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Post-Chefin Susanne Ruoff tritt zurück!

Susanne Ruoff, CEO, spricht an der Bilanzmedienkonferenz der Schweizerischen Post AG, am Donnerstag, 8. Maerz 2018 in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Susanne Ruoff tritt als Post-Chefin zurück. Bild: KEYSTONE

Post-Chefin Susanne Ruoff tritt zurück

10.06.2018, 21:2311.06.2018, 07:13
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Post-Chefin Susanne Ruoff ist am Freitag wegen des Buchungsskandals bei Postauto per sofort zurückgetreten. Sie übernehme die Verantwortung für die Umtriebe in dem Unternehmenszweig, teilte die von ihr beauftragte Kommunikationsagentur am Sonntagabend mit. Der Rücktritt kommt kurz vor der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zur Postauto-Affäre.

Ruoff habe nach Einsicht in die Untersuchungsberichte festgestellt, dass es zwischen 2007 und 2015 Hinweise auf die widerrechtliche Buchungspraxis bei Postauto gegeben habe, schreibt die Kommunikationsagentur Christine Maier in einem Communiqué an die Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Es gebe keine Beweise, dass Ruoff von der Praxis Kenntnis gehabt habe. Ruoff hält gemäss der Mitteilung «deutlich» fest, dass sie nichts von den fiktiven Buchungen gewusst habe, die auch schon vor ihrer Zeit als Chefin getätigt worden waren. Sie habe sich auf interne und externe Kontrollen verlassen.

Übernimmt Verantwortung

Als Leiterin des drittgrössten Konzerns der Schweiz übernehme sie aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung». Den Informationen zufolge besprach sie sich auch mit dem Verwaltungsrat. «Für die Vorfälle und die Unruhe bei Postauto möchte ich mich persönlich entschuldigen», lässt sich Ruoff zitieren.

Der Post-Verwaltungsrat nahm die Kündigung der Konzernchefin vor dem Hintergrund des Untersuchungsberichts zur Kenntnis. Die Untersuchung sei abgeschlossen und die Berichte würden vorliegen, teilte die Post mit.

Der Verwaltungsrat habe seine Entscheide getroffen. Von Seiten des zuständigen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) war am Sonntagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA keine Reaktion zu erhalten.

Edith Graf-Litscher (SP/TG), die Präsidentin der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen, sagte am Abend, für sie sei nicht der Rücktritt Ruoffs ausschlaggebend. Die Affäre sei noch lange nicht abgeschlossen. Massgeblich seien der Bericht der von der Post eingeleiteten Untersuchung und später die Untersuchungsergebnisse des Bundesamts für Polizei (Fedpol).

Nach Auffliegen der Buchhaltungstricksereien bei Postauto hatte der Post-Verwaltungsrat unter Präsident Urs Schwaller Ruoff sein Vertrauen ausgesprochen – zumindest bis der Untersuchungsbericht vorliegt. Auch die oberste Postchefin, Bundesrätin Doris Leuthard, sah zunächst keinen Grund, Ruoffs Rücktritt zu fordern.

Ergebnisse am Montag

Die Ergebnisse der externen Untersuchung will die Post am Montag zusammen mit den Entscheiden des Verwaltungsrats vor den Medien präsentieren.

Anfang Februar war bekannt geworden, dass die Postauto AG jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen hatte. Letztere verlangen deshalb 78.3 Millionen Franken von der Post zurück.

Neben der posteigenen externen Untersuchung ist zur Postauto-Affäre ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet worden. Der Bundesrat hat auf Antrag des Uvek das Bundesamt für Polizei (Fedpol) damit betraut.

Seit 2012 bei der Post

Die 60-jährige Managerin Ruoff übernahm Ende 2012 die Leitung der Post mit ihren rund 60'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unter ihrer Ägide kam es zu Poststellenschliessungen und zur Überführung von Postdienstleistungen in Agenturen. Der Prozess läuft weiter.

Ruoff stiess von British Telecom Schweiz, wo sie Konzernchefin war, zur Post. Sie folgte auf Jürg Bucher. Zuvor hatte Ruoff in diversen multinationalen Unternehmen gearbeitet. Bei ihrer Berufung lobte die Post besonders ihre Kenntnisse der digitalen Welt, denn die Postkunden würden vermehrt nach elektronischen Dienstleistungen verlangen. (mik/sda)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Füdlifingerfritz
10.06.2018 19:59registriert März 2018
Als Konzernleiterin des drittgrössten Konzerns der Schweiz übernehme sie aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung».
Selbstverständlich. Also wenns nicht anders geht. Also weil ich halt muss. Viele Monate danach. Doch, doch, das nimmt man ihr echt ab, das mit der Verantwortung. :-D
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DartVaidder
10.06.2018 20:04registriert Oktober 2016
"Ruoff hält «deutlich» fest, dass sie nichts von den fiktiven Buchungen gewusst habe, die auch schon vor ihrer Zeit als Chefin getätigt worden waren. Sie habe sich auf interne und externe Kontrollen verlassen"
Unglaublich! Die Revision hat darauf hingewiesen, es liegen Protokolle vor welche dies aufzeigen und der PA-Chef selber hat darauf hingewiesen. Ich frage mich einfach, weshalb diese "Manager" keine Ehre und Charakter haben, hinstehen und die Verantwortung übernehmen. Ein weiteres Beispiel, wie wieder ein weiterer CEO überaus schwach agiert - Egomanie pur...
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Carlitos Fauxpas
10.06.2018 21:15registriert April 2018
Die "Grossen" übernehmen hochnäsig

"die Verantwortung"

Die Kleinen spickt man auf die Strasse
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