Die Missbrauchs-Vorwürfe an den Schweizerischen Turnverband, die das «Magazin» am Samstag publik gemacht hatte, beschäftigen auch den Dachverband des Schweizer Sports, Swiss Olympic. Sportministerin Viola Amherd hat Vertreter des Turnverbands und von Swiss Olympic für die nächste Woche zu einem Krisengipfel nach Bern beordert. Unterdessen prüft auch Swiss Olympic Massnahmen gegen den Turnverband. Konkret: eine Kürzung der Beiträge. 1.7 Millionen Franken schüttet Swiss Olympic pro Jahr an den Schweizerischen Turnverband aus. Kürzungen sind ein Sanktionsinstrument, das der Vertrag zwischen den beiden Organisationen vorsieht.
«Es liegt in unserer Verantwortung, Möglichkeiten zu finden, wie wir solche Fälle künftig verhindern können», sagt Jürg Stahl, der Präsident von Swiss Olympic, am Donnerstag während einer Telefonkonferenz. Er ergänzt:
Swiss Olympic habe bereits im Frühling erste Hinweise auf Missstände in der Rhythmischen Gymnastik erhalten. Der Dachverband habe in der Folge drei Untersuchungen eingeleitet. Diese werden von Swiss Olympic begleitet und seien komplett unabhängig vom Turnverband. Die Berichte sollen in wenigen Wochen vorliegen und auch konkrete Vorschläge enthalten, wie künftig Missstände verhindert werden können.
2013 hatte Swiss Olympic beschlossen, keine zentrale Meldestelle für Missbrauchsvorwürfe einzuführen. «Wir wollten die Autonomie der Verbände nicht untergraben», sagt Stahl. Allerdings schreibt Swiss Olympic seit 2016 in einer Ethik-Charta vor, dass alle Mitgliedsverbände eine eigene Meldestelle führen müssen. «Sollte wir nun zum Schluss kommen, dass es eine zentrale Meldestelle braucht, dann steht das zur Diskussion», sagt Stahl.
Nachdem am vergangenen Wochenende auch Vorwürfe gegen den Cheftrainer im Kunstturnen bekannt wurden, begrüsst es Swiss Olympic, dass der Turnverband nun die neu gewählte Ethikkommission einsetzt, welche den Vorwürfen nachgehen soll. «In meinen Augen hätte eine Ethikkommission bereits vor einem Jahr installiert werden sollen», sagt Stahl. «Jetzt sollte man die Kommission aber ihre Arbeit machen lassen.» Im Kunstturnen wird Swiss Olympic also nicht mit einer Untersuchung aktiv. (saw/bzbasel.ch)