Da ist er! Der neue Bond-Song von Billie Eilish!
Sehr schön! Und am Schluss noch den berühmten James-Bond-Akkord (Em maj7)! In den Worten Borats: I like. Man kann sich genau vorstellen, wie aus dem Karacho des üblichen Action-Vorspanns dieser doch sehr fragile Song folgt. Ihr so? Meinungen dazu bitte in den Kommentaren!
Egal, was man nun vom Billie-Eilish-Track hält, beim Stichwort «Bond-Song» denkt man immer noch vor allem an ... na, was wohl?
Dame Shirley BASSEY, B*tches!
The Girl from Tiger Bay.
Die absolute QUEEN dramatischer Power-Balladen.
Und die Sängerin, die fast im Alleingang definiert hat, wie ein Bond-Song tamminomol zu klingen hat: Bombastische Bläsersätze, anschwellende Streicherarrangements, spooky Halbtonschritte und bitteschön eine volumenstarke Leadstimme, die dir ein «GoldFINGAAAAAAAAAAAAAAAH!!!» um die Ohren schmeisst.
Derart wichtig ist Shirley Bassey für das Bond-Franchise, dass sie drei (oder vier – je nach Zählart; siehe Infobox zuunterst) Mal den Titelsong liefern durfte. An ihr wird jede Sängerin oder Sänger eines Bond-Songs gemessen. Selbst die grosse Tina Turner, die niemandem (und nun wirklich niemandem) etwas vormachen muss, kommentierte zu ihrem Bond-Song lediglich, sie fühle sich geehrt, in die Fussstapfen Shirley Basseys treten zu dürfen.
Aus gutem Grund: Keine andere Movie-Serie hat den Titelsong derart zu einem Grundpfeiler ihrer Filmstruktur gemacht. Dies einerseits dank zahlