Die oh-so-fröhliche Zeit wird vermehrt in Streitereien zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern hineingezogen. Als letztes Jahr Weihnachten auf einen Sonntag fiel, forderte die Schweizer Gewerkschaft Unia einen generellen Verkaufsverzicht. Damit die Angestellten in Ruhe feiern konnten. In Deutschland setzten die Gewerkschaften den US-Riesen Amazon wiederholt in der vorweihnachtlichen Zeit mit gezielter Arbeitsverweigerung unter Druck.
Diese negative Momentum nutzt der deutsche Detailhändler Lidl nun in einer Art von PR-Jiu-Jitsu: Obwohl der Montag der 24. Dezember eigentlich als normaler Werktag gelte, verzichte Lidl Schweiz auf den Verkauf in den frühen Abendstunden, vermeldet Lidl in einer Mitteilung. «Alle Lidl-Filialen der Schweiz schliessen ihre Türen an Weihnachten bereits um 16:00, damit die Mitarbeitenden den Weihnachtsabend zusammen mit ihren Familien verbringen können.»
Der deutsche Harddiscounter spart in der Mitteilung nicht mit Selbstlob, ganz im Sinne von «Tue Gutes und sprich darüber»: «Lidl setzt sehr grossen Wert auf die Zufriedenheit seiner Mitarbeitenden.» Gerade am Fest der Liebe sei die Zeit mit der Familie besonders wichtig. Deshalb habe man entschieden, die Filialtüren an den diesjährigen Weihnachten frühzeitig zu schliessen und die Mitarbeitenden früher nach Hause gehen zu lassen. Die Rechnung des Milliarden-schweren Konzerns dürfte gewesen sein: etwas weniger Umsatz, dafür den Ruf als Arbeitgeber etwas aufbessern.
Bei der Migros sind die Öffnungszeiten je nach Genossenschaft und Region unterschiedlich. Teilweise haben die Geschäfte an Heilig Abend bis 17 Uhr offen. Bei Coop scheinen die Sonderöffnungszeiten noch nicht veröffentlicht zu sein.
Die Frage nach den Öffnungszeiten in der weihnachtlichen Zeit entwickelt sich zum alljährlichen Klassiker. 2017 hatten die beiden deutschen Discounter Lidl und Aldi schon publikumsträchtig schweizweit auf den Sonntagsverkauf verzichtet. Die Gewerkschaften sahen die Schmerzgrenze schon 2014 erreicht. Längere Arbeitszeiten im Advent würden nicht mehr Umsatz bringen, sondern nur die Arbeitsbedingungen verschlechtern.
2015 wurde vor dem Fest der Liebe um den Berchtoldstag gestritten. Das Verständnis für den Sozialpartner war auf beiden Seiten so ganz und gar nicht christlich ausgeprägt: Die Gewerkschaften wollten nicht akzeptieren, dass man den Angestellten kein verlängertes Wochenende gönnen wollte, zumal zuvor ohnehin viel Leistung verlangt worden sei. In der Ostschweiz hingegen, etwa bei Kreuzlingen, verwiesen die Arbeitgeber auf eine geradezu dramatische Situation, weil der Einkaufstourismus dem Gewerbe zusetzte. Da dürfe nicht auch noch die unternehmerische Freiheit eingeschränkt werden. (aargauerzeitung.ch)