Keine Lust auf den Pieks: Die Impfmotivation bei der jüngsten Altersgruppe, die sich bis jetzt impfen lassen kann, hält sich in Grenzen. Das stellten die Kantone einstimmig fest, sagte Linda Nartey von der Kantonsärzte-Vereinigung an der Pressekonferenz vom Dienstag. Warum ist das so? Die Suche nach einer Antwort beginnt an der Zürcher Wirtschaftsschule.
Caterina Faloucci kommt gerade mit drei Freunden von einer Prüfung: Der Semesterschluss steht an, der Sommer ist zum Greifen nah. Sie würde sich nur aus einem Grund impfen lassen: «Wenn ich in die Ferien gehen will. Sonst sehe ich den Sinn dafür nicht», sagt die 18-Jährige.
Was die Jugendlichen aus Zürich zur Covid-19-Impfung denken, erfährst du in diesem Video:
Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass sich pro Woche aktuell nur wenige Jugendliche impfen lassen. Auf 100 Einwohnende impften sich in der ersten Juni-Woche acht Personen, die zwischen 20 und 29 Jahre alt sind. Im gleichen Zeitraum impften sich auf dieselbe Menge zwei Jugendliche, die zwischen 10 und 19 Jahre alt sind.
Was diese Zahlen ein Stück weit erklärt ist, dass in den meisten Kantonen Jugendliche ab 16 Jahren erst seit Mitte Mai zur Impfung zugelassen sind. Vielerorts haben ausserdem noch einige andere Impfgruppen Vorrang.
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— Impfstatus Schweiz (@ImpfstatusS) June 8, 2021
Bei Pro Juventute ist man nicht der Meinung, dass die Impfbereitschaft bei Jugendlichen tiefer wäre als beim Rest der Bevölkerung, sagt Sprecherin Lulzana Musliu. «Was wir aus unserer Arbeit wissen ist, dass sich junge Menschen erst dann mit etwas beschäftigen, wenn es für sie greifbar ist. Sie leben mehr im Jetzt und entscheiden kurzfristiger. Dabei orientieren sie sich stark an ihrem Umfeld.»
Die Stiftung für Kinder und Jugendliche stützte sich auf eine Studie der Universität Basel, sagt Musliu weiter. Diese hat festgestellt, dass sich von den 400 befragten Jugendlichen rund 70 Prozent gegen Covid-19 impfen lassen würden, wäre der Impfstoff für sie verfügbar. Die Studie wurde Anfangs Mai dieses Jahres publiziert.
Im Kanton Bern versucht man derweil, den Jugendlichen etwas entgegenzukommen. «Wir haben 6000 Termine für die Impfgruppe R reserviert», sagt Gundekar Giebel von der Berner Gesundheitsdirektion. Zu dieser Gruppe gehören 16- und 17-jährige Personen. Am 4. Juni wurden die Spezialtermine aufgeschaltet. Noch sind 2900 Termine offen. «Es wird gebucht aber nicht in der Geschwindigkeit, wie wir es uns gewohnt sind», so Giebel.
*In einer früheren Version des Artikels hatten wir Deutschlands Impfstatus verlinkt. Die Schweizer Zahlen sind tiefer.
Natürlich wird unser Voyeurismus etwas befriedigt, aber auf Kosten der Rationalität und Methodik.