Schweizerinnen und Schweizer fahren gerne Geländewagen. Auf helvetischen Strassen ist der Anteil der SUVs und von Fahrzeugen mit Allradantrieb in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Damit machen die Autofahrerinnen und Autofahrer dem Bund einen Strich durch die Rechnung, was die CO2-Ziele angeht.
Die seit 2012 angestrebte Senkung der CO2-Emissionen von neu zugelassenen Fahrzeugen wurde nämlich nicht in dem Masse erreicht, wie erhofft. Dies zeigt ein detaillierter Bericht, den das Bundesamt für Energie veröffentlicht hat. Er untersucht die Auswirkungen der 2012 eingeführten Vorschriften. Das Ziel war, den CO2-Ausstoss auf 130 Gramm pro Kilometer zu senken. Wobei diese Zahl auf jeden Importeur angepasst wurde; abhängig vom Leergewicht der Fahrzeuge.
Zwar haben die – auch im grossen EU-Markt geltenden – Vorschriften insgesamt Wirkung gezeigt. Seit 2012 ist der Ausstoss zurückgegangen. Doch die konkreten Ziele wurden nicht erreicht.
Seit 2017 steigen die Emissionen gar wieder. 2018 lag der CO2-Ausstoss bei 137.8 Gramm pro neuzugelassenem Fahrzeug. Grund für den Anstieg sind – neben der Schweizer Vorliebe für Allradantrieb und Geländewagen – auch eine neue Messmethode und der Rückgang der Dieselverkäufe.
Die verpassten Ziele haben für verschiedene Importeure Konsequenzen: Sie müssen Strafzahlungen leisten, weil ihre Fahrzeugflotte mehr CO2 ausstösst als vorgesehen. 2018 waren dies rund 31 Mio. Franken.
Während einige Importeure wie BMW oder Volvo unter den Vorgaben lagen, musste Mercedes beispielsweise 10 Mio. Franken Sanktionen zahlen. Der Importeur von Fiat, Chrysler, Jeep und Alfa Romeo leistete gar 11 Mio. Franken Strafzahlungen. «Es ist denkbar, dass die höheren Gewinne von emissionsstarken Fahrzeugen die Wirkung der Sanktionen überstiegen haben», schreibt der Bund.
Seit diesem Jahr wird die Schraube für die Autohersteller nochmals stark angezogen, obwohl die Vorgaben bisher nicht erreicht wurden. Seit Anfang 2020 dürfen im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausgestossen werden.
Für Andreas Burgener, den Direktor von Auto Schweiz, ist klar: Die Vorgaben sind «unrealistisch». Vor 2025 sei diese Marke nicht zu schaffen; schon gar nicht mit dem Verbrennungsmotor. «Die Sanktionszahlungen dürften drastisch ansteigen», sagt Burgener. «Am Ende bezahlt dies der Kunde.»
Bisher waren die Schweizer bereit, diesen Mehrpreis zu bezahlen: Die Neuwagenverkäufe stiegen in den letzten Jahren. Laut dem Bund hatten die Vorschriften und Sanktionszahlungen keinen negativen Einfluss auf das Wachstum der Autobranche. Wie teuer die Sanktionen kommen, entscheidet sich demnächst konkret: Anfang März wird das CO2-Gesetz im Nationalrat behandelt. Dort wird festgelegt, welche Übergangsregeln für die Autoimporteure gelten.
Wie der Artikel zeigt, haben die Importeure bisher kaum Anstrengungen unternommen, den Verkauf von "nachhaltigeren" Fahrzeugen anzukurbeln.
Werbungen für Elektrofahrzeuge gibts erst seit Ende letztem Jahr. Die Strafen sind vermutlich tatsächlich zu tief. Die Zielvorgaben sind jedoch schon lange definiert. Von mir aus können diese solange verschärft werden, bis nur noch E-Fahrzeuge beworben werden und ganz vorne am Schaufenster stehen. Das ist dann das Indiz, dass die Strafen schmerzen. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Leider.