Kräftige Gewitter mit tausenden Blitzen haben sich am Wochenende in der Schweiz entladen. Es gab Starkregen, lokal Hagel und Sturmböen. Am stärksten betroffen war die Ost- und Innerschweiz. Die Hochwasserlage verschärfte sich nicht weiter.
Nach den Unwettern vom Samstag gab es am Sonntag neue Gewitter. Betroffen waren laut SRF Meteo zunächst das Tessin und das südbündnerische Misox und dann die Zentralschweiz.
Ein heftiges Gewitter mit Hagel und Starkregen zog am Sonntagnachmittag über die Kantone Luzern, Schwyz und Zug Richtung Ostschweiz. Bei den Polizeien gingen bis am frühen Nachmittag über 400 Notrufe ein. Es ging um Wassereinbrüche in Keller, über die Ufer getretene Bäche sowie überschwemmte oder blockierte Strassen.
Eindrückliche Bilder aus der #Zentralschweiz nach den unwetterartigen #Gewitter|n. #SRFMeteoVideo ^ng pic.twitter.com/1XMR8THqBx
— SRF Meteo (@srfmeteo) July 25, 2021
In Luzern etwa brachte das Gewitter Regenmengen von bis zu 32 Litern pro Quadratmeter. Begleitet wurde der heftige Regen teilweise von Sturmböen. In Oberägeri ZG erreichten die Böenspitzen 93 Kilometern pro Stunde, wie der Wetterdienst Meteocentrale mass. Dort musste wegen den Unwettern zudem ein Teil eines Betagtenheims evakuiert werden.
Die Feuerwehren standen in zahlreichen Gemeinden der Innerschweiz sowie auch im Kanton St. Gallen im Dauereinsatz. Auch der Strassenunterhaltsdienst hatte alle Hände voll zu tun, wie die Kantonspolizei Schwyz mitteilte. Zudem waren Bahnstrecken in der Innerschweiz wegen Unwetterschäden unterbrochen. Meldungen über Verletzte lagen nicht vor.
Schnee am 25. Juli 2021 ❄️🌧🌨 Cops & Feuerwehr am Schnee schaufeln mitten im Sommer 😅 #Gewitter #Schweiz pic.twitter.com/pXyjktg4uV
— Simon T. Fricker (@SimuFricker) July 25, 2021
Wegen Hochwassergefahr war die Bahnlinie zwischen Schachen und Wolhusen LU am Sonntagmittag während knapp einer Stunde unterbrochen. Ein Erdrutsch unterbrach den Bahnverkehr zwischen Schachen und Entlebuch LU. Die Unwetterschäden führten auch zu Unterbrüchen zwischen Küssnacht am Rigi SZ und Meggen LU, zwischen Pfäffikon SZ und Ziegelbrücke GL sowie vorübergehend zwischen Zug und Walchwil ZG. Wegen Überschwemmungen in der Talstation wurde auch der Bahnbetrieb auf den Zugerberg eingestellt.
Am Samstag gab es laut Meteonews fast 30'000 Blitze bis Mitternacht. Danach kamen noch weitere knapp 5000 dazu. Am höchsten war die Blitzanzahl in den Kantonen St. Gallen (6143), Thurgau (3999) und Zürich (3510), am geringsten in Genf (18) und Basel-Stadt (12).
Ein Blitzschlag legte am Samstag S-Bahn-Linien in Zürich zwischen dem Hauptbahnhof und Zürich Giesshübel lahm. In Oberhelfenschwil SG brannte am frühen Sonntagmorgen ein Einfamilienhaus. Die Polizei vermutete, das Feuer habe einen Zusammenhang mit einem Blitzschlag. Verletzt wurde niemand.
Die ersten stärkeren Gewitter bildeten sich am Samstag gegen 16 Uhr im Berner Oberland und in der Zentralschweiz. Sie zogen dann in die Ostschweiz. Die Niederschlagsmenge war sehr unterschiedlich, da die Gewitter sehr ungleich über die Schweiz verteilt waren.
In Appenzell AI fiel in zehn Minuten eine der grössten Regensummen, die in so kurzer Zeit in der Schweiz je gemessen wurde: Von 36.1 Millimeter Regen fielen 33.2 Millimeter in nur zehn Minuten, wie SRF Meteo auf Twitter schrieb. Laut Meteonews liegt der Rekord bei 41 Millimetern in zehn Minuten und wurde im Juni 2018 in Lausanne gemessen.
Auch starken Hagelniedergang gab es. Auf Bildern im Internet waren Ortschaften etwa in Appenzell Ausserrhoden zu sehen, die «schneeweisse», mit Hagelkörner belegte Strassen zeigten. Grosse Hagelkörner gingen am Samstag etwa auch in Uebeschi BE nieder mit einem Durchmesser von 2 bis 4 Zentimeter, wie SRF Meteo schrieb.
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Auch am Samstag gab es teilweise starke Böen. Laut Meteonews wurden in Quinten am Walensee 87 Kilometer pro Stunde und in Schmerikon am oberen Zürichsee 81 Kilometer pro Stunde gemessen.
Gewitter und heftige Niederschläge hielten am Samstagabend auch die Einsatzkräfte in Teilen des Kantons Bern auf Trab. Schäden wurden vor allem aus dem Seeland gemeldet. Bäume stürzten um, Wasser drang in Keller und Wohnungen ein. Verletzt wurde niemand.
Da es laut SRF Meteo keine langanhaltenden und stationären Regengüsse gab, verschärfte sich allgemein die Hochwassersituation nicht weiter. Gemäss dem Naturgefahrenbulletin des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) sank der Pegel des Neuenburgersees am Sonntagmorgen von der Stufe 4 in den Bereich der Gefahrenstufe 3 («erhebliche Gefährdung»).
Neues Naturgefahrenbulletin des BAFU zum #Hochwasser:
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Trotz neuen Gewittern sinken Seen und Flüsse, Entspannung Hochwasserlage setzt sich fort.https://t.co/Q5pOtGQQWO#Naturgefahren @meteoschweiz @Alertswiss pic.twitter.com/HnncAjKW5W
Auch am Bielersee war der Pegel in der Nacht auf Samstag knapp unter die Hochwassergrenze zurückgegangen. Weiterhin herrschte die Gefahrenstufe 3. Entspannt präsentierte sich die Lage am Thuner- und Brienzersee, wo auch am Sonntag Gefahrenstufe 1 («geringe Gefährdung») galt.
In den kommenden Tagen ist es laut Meteonews sehr wechselhaft mit Regengüssen und Gewittern, die lokal auch heftig ausfallen können. Extreme Gewitter mit grösseren Schäden sind aber kaum zu erwarten. Da sich der Regen über Tage verteilt, dürften die Fluss- und Seepegeln kaum ansteigen und sich damit die Hochwasserlage nicht verschärfen. (sda)