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Missbrauchs-Vorwürfe: Swiss Olympic untersucht Turnverband

Nach Missbrauchs-Vorwürfen: Swiss Olympic nimmt sich den Turnverband zur Brust

Der Dachverband des Schweizer Sports, Swiss Olympic, hat Untersuchungen gegen den Schweizerischen Turnverband STV eingeleitet, nachdem zahlreiche Athletinnen über Missstände berichtet hatten. Geprüft wird auch eine nationale Meldestelle.
05.11.2020, 16:3405.11.2020, 17:05
Simon Häring, Martin Probst / ch media
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Gegen den Schweizerischen Turnverband gibt es schwere Missbrauchs-Vorwürfe.Bild: KEYSTONE

Die Missbrauchs-Vorwürfe an den Schweizerischen Turnverband, die das «Magazin» am Samstag publik gemacht hatte, beschäftigen auch den Dachverband des Schweizer Sports, Swiss Olympic. Sportministerin Viola Amherd hat Vertreter des Turnverbands und von Swiss Olympic für die nächste Woche zu einem Krisengipfel nach Bern beordert. Unterdessen prüft auch Swiss Olympic Massnahmen gegen den Turnverband. Konkret: eine Kürzung der Beiträge. 1.7 Millionen Franken schüttet Swiss Olympic pro Jahr an den Schweizerischen Turnverband aus. Kürzungen sind ein Sanktionsinstrument, das der Vertrag zwischen den beiden Organisationen vorsieht.

Drei Untersuchungen eingeleitet

«Es liegt in unserer Verantwortung, Möglichkeiten zu finden, wie wir solche Fälle künftig verhindern können», sagt Jürg Stahl, der Präsident von Swiss Olympic, am Donnerstag während einer Telefonkonferenz. Er ergänzt:

«Die Anschuldigungen wiegen schwer und ich bedaure, was diese jungen Frauen durchmachen mussten.»

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Jürg Stahl.Bild: keystone

Swiss Olympic habe bereits im Frühling erste Hinweise auf Missstände in der Rhythmischen Gymnastik erhalten. Der Dachverband habe in der Folge drei Untersuchungen eingeleitet. Diese werden von Swiss Olympic begleitet und seien komplett unabhängig vom Turnverband. Die Berichte sollen in wenigen Wochen vorliegen und auch konkrete Vorschläge enthalten, wie künftig Missstände verhindert werden können.

Ethikkommission hätte es schon früher geben sollen, sagt Stahl

2013 hatte Swiss Olympic beschlossen, keine zentrale Meldestelle für Missbrauchsvorwürfe einzuführen. «Wir wollten die Autonomie der Verbände nicht untergraben», sagt Stahl. Allerdings schreibt Swiss Olympic seit 2016 in einer Ethik-Charta vor, dass alle Mitgliedsverbände eine eigene Meldestelle führen müssen. «Sollte wir nun zum Schluss kommen, dass es eine zentrale Meldestelle braucht, dann steht das zur Diskussion», sagt Stahl.

Nachdem am vergangenen Wochenende auch Vorwürfe gegen den Cheftrainer im Kunstturnen bekannt wurden, begrüsst es Swiss Olympic, dass der Turnverband nun die neu gewählte Ethikkommission einsetzt, welche den Vorwürfen nachgehen soll. «In meinen Augen hätte eine Ethikkommission bereits vor einem Jahr installiert werden sollen», sagt Stahl. «Jetzt sollte man die Kommission aber ihre Arbeit machen lassen.» Im Kunstturnen wird Swiss Olympic also nicht mit einer Untersuchung aktiv. (saw/bzbasel.ch)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pafeld
05.11.2020 18:28registriert August 2014
Das Problem ist nun wirklich nicht erst seit einem Jahr bekannt. Seit nunmehr mindestens sieben Jahren sehen Swiss Olympic und das VBS über problematisches Verhalten in Magglingen hinweg.
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