisher gut funktioniert hätten.
Fernunterricht ist für Wolter die Ultima Ratio. Doch wenn eine Schulschliessung, egal auf welcher Schulebene, unumgänglich sei, müsse dies auf clevere Art und Weise getan werden – «nicht wie während der ersten Welle, wo komplett zugemacht und nur noch online unterrichtet wurde.» Denn es könne nicht jede Aufgabe auch per Fernunterricht erledigt werden. «Der Schreinerlehrling muss an der Maschine üben, eine schwache Schülerin braucht zusätzliche Unterstützung und nicht überall lässt die häusliche Situation das Lernen gleich gut zu.» Wolter schlägt darum ein Notmodell vor. Das hiesse, dass die Schulen auch bei der Umstellung auf Fernunterricht offen blieben, einzelnen Schülern einen Arbeitsplatz angeboten würde und Unterstützung von Lehrpersonen erhielten. In einigen Schulen werde dies schon bereits so gepflegt.
Eine weitere Verbesserung des Schutzes für Lehrpersonen wäre eine Bevorzugung bei der Impfung, findet Wolter. Eine Forderung, die auch von Dagmar Rösler, oberste Lehrerin der Schweiz, gestellt wird. Die obligatorischen Schulen müssten möglichst offen gehalten werden, sagt sie. «Aber das heisst auch, dass man sich Gedanken machen muss, wie man die Lehrerinnen und Lehrer besser schützen kann.» Eine prioritäre Behandlung bei den Impfungen sei angemessen. Sie schlägt vor, dass gleich nach dem Pflegepersonal die Lehrpersonen zusammen mit anderen exponierten Berufsgruppen geimpft werden sollen. Eine solche Auslegeordnung obliegt der Impfstrategie der einzelnen Kantonen.
aber die Eltern der Kinder sind schutzlos dem ausgeliefert, was die Kinder heimbringen.
irgendwie wird immer so getan, als ob die Kinder höchstens im Schulhaus ansteckend sein können .
Und wo stecken sich denn die vielen Lehrer an? Nicht in der Schule?
Wenn doch, ist der Präsenzunterricht halt doch in Frage zu stellen. Es sind ja nicht nur die Lehrer, sondern auch die Familien der Schüler demselben Risiko ausgesetzt.