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Corona Schweiz: Bundesrat will Flüge aus Brasilien nicht stoppen

Bundesrat Alain Berset spricht an einer Medienkonferenz ueber die neusten Entscheide des Bundesrates zur Coronavirus-Pandemie, am Mittwoch 31. Maerz 2021, in Bern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Alain Berset will die Massnahmen für Brasilien-Reisende nicht verschärfen.Bild: keystone

Swiss darf weiterfliegen – Bundesrat hält Stopp für Flüge aus Brasilien für nicht nötig

Für den Bundesrat sind die Flüge aus Brasilien kein Problem. Auch weitere Massnahmen am Flughafen, wie sie etwa in Kanada eingeführt wurden, sind derzeit nicht geplant.
31.03.2021, 18:3101.04.2021, 14:22
Corsin Manser
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Der Druck auf den Bundesrat steigt. Am Dienstag berichtete watson, dass eine sehr gut belegte Swiss-Maschine in Zürich landete – direkt aus dem Corona-Hotspot Brasilien. In den Sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten sorgte dies für viel Unverständnis. Am Mittwoch forderten Nationalrat Alois Gmür und Nationalrätin Ruth Humbel den sofortigen Stopp der Flugverbindungen aus Brasilien.

Der Grund dafür: In Brasilien ist die Corona-Lage prekär. Am Dienstag meldete das Gesundheitsministerium in Brasilia 3780 Tote im Zusammenhang mit Covid-19 innerhalb von 24 Stunden – so viele wie noch nie. Mit ein Grund dafür, dass die Situation ausser Kontrolle geraten ist, ist die Mutante P.1. Die Virus-Variante ist möglicherweise ansteckender als die in der Schweiz vorherrsche B.1.1.7-Mutante. Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass sie das Immunsystem umgehen kann.

Trotz dieser beunruhigenden Entwicklungen fliegt die Swiss derzeit fünf Mal wöchentlich direkt aus Sao Paulo nach Zürich.

Vorerst kein Flugstopp

Von einem Flugstopp will der Bundesrat vorerst jedoch nichts wissen. Man verfolge die Situation in Brasilien «sehr besorgt», sagte Alain Berset am Mittwoch vor den Medien. Es gebe aber bereits viel weniger Flüge als sonst. Zudem müssten sämtliche Personen vor dem Flug einen Test machen und sich danach in der Schweiz in Quarantäne begeben, sagte der Gesundheitsminister.

Man könne sich aber fragen, ob nicht noch zusätzliche Massnahmen notwendig sein würden. Diese seien bereits bekannt. «Als die englische Variante auftauchte, gab es für einige Zeit keine Flüge mehr.» Mit dem Test und der Quarantäne sei man aber derzeit nicht so schlecht dran. «Wir verfolgen das ziemlich detailliert.»

Video: extern / rest

Auch Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, sagte, man verfolge die Situation sehr genau, aber derzeit seien die P.1-Fälle in der Schweiz sehr tief. Man beurteile die Lage aber jeden Tag neu und behalte sich weitere Massnahmen vor, wenn diese notwendig würden.

Einen Flugstopp schliesst Berset nicht grundsätzlich aus. Das sei aber eine sehr harte Massnahme, die man nicht lange aushalten könne. «Es bleibt aber sicher eine Möglichkeit, wenn es notwendig sein sollte.»

Kein weiterer Test am Flughafen

Auch von anderen Massnahmen wie zum Beispiel einem weiteren Test am Flughafen wollte Berset nichts wissen. Diesen Schritt unternahm etwa der kanadische Premierminister Justin Trudeau kurz nachdem bekannt wurde, dass sich in der Provinz British Columbia die Mutation P.1 immer stärker ausbreitet und die Fallzahlen ansteigen. Personen, die jetzt in Kanada landen, müssen am Flughafen einen zweiten PCR-Test machen, sich danach in eine staatlich organisierte Quarantäne-Einrichtung begeben, bis ein negatives Testresultat vorliegt.

In der Schweiz muss man bei der Landung hingegen nur einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Danach muss man sich zwar in Quarantäne begeben, darf dies aber in einer Einrichtung seiner Wahl tun. Um vom Flughafen dorthin zu gelangen, darf man auch den ÖV zu benutzen. Das BAG empfiehlt diesen zwar zu vermeiden, ein Verbot gibt es aber nicht.

Man habe eine Situation, die besser sei als in umliegenden Ländern, rechtfertigte Berset die derzeitige Strategie des Bundesrates. «Weil wir dezidiert und im richtigen Moment interveniert haben.»

Man müsse wirklich aufpassen mit Brasilien, meinte der Gesundheitsminister. «Aber heute mit einem obligatorischen Test, weniger Flügen und obligatorischer Quarantäne können wir diese Fälle finden. Wir haben keine Signale, dass das heute ein Problem wäre.»

Die Swiss darf über Ostern also vorerst weiter von Sao Paulo nach Zürich fliegen. Morgen Donnerstag kommt die nächste Maschine an. Weitere folgen am Samstag, Sonntag und Montag.

Bereits gestern nahm das BAG zu den Flügen Stellung:

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mentos
31.03.2021 18:56registriert Mai 2020
Schwer zu verstehen, dass Restaurants weiterhin geschlossen bleiben, aber ein Flug mit 200-300 Passagieren von Brasilien in die Schweiz wird als unproblematisch bezeichnet.
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Glaubinöd
31.03.2021 18:59registriert März 2020
Alles klar Hr. Berset. Ein Flugstopp ist also eine harte Massnahme. Inwiefern hart? Für wen?
Ich will dann einfach nicht hören, dass die Massnahmen verlängert werden müssen, aufgrund steigender Fallzahlen (im Zusammenhang mit dieser brasilianischen Virusvariante). 😡
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Amaranth17
31.03.2021 18:38registriert April 2015
Heute ist es kein Problem, aber in 2 Wochen dann.
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