Schweiz
Wirtschaft

PostAuto rechnete auch im Ausland nicht sauber ab

PostAuto rechnete auch im Auslandsgeschäft nicht sauber ab

03.07.2018, 15:4903.07.2018, 16:50
Mehr «Schweiz»
ARCHIV - ZUR MK POST ZUR POSTAUTO-AFFAERE, AM MONTAG, 11. JUNI 2018, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDE ARCHIVBILDER ZUR VERFUEGUNG ---- Postautos auf dem Postautodeck im Bahnhof in Chur, am Freitag, 24. Janu ...
Bild: KEYSTONE

PostAuto hat auch bei ihren Auslandsgesellschaften in Frankreich und Liechtenstein nicht sauber abgerechnet. Die Wirtschaftlichkeit des Ausland-Engagements von PostAuto sei unvollständig dargestellt worden, räumte die Post ein.

Vertiefte Abklärungen der Post hätten bestätigt, dass PostAuto zwischen 2007 und 2012 dem damaligen Stammhaus verdeckt Gewinne ausgeschüttet habe. Dies sei in Form von nicht zulässigen Lizenzgebühren für das Nutzen der Marke PostAuto gemacht worden, wie die Post am Dienstag in einem Communiqué mitteilte.

Insgesamt flossen so im besagten Zeitraum rund 67 Millionen Franken von PostAuto ins Stammhaus. Mit dieser Praxis seien die Gewinne der PostAuto Schweiz AG tief gehalten worden. Das sei «inakzeptabel», hiess es.

Der Untersuchungsbericht des Anwaltsbüros Kellerhals Carrard zeige zudem, dass im Zeitraum der verdeckten Gewinnausschüttungen in den Konzern Geld «in ähnlichem Umfang» in das Auslandsgeschäft von PostAuto investiert worden seien. Dies lege den Verdacht nahe, dass mit den unrechtmässig erwirtschafteten Gewinnen das Auslandsgeschäft aufgebaut wurde.

Verluste in Liechtenstein kaschiert

Die verdeckten Gewinnausschüttungen in das Stammhaus hätten keine Auswirkungen auf die Ergebnissituation der beiden Auslandsgesellschaften gehabt. Es seien aber bei CarPostal France wie auch bei PostAuto Liechtenstein «gewisse Kosten» nicht belastet worden. Die damaligen «strategischen Entscheide» seien zwar rechtens, heute aber «kritisch zu beurteilen», hiess es in der Post-Mitteilung weiter.

Wären die Kosten direkt zu Lasten der Auslandsgesellschaften gegangen, hätte in Frankreich erst zu einem späteren Zeitpunkt ein positives Betriebsergebnis (Ebit) erzielt werden können. Für PostAuto Liechtenstein hätte es unter diesen Umständen in den vergangenen Jahren überhaupt kein positives Ebit gegeben.

Angesichts dieser Erkenntnisse werde auch das künftige Engagement in Liechtenstein überprüft. Die Erneuerung der Konzession steht für 2021 an. Die Post werde ihre bereits angekündigte Überprüfung der Verantwortlichkeiten nun auf das Auslandsgeschäft ausdehnen und rechtliche Verantwortungen abklären.

Köpferollen und Vergleich

Das Aufdecken von schwarzen Kassen bei PostAuto zum Erschwindeln von Subventionen in Millionenhöhe hatte in jüngster Vergangenheit zum mehreren Rücktritte geführt, darunter von Konzernchefin Susanne Ruoff sowie der Spitze der Postauto AG. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Ständerats befasst sich auch mit dem PostAuto-Skandal.

Die PostAuto-Tochter CarPostal France hatte erst kürzlich einen Rechtsstreit um Subventionen in Frankreich mit einem Vergleich beenden können. Nach Angaben der Post von vergangener Woche einigten sich die Parteien auf eine Zahlung von 6,2 Millionen Euro. (aeg/sda)

Urs Schwaller Postauto-Skandal

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Experte fällt klares Urteil zu Wolfsjagd in Russland von St.Galler-Wildhüter
Die Reise nach Russland zweier St.Galler Verwaltungsangestellter, finanziert mit Steuergeldern, sorgte für hitzige Diskussionen. Nun liegt SRF der Reisebericht vor. Ein Wolfsexperte hat ihn analysiert – für ihn ist der Fall klar.

Gemeinsam mit einem Wildhüter hat der Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen in Russland an einer Wolfsjagd teilgenommen. Ende Januar genehmigte der zuständige Regierungsrat Beat Tinner die fünftägige Reise. Das sorgt für heftige Diskussionen bei Tierschutzorganisationen und in der Politik – auch weil die Reise in der steuerfinanzierten Arbeitszeit stattfand. Die Kosten für die Reise hätten die beiden Teilnehmer jedoch selber getragen, das Department habe bloss die Arbeitstage dafür zur Verfügung gestellt, präzisiert Tinner.

Zur Story