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Neue Studie zeigt: Schweizer Gletscher schmelzen in den Alpen am stärksten

Stefanie takes a picture in an ice cave in the Swiss Aletsch Glacier, during an autumn day, in Valais, Switzerland, Wednesday, September 25, 2019. The Swiss Aletsch glacier, one of the largest ice str ...
Der Aletschgletscher schmilzt und schmilzt. Bild: KEYSTONE

5 Meter weniger Eis pro Jahr: So dramatisch ist die Gletscherschmelze in Schweiz

Die Klimaerwärmung rafft die Gletscher dahin: Seit der Jahrtausendwende haben die Eispanzer in den Alpen einen Sechstel ihres Volumens verloren. Am stärksten geht der Aletschgletscher zurück.
25.06.2020, 11:0025.06.2020, 15:15
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Der Klimawandel lässt die Gletscher in den Alpen rasch schwinden. Wie dramatisch die Situation ist, berichten Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg im Fachmagazin «Nature Communications». Demnach verloren die Gletscher der Alpen seit der Jahrtausendwende bis 2014 etwa einen Sechstel (17 Prozent) ihres Eisvolumens – mehr als 22 Kubikkilometer. Besonders betroffen sind die Schweizer Alpen.

Aletschgletscher trifft es besonders stark

Aletschgletscher, Bild: shutterstock
Der Aletschgletscher schmilzt fünf Meter pro Jahr. Bild: IG UNESCO ALETSCH
«Schweizer Gletscher haben die grössten Gletscherflächen und gleichzeitig die grössten Schmelzraten.»
Christian Sommer

Den grössten Eisverlust stellten die Forscher in den Schweizer Alpen fest. «Diese haben die grössten Gletscherflächen und gleichzeitig die grössten Schmelzraten», sagte Christian Sommer vom Institut für Geografie. So schmolz die Oberfläche des Grossen Aletschgletschers im Schweizer Wallis, dem grössten Gletscher der Alpen, um mehr als 5 Meter pro Jahr in den unteren Lagen. «In den höchsten Lagen der Zentralalpen scheint es dagegen noch keine Eisschmelze zu geben», sagte Sommer.

In der Studie untersuchten Geografen erstmals die kompletten Alpen statt nur einzelne Gletscher oder Regionen. Dafür nutzten sie Daten von Radarsatelliten, um dreidimensionale Modelle der Erdoberfläche zu erstellen, und kombinierten diese mit optischen Satelliten-Aufnahmen. Dadurch konnten sie Fläche und Höhe der Gletscher messen. «Der Vorteil ist, dass man das Gletschervolumen im Ganzen betrachten kann», sagt Sommer.

Gletscher in Gefahr

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Gletscher in Gefahr
30. November: Wanderer auf dem Perito Moreno Gletscher in Argentinien.
quelle: getty images south america / mario tama
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Ganz anders in den Randgebirgen: Da beobachteten die Forscher einen Rückgang der Gletscher auch in den höheren Lagen. «Das spricht dafür, dass die Randbereiche die ersten Regionen sein werden, die künftig eisfrei sind», sagt Sommer.

Die Daten ermöglichen seinen Angaben nach, die Entwicklung des Grossteils der knapp 4000 Gletscher in den Alpen auszuwerten. Sie erlaubten aber auch Vorhersagen über das Schmelzwasser in den Sommermonaten, das für die Wasserversorgung und Energiegewinnung vieler Länder wichtig sei. «Das hat Auswirkungen über den Alpenraum hinaus, weil es Einfluss auf den Wasserhaushalt einiger grosser europäischer Flusssysteme mit Ursprung in den Alpen hat», erläutert Sommer. (sda/dpa)

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Vom Ende der Ewigkeit – eine Reise durch bedrohte Polarwelten
Die Fotografin Camille Seaman hat über zehn Jahre lang die Arktis sowie die Antarktis fotografiert.
quelle: dukas/catersnews / camille seaman
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Das Eis auf dem Rhonegletscher schmilzt im Rekordtempo
Video: srf
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Huckleberry
25.06.2020 16:55registriert Oktober 2019
Die Anzahl Kommentare auf diesen Artikel zeigen, wie wichtig das Thema Klimawandel für die Bevölkerung ist!
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α Virginis
25.06.2020 17:19registriert März 2017
Ich kenne den Aletschgletscher seit mitte 70er Jahre. Bin da jedes Jahr zum Wandern hin, aber irgendwann war einfach keine Freude mehr da, da der Gletscher, wie gesagt, einfach wegschmilzt. Merkich war der Schwund bereits um 1990, ohne irgendwelche Studien zu beühen (obwohl ich diese Studien begrüsse). Irgendwann wurde es auch gefährlich (Steinschlag und so), weil der Permafrost zurückgeht...
Ohne jetzt Gründe zu suchen, der Gletscherschwund zeigt die Globale Erwärmung auf und ist nur der Anfang dessen, was auf uns zukommt. Die Berge werden so nach und nach in die Täler stürzen.
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Huckleberry
25.06.2020 18:01registriert Oktober 2019
Mit dem schwinden von Schnee- und Eisflächen setzt sich eine positive Rückkopplung (was für das Klima negativ ist) in Gang. Man nennt das den Albedo Effekt.
Eis und Schnee reflektieren das meiste Sonnenlicht und damit Wärme zurück. Wenn jetzt aber diese Eisflächen verschwinden absorbiert der Boden oder auch das Wasser diese Wärme, was dazuführt, dass sich die Erde weiter aufwärmt und dadurch mehr Schnee und Eis schmilzt. Ein Teufelskreis der speziell in der Arktis katastrophale Auswirkungen hat!
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