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SchweizerInnen verlieren die Lust auf Schokolade

SchweizerInnen verlieren die Lust auf Schokolade

01.03.2021, 09:4601.03.2021, 09:48
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ZUR BILANZMEDIENKONFERENZ DER BARRY CALLEBAUT AG AM MITTWOCH, DEM 1. APRIL 2015, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Schokolade aus dem Hause Barry Callebaut steht auf einem Tisch  ...
Bild: KEYSTONE

Die Schweizer und Schweizerinnen haben 2020 so wenig Schokolade genascht wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Dieser Rückgang ging allein zulasten der einheimischen Schokoladeindustrie. Und auch im Exportgeschäft stockte der Absatz. Der Branchenumsatz brach um gut 15 Prozent ein.

Der Pro-Kopf-Schokoladenkonsum in der Schweiz fiel mit 9.9 Kilogramm das erste Mal seit 1982 unter 10 Kilogramm, wie der Verband Schweizerischer Schokoladefabrikanten Chocosuisse am Montag mitteilte. Erst 2019 hatte sich der Konsum nach Jahren des Rückgangs noch stabilisiert.

Hast du jetzt auch Lust auf Schokolade bekommen?

Im Zuge der Coronakrise waren Restaurants, Hotels und Cafés mehrere Monate geschlossen und das Geschäft mit internationalen Touristen lag fast brach. Die einheimischen Schokoladehersteller setzten in der Folge rund 15 Prozent weniger im Inland um. Besonders bitter für sie: Zugleich verzehrten die Konsumenten mehr ausländische Schokolade. Davon wurde 2020 sogar 1.8 Prozent mehr importiert. Der Importanteil stieg damit auf ein neues Allzeithoch von 43 Prozent nach 41 Prozent im Vorjahr.

Auch im eigentlichen Hauptertragsgeschäft - dem Export - lief es kaum besser: Dort sank der Umsatz um knapp 14 Prozent. 70 Prozent der von der hiesigen Industrie produzierten Schokolade gehen in den Export. Insgesamt setzte die Branche mit 1.53 Milliarden Franken 14.5 Prozent weniger um als noch im Vorjahr. Die in der Schweiz hergestellte Menge an Schokolade sank um über 10 Prozent auf noch 180'000 Tonnen.

Weitere Fabrik geschlossen

Auch verlor der Produktionsstandort Schweiz 2020 weiter an Gewicht: Nachdem 2017 eine Schokoladefabrik infolge Verlegung der Produktion nach Frankreich geschlossen worden sei, habe 2020 eine weitere Schokoladefabrik ihre Tore für immer schliessen müssen, schreibt Chocosuisse. Bekanntlich musste die Berner Schokoladefabrik Gysi Ende Juni den Betrieb einstellen.

Deshalb mögen Chinesen Schweizer Schokolade nicht

Video: srf/Roberto Krone

Damit verbleiben den Angaben zufolge heute noch 16 Schokoladefabriken in der Schweiz. Über die ganze Branche ging die Zahl der Angestellten um 4.8 Prozent auf knapp 4'400 zurück.

Teure Rohstoffe

Chocosuisse sieht die Schokoladenindustrie weiter unter Druck. Der Start ins Jahr 2021 sei von anhaltenden Herausforderungen geprägt gewesen. Im Januar 2021 sei die Exportmenge um 15.3 Prozent zurückgegangen, aber die Importe ausländischer Schokolade hätten um 5.4 Prozent zugenommen.

Diese Entwicklung werde durch den asymmetrischen Grenzschutz von Rohstoffen und Verarbeitungsprodukten gefördert: Als Folge dessen seien gewisse Rohstoffe in der Schweiz doppelt so teuer wie im Ausland, warnte der Verband. Mit der von den Zuckerherstellern geforderten Festschreibung eines Mindestgrenzschutzes für Zucker drohe eine zusätzliche Rohstoff-Verteuerung. Chocosuisse rufe die Politik dazu auf, auf diese protektionistische Massnahme zu verzichten. (aeg/sda/awp)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lykkerea
01.03.2021 11:39registriert September 2015
Solange ich im Homeoffice nur vom Bett zum Kühlschrank krieche, kann ich auch nicht den Schoggikonsum vom 2019 aufrechterhalten 😂
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ch.vogel
01.03.2021 13:35registriert Mai 2014
Wäre sehr interessant zu wissen, wieviel von dem Rückgang durch ausgebliebene Touristen verursacht ist.

Was nimmt jeder Tourist mit, wenn er aus der Schweiz ausreist? Praktisch immer etwas Schweizer Schokolade, oft auch sehr viel.

Und da es eher eine Art Souvenir ist, würden es die Touristen auch nicht ersatzweise im eigenen Land kaufen (was sich in der exportierten Menge zeigen würde).

Naja, man wird es an den Zahlen sehen, wenn Tourismus wieder auf ähnlichem Niveau wie vor Corona liegt.
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Delfina
01.03.2021 10:31registriert Oktober 2018
Wow, also an uns kanns nicht liegen...wir haben 2020 soviel Schoggi gegessen wie seit Jahren nicht mehr🤫😋
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