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Wirtschaft

Kontaktloses Zahlen: Kreditkarten und Debitkarten erobern die Schweiz

Da freut sich unser Symbol-Kontaktlos-Bezahler: Die Funktion wird immer mehr genutzt.
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«Tappen» wir bald nur noch? So bezahlt die Schweiz

Seit 2014 bieten Kredit- und Debitkarten die Funktion des kontaklosen Bezahlens an. Neue Zahlen zeigen: Der Siegeszug des «Tappens» ist nicht aufzuhalten.
27.03.2019, 10:5828.03.2019, 08:04
Reto Fehr
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Noch ist das Bargeld auch in der Schweiz nicht wegzudenken. Doch seit 2014 die ersten Kredit- und Debitkarten mit Kontaktlos-Zahl-Funktion in den Umlauf gelangten, ist der Siegeszug des bargeldlosen Bezahlens nicht aufzuhalten.

Welche Art der Bezahlung brauchst du im Alltag am meisten?

Schon Mitte 2015 mutmasste Sandro Graf, Experte am Swiss Payment Research Center der ZHAW, gegenüber der «Handelszeitung»: «In 5 Jahren werden wir alle immer nur tappen.» «Tappen», das ist das einfache kurze Hinhalten der Bankkarte an das Zahlungsgerät. Beträge bis zu 40 Franken können dadurch ohne Pin-Eingabe beglichen werden. Nie war Zahlen an der Kasse schneller. Und der Gebrauch wächst rasant, wie neueste Zahlen des Swiss Payment Monitor, die watson vorliegen, zeigen.

Der Siegeszug des Kartenzahlens

Seit 2005 explodierte die Zahl der Kartenzahlungen förmlich. Kreditkarten werden rund viermal so häufig eingesetzt wie noch vor 13 Jahren. Insgesamt wurde 2018 über 465 Millionen Mal mit der Kreditkarte bezahlt.

Transaktionshäufigkeit inländischer Kreditkarten

Die Prozentzahlen für den Inlandgebrauch sind auf ganze Zahlen gerundet.
Die Prozentzahlen für den Inlandgebrauch sind auf ganze Zahlen gerundet.Quelle: Swiss Payment Monitor / Grafik: watson

Noch intensiver wird die Debitkarte (beispielsweise Bank- oder Postkarte) benutzt. Hier bewegt sich die Zahl der Transaktionen bereits gegen die Milliardengrenze.

Transaktionshäufigkeit inländischer Debitkarten

Der aussergewöhnliche Sprung von 2014 zu 2015 hat vor allem damit zu tun, dass die Schweizerische Nationalbank SNB 2015 den Erhebungskreis der Daten erweitert hat.
Der aussergewöhnliche Sprung von 2014 zu 2015 hat vor allem damit zu tun, dass die Schweizerische Nationalbank SNB 2015 den Erhebungskreis der Daten erweitert hat.quelle: swiss payment monitor / grafik: watson

Auffällig dabei: Von den 465 Millionen Zahlungen mit der Kreditkarte wurden fast 40 Prozent im Ausland getätigt. Ganz anders sieht es bei der Debitkarte aus: Nur rund 4 Prozent aller 934 Millionen Transaktionen wurden im letzten Jahr im Ausland getätigt.

Oder etwas vereinfacht gesagt: Wer in die Ferien reist, zückt viel eher die Kreditkarte, wer in der Schweiz an einer Kasse steht, klaubt praktisch ausnahmslos die Debitkarte aus dem Portemonnaie.

Der Siegeszug der Kontaktlos-Karten

Gerade in den letzten Jahren ist das Kartenzahlen noch einmal rasant gestiegen. Das ist wohl nicht zuletzt auf die Einführung des Kontaktlos-Zahlens zurückzuführen. Dieses existiert für Kredit- und Debitkarten seit 2014. In dieser Zeit hat sich dessen Verbreitung massiv gesteigert. Mittlerweile sind 95 Prozent der Kreditkarten mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet.

Bei den Debitkarten haben mittlerweile 71 Prozent aller Bank- und Postkarten die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens. 2018 waren erstmals mehr Kontaktlos-Debitkarten im Umlauf als Kreditkarten – und die Kurve zeigt weiter nach oben.

Bild
quelle: swiss payment monitor / grafik: watson

Der Siegeszug des «Tappens»

Die rasante Verbreitung der Kontaktlos-Karten macht sich bemerkbar – und wie.

Wie die neusten Zahlen aus dem Swiss Payment Monitor zeigen, ist das Bezahlen mittels «tappen» förmlich explodiert. Alleine im letzten Jahr hat sich die Nutzung bei den Debitkarten beispielsweise annähernd verdreifacht. Insgesamt 248 Millionen Mal wurde die Bank- oder Postkarte nur noch gegen das Lesegerät gehalten und nicht mehr in den Kartenschlitz geschoben.

Anteil kontaktloser Inlandzahlungen Debitkarten

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quelle: swiss payment monitor / grafik: watson

Anteil kontaktloser Inlandzahlungen Kreditkarten

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quelle: swiss payment monitor / grafik: watson

Eine Entwicklung, die man auch bei den beiden grossen Detailhändlern in der Schweiz spürt. Bei der Migros erfolgen 41 Prozent aller Zahlungen bargeldlos. Statt im Portemonnaie nach Münz zu graben, zücken wir immer öfter das Kärtchen. Wird dabei eine Kreditkarte benutzt, wird dies in 48 Prozent der Fälle kontaktlos getan, bei Debitkarten gar zu 70 Prozent. Mediensprecherin Cristina Maurer Frank bestätigt: «Kontaktlose Zahlungen nehmen bei Kredit- und Debitkarten weiter zu.»

Coop teilt auf Anfrage mit: «In unseren Verkaufsstellen, welche über Self-Checkout-Stationen verfügen, nutzen rund 40 Prozent den Self-Checkout-Service.» Knapp die Hälfte bezahle zudem bargeldlos – egal ob an der Kasse oder beim Self-Checkout. Wie hoch der Anteil des Kontaktlos-Zahlens ist, konnte Coop nicht sagen.

Klar ist aber: Geht der Siegeszug des «Tappens» in diesem Tempo weiter, behält Simon Graf mit seiner Prognose vielleicht sogar noch recht.

Daten und Quellen
Die Daten stammen aus einer Vorabinformation zum Swiss Payment Monitor 2019 der Universität St.Gallen und der ZHAW. Dieser wird voraussichtlich Ende Mai im Detail erscheinen. Für die Studie wurden öffentliche Daten der SNB makroökonomisch ausgewertet.
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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MyPersonalSenf
27.03.2019 11:09registriert Mai 2018
Und trotzdem schien es auf allen portalen immer so als ob das „Bares ist Wahres“ credo das einzig wahre wär.. und alle Angst vomKontaktlosen bezahlen hätten. Die Wahrheit liegt wieder mal auf der Strasse... und nicht bei den Newsportalen-panikmache.. sorry
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HerbertBert
27.03.2019 12:37registriert Juni 2018
Solange man Wählen kann wie man zahlt passts doch.

Ich habe nach Jahren wieder vorwiegend auf Bar gewechselt, weil ich so besser sehe/spüre was ich ausgebe.
Klar über Apps und dergleichen sieht mans auch, aber es ist (für mich) doch etwas bewusster und bremsender wenn ich dem Händler eine Hunderter Note in die Hand drücke als kurz die Karte hinzuhalten.
Dadurch gebe ich mittlerweile wieder weniger aus.

Jedem das seine. Lasst uns einfach alle Möglichkeiten offen.
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Jörg Wirz
27.03.2019 12:39registriert Dezember 2017
Die Konsumenten scheinen nicht zu wissen, dass sie mit den Kreditkarten mit plumpen Angeboten geködert werden, damit sie die Debitkarten möglichst nur am Geldautomat verwenden. Die Geschäfte / Läden bezahlen immer noch enorme Gebühren für die über Kreditkarten getätigten Verkäufe. Diese holen sie natürlich über den Verkaufspreis wieder rein................. -> keine Kreditkarten, günstigere Preise!!!
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