Schaut: Wie hübsch ist denn das Ding hier?
Sowas fahren – das wär's, gell?
Schon ... bis zum nächsten Defekt. Alte Autos haben nun mal ihre Macken. Sachen gehen kaputt. Weil, naja, alt. Wer eine längere Reise mit einem alten Auto plant, muss das entsprechende Mindset mitbringen, denn öfters als nicht könnte es eine Panne geben.
Nun kann man aber die Pannenanfälligkeit mit regelmässiger Pflege und – zum Teil kostspieliger – Renovation auf ein Minimum reduzieren. Und trotzdem bleibt das Fahrvergnügen eines Oldtimers ... gewöhnungsbedürftig. Der Bremsweg ist gefährlich lange, der Windlärm in der Fahrerkabine erheblich, das Kurvenverhalten zum Teil furchteinflössend und man muss den Geruch von Motorenöl mögen. Und, ach ja: So ziemlich jeder moderne Kleinwagen beschleunigt schneller als James Bond's Aston Martin DB5.
Alte Autos sind also in ziemlich jeder Hinsicht schlechter als moderne. Ausser in einem Aspekt: In dem nämlich, dass sie SOWAS VON VIEL BESSER AUSSEHEN.
Oldtimer fahren heisst also, auf alle angenehmen Aspekte verzichten alleine der Ästhetik zuliebe. Anders geht's nicht.
Oder vielleicht doch?
Was, wenn man einem Vintage-Auto seine wunderschöne Ästhetik belässt, aber unter der Karosserie moderne Technik einsetzt? Bremsen, die tatsächlich das Auto zum Stillstand bringen? Modernes Fahrwerk? Eine Elektrik, die auch funktioniert? Ach, wenn wir gleich dabei sind: Einen modernen Motor einbaut, der leichter, sparsamer, gleichzeitig aber viel leistungsfähiger ist? Viel mehr als eine Restauration, also. Eine Wiedergeburt.
Genau dieses Konzept verfolgen inzwischen eine Handvoll hochspezialisierter Automanufakturen mit zunehmendem Erfolg. Ikonische Sport- und Geländewagen der Automobilgeschichte erhalten so ein zweites Leben.
Ein Disclaimer gleich im Voraus: Ja, das ist teuer. Sau. Mässig. Teuer. Weil: Handarbeit und alles qualitativ unvorstellbar aufwändig und hochwertig gefertigt. Der unten erwähnte MGB von Frontline, etwa, einer der preiswerteren Göppel in dieser Liste, kostet mindestens 70'000 britische Pfund (aktuell 85'000 Franken). Einige der High-End-Singer-Porsches kosten mehrere Millionen.
Es bleibt ein Traum. Aber träumen darf man ja. Hier neun der Schönsten:
Das Konzept ist ebenso einfach wie genial: Man nehme das schönste Auto der Welt und gebe ihm die Fahrleistungen, die es verdient.
Jawohl, wir reden hier vom Jaguar E-Type, dem vielleicht ikonischsten Auto aller Zeiten. Während ein Original-E-Type aus den 60er-Jahren keineswegs langsam ist, holt Eagle aber jedes Quäntchen Leistung aus dem alt-ehrwürdigen Jaguar-6-Zylinder.
Selbstredend sind Optionen wie elektrische Servolenkung, Klimaanlage, Sportfederung und so weiter erhältlich. Aber solche Details bestimmt der Kunde – jedes einzelne Auto wird nach Mass gebaut.
Kostenpunkt? Der liegt bei 300'000 Franken bis ... nach oben offen, sagen wir mal.
Dank seiner unterhaltsamen YouTube-Videos ist Jonathan Ward einer der bekanntesten Köpfe dieser Szene.
Icon aus Südkalifornien baut jeden beliebigen Klassiker um – oft zu so genannten Derelicts: modernste Technik verbirgt sich hinter historisch korrekter Innenausstattung und dergleichen, während die Karosserie unlackiert belassen wird, Farbflecken und Sonnenschäden inklusive. Letzthin haben die einen 1949er Mercury zu einem EV umgebaut.
Das Markenzeichen der Manufaktur aus Südkalifornien sind aber zwei Ikonen (aha – daher der Name) der 4x4-Welt: Ford Bronco und Toyota Landcruiser aus den 60er- und 70er-Jahren.
Diese gibt es mit allen erdenklichen modernsten Heavy-Duty-Upgrades. Chevrolet LS3-Motoren für den Landcruiser, das Entsprechende aus dem Hause Ford für den Bronco. Dazu kommen alle erdenklichen, modernsten Offroad-Upgrades.
Zahlen bitte! Gerne – kommt auf 150'000 bis 250'000 Dollar!
Ausgerechnet in Abingdon, dem Städtchen nahe Oxford, wo die Original-MG-Fabrik einst stand, sind Frontline Developments beheimatet. Angefangen hat die Manufaktur als Rennstall und die langen Jahre Wettkampferfahrung fliessen in die Edel-Versionen ihrer MGs ein.
Der Original-MGB war einer der populärsten Sportwagen der Geschichte mit um die 500'000 verkauften Autos, doch ein Kraftprotz war er nie. Einfach ein hübsches Sportwägeli. Ganz anders die Versionen von Frontline. Die bekommen Omex-Rennmotoren von Mazda. Um die 300 PS für ein Auto, das 900kg wiegt. Rechne.
Das Resultat ist eine Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in weniger als vier Sekunden und ein Handling das Seinesgleichen sucht.
Ab 85'000 Franken ist man dabei. Ach, du willst eine V8-Version mit um die 400 PS? Geht auch ... für etwas mehr.
