Ein 50-jähriger Priester der Diözese Lugano ist am Samstagabend wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch verhaftet worden. Dies teilte der Bischof von Lugano, Valerio Lazzeri, in einer am Pfingstsonntag einberufenen Medienkonferenz mit.
Kurz nach der Medienkonferenz des Bischofs in Lugano bestätigte die Tessiner Staatsanwaltschaft die Verhaftung des Priesters in einer Medienmitteilung. Diese sei am Samstag nach einem Verhör erfolgt.
Ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft wegen Schändung, also wegen Verstosses gegen Artikel 191 des Strafgesetzbuches. Dieser lautet: «Wer eine urteilsunfähige oder eine zum Widerstand unfähige Person in Kenntnis ihres Zustandes zum Beischlaf, zu einer beischlafähnlichen oder einer anderen sexuellen Handlung missbraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren oder Geldstrafe bestraft.» Die Ermittlung leitet Staatsanwältin Chiara Borelli.
Wie Bischof Lazzeri ausführte, wurde der Priester direkt nach der Einleitung der strafrechtlichen Untersuchung von seinen Aufgaben in seiner Pfarrei entbunden.
Der Bischof hatte am 11. März persönlich durch eine dritte Person von dem möglichen Missbrauchsvorfall erfahren. Umgehend informierte er die zuständige Expertenkommission der Diözese, die ihre Arbeit aufnahm und nach ersten Abklärungen den Fall der Tessiner Staatsanwaltschaft weitergab. Wegen des Coronavirus dauerte das Prozedere dann länger als eigentlich vorgesehen.
Weitere Details wurden vorläufig nicht bekannt, einzig, dass der mutmassliche Missbrauchsfall vor fünf bis sechs Jahren geschehen ist und es sich um einen einzigen Vorfall handeln soll. Die Diözese und Bischof Lazzeri warten nun auf die Ergebnisse der strafrechtlichen Untersuchung.
Beobachter werten das persönliche Auftreten von Bischof Valerio Lazzeri als klares Zeichen, dass die Diözese in Fällen von sexuellem Missbrauch keine Toleranz kennt und entschieden vorgeht. Die Expertenkommission des Diözese war vor einigen Jahren ins Leben gerufen worden und kam nun erstmals zum Einsatz. Bischof Lazzeri bezeichnete die Medienkonferenz als «Zeichen der Transparenz». (sda)