Die Post ist derzeit so gefragt wie nie. Alleine im April verarbeitete sie 17 Millionen Pakete – noch einmal deutlich mehr als letztes Jahr vor Weihnachten. Doch auf lange Frist braucht die Post eine neue Strategie.
Die Briefmenge nimmt laufend ab und das Paketgeschäft ist margenschwach. Am Donnerstag hat die Post-Spitze nun ihre Ideen vorgestellt, wie sie das Unternehmen umbauen will.
Die Post setzt in ihrer Strategie 2021 bis 2024 auf gezieltes Wachstum in den Bereichen Logistik und digitaler Information. Das Wachstum dient der Sicherung der Grundversorgung, wie Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller am Donnerstag in einer Videokonferenz für die Medien erklärte.
Die vorgesehenen Investitionen von 3 Milliarden Franken stemmt die Post aus eigenen Mitteln. Sie nutzt dabei Reserven, laufende Erträge und je nachdem Verkäufe von nicht betriebswichtigen Immobilien, wie Finanzchef Alex Glanzmann sagte.
Die neue Strategie reagiert auf den Wandel im Postmarkt in den letzten 20 Jahren und auf neue Kundenbedürfnisse. Die Briefmengen und das Schaltergeschäft brachen ein. Der Paketmarkt hingegen boomt dank des Onlinehandels. In der Corona-Krise hat die Post im April so viele Pakete befördert wie nie zuvor.
Die neue Strategie fokussiert deshalb auf die Kernkompetenzen, wie Postchef Roberto Cirillo sagte: Transport von Waren, Informationen und Personen sowie Finanzdienstleistungen. Die Mittel für Wachstum und Grundversorgung sollen die Logistik- und Kommunikationsdienste als anvisierte Wachstumszweige erwirtschaften.
Dafür werden die bisherige Postmail (Briefpost) und Postlogistics (Pakete) zusammengelegt. Die internationale Warenlogistik will die Post ausbauen. Um die Warenströme zu sichern, sind gemäss Cirillo auch Zukäufe im grenznahen Ausland geplant.
Der zusammengelegte Unternehmenszweig wird sechs Einheiten umfassen, erklärte Cirillo weiter. Das sind Briefe und Pakete im Inland mit Schwerpunkt auf der letzten Meile, Brief international, Medienmarkt und Werbung, Stückgut und Güterlogistik, spezielle Branchenlösungen sowie Logistikdienstleistungen. Cirillo sagte, künftig werde so der Pöstler wieder öfter Pakete bringen.
Bei der digitalen Kommunikation spielt die Post den Trumpf Briefgeheimnis aus. Der früher physische Briefverkehr soll nahtlos in den digitalen Informationstransport unter Wahrung höchster Vertraulichkeit übergehen. Dabei will die Post ihre Rolle als Anbieterin im Gesundheitswesen und im Behördenverkehr ausbauen.
Das selbst betriebene Filialnetz öffnet die Post durch die Auslagerung in eine eigene Gesellschaft für Unternehmen und Behörden. Privatisiert wird es aber gemäss Verwaltungsratspräsident Schwaller nicht. Ende März hatte die Post 962 Filialen. 2019 belief sich das Defizit des Poststellennetzes auf 132 Millionen Franken.
Mit der neuen Strategie endet der Kahlschlag bei den Filialen, versicherte Schwaller. Die Zahl der von der Post betriebenen Filialen wird sich bei 800 stabilisieren. Ende März hatte die Post 962 Filialen. Diese fuhren ein Defizit von 132 Millionen Franken ein.
Der Beizug von Dritten in den Poststellen soll diesen den physischen Kontakt mit ihren Kunden ermöglichen. Auch die Flächen werden so besser ausgenützt, hielt Schwaller fest. Am Defizit der Poststellen dürfte das nichts ändern. Wenn sich deren Verluste bei rund 100 Millionen Franken einpendeln, sei das verkraftbar, sagte er.
Die übrigen Konzernteile der Post sind von der neuen Strategie wenig betroffen. Postauto soll im öffentlichen Personenverkehr auf der Strasse führend bleiben, Post Solutions sich international weiterentwickeln.
Die Bankentochter Postfinance legt ihre Strategie später vor. Gemäss Schwaller und Cirillo müssen Bundesrat und Parlament jetzt klären, ob Postfinance Kredite und Hyothekarkredite vergeben darf. Diese Diskussion sei wichtig, denn die Postfinance habe als systemrelevante Bank Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen. Wie die Post reagiert, wenn das Kreditverbot bleibt, wollte Schwaller nicht sagen. (sda)
Das als neu zu verkaufen, ist doch die Höhe! Hätten sie vor 20? Jahren auch nicht zu trennen brauchen. Ich fand das schon damals Mumpitz, auch wenn es mich in meiner Gegend nicht betrifft.
Die Digitalisierung läuft doch ganz gut, abgesehen von ein paar Kinderkrankheiten. Trotzdem halte ich es für einen Fehler noch mehr Filialen zu schliessen. Das wird ein grosser Verlust an Infrastruktur und Image.