Alfaholics, in der westenglischen Grafschaft Somerset beheimatet, haben es sich zur Aufgabe gemacht, eines der Autos mit dem besten Handling der Automobilgeschichte noch besser zu machen: Alfa Romeo Giulia Sprint ist hier das Stichwort.
GTA-R 290 heisst ihre Flaggschiff-Version, das auf dem Giulia Sprint 1300 der 60er-Jahre basiert.
Man sieht es dem Ding nicht an, aber es hat eine Carbon-Motorhaube und -türen, womit es läppische 830 kg auf die Waage bringt. Dem 2,4-Liter-Motor hat man 240 PS entlockt und das Resultat fährt sich wie eine Rakete.
Alfaholics unterziehen etliche klassische Alfa-Romeo-Modelle ihrem rigorosen Modernisierungsprogramm, stets aber darauf achtend, dass das Wesen des Originals erhalten bleibt.
Kostenpunkt: Freilich gibt es unterschiedliche Aufbauarten für unterschiedliche Alfa-Modelle; für so eine Giulia GTA-R 290 muss man aber schon um die 190'000 Pfund hinblättern.
«Restored. Reimagined. Reborn.» Wenn es eine Marke gibt, welche das Genre definiert hat, dann Singer Vehicle Design mit seinen «Reimaginings» klassischer Porsches.
2009 gegründet vom ehemaligen Indierock-Sänger Rob Dickinson, hat die Marke derartigen Erfolg verzeichnen können, dass sie heute zwei Fertigungsstätten betreibt: eine in Kalifornien, eine in Oxfordshire.
Dickinson (der übrigens Cousin von Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson ist) prägte das Credo «everything matters». Kein Detail deines Autos ist unwichtig. Diskutieren wir über die Farbe der Sicherungskasten-Dichtung!
Und ja, dies schlägt sich im Preis nieder. Ein 700'000-Dollar-Singer ist mittlerweile einer der – öh – billigeren. Exemplare, die mehrere Millionen kosten, sind keine Seltenheit.
Dass der Getriebeentwickler von Aston Martin denselben Namen trägt (jap, das ‹DB› in ‹DB4›, ‹DB5› etc.) mag zwar Zufall sein, ist aber dennoch sehr gäbig. So etwa bei der Lancierung des Modells Speedback, eines ultraluxuriösen GTs, das stylingmässig einiges vom DB5 übernahm.
Doch David Brown Automotive bietet auch einen Klassiker an: Den Mini. Verzeihung, Mini Remastered.
Du willst den klassischen Mini-Look? Und nicht die abscheulichen Verballhornungen dessen, was unter «Mini» in der aktuellen Modell-Palette der BMW-Tochter durchgeht? Kannst du haben. Und zwar ohne dass man dabei die veraltete Technik in Kauf nehmen muss.
David Brown stattet den Mini Remastered mit allem Hightech-Krimskrams aus, den man heutzutage erwarten darf: Navigations-System, Unterhaltungselektronik, Klima etc. – hey, das Ding bekommt gar einen Becherhalter!
70'000 Pfund musst du aber springen lassen. Für einen Mini. Trotzdem: Wir wollen so sehr einen.
Cool & Vintage aus Lissabon verfolgt ein Konzept, das Ästhetik mit Utilitarismus kombiniert. Firmengründer Ricardo Pessoa erkannte richtig, dass die Optik stets das wichtigste Verkaufsargument ist.
Seine klassischen Land Rovers werden selbstredend mechanisch aufgewertet und perfektioniert, doch sollen hier keine Autobahn-Cruiser entstehen, sondern 4x4-Arbeitspferde, die gefälligst für ihre ursprüngliche Aufgabe genutzt werden sollen.
Verkauft wird das Produkt aber über die Präsentation. Gerade der Land Rover, der seine Formschönheit einzig und alleine seiner Funktion zu verdanken hat, ist aufgrund genau dieses Fehlens von Design zu einer Designikone sondergleichen geworden.
Und deshalb baut Pessoa, selbst Profifotograf, nach Eigenbekunden Autos, «die man in die Wildnis hinaus fahren kann – und dort fotografieren will».
Kostenpunkt: Der kann bei bis zu 150'000 Dollar liegen.
Mechatronik GmbH, in der Nähe von Stuttgart beheimatet, macht das, was Alfaholics, Frontline und Co. machen, aber für Mercedes-Oldtimer.
Hier bekommt man Designklassiker aus den 60er-Jahren mit Mercedes-Technik aus dem 21. Jahrhundert.
Die Modelle W-111 und SL werden im New-Tech-Ausbau angeboten – mit AMG-V8-Motoren und Sportfahrwerk.
Kostenpunkt: Zurzeit ist ein W-111-Coupé auf der Mechatronik-Website für 470'000 Euro zum Verkauf gelistet.
«The 356 Outlaws» – so beschreibt Rod Emory aus Oregon sein Unternehmen. Denn Emory (inzwischen die dritte Familiengeneration im Auto-Mod-Business) liebt die Porsche 356-Modelle der 50er-Jahren und ehrt deren Tradition – aber mit Mitteln, die zuweilen manchen Porsche-Puristen abschrecken.
So benutzt er eigene Motoren, «die aber Porsche-DNA enthalten», wie er es mit einem Augenzwinkern beschreibt. Darauf kann durchaus auch mal ein Turbolader montiert werden, etwa.
Die Puristen können ihn mal, so Rod Emory, denn jedes Auto, das er umbaue, sei in einem Zustand, in dem sich eine originalgetreue Renovation nicht mehr lohne.
Kostenpunkt: Je nach Modell kann das 200'000 bis 400'000 Dollar kosten. Was, wenn man die Preise für originale Porsche 356 ansieht, die in gutem Zustand sind, fast wieder okay ist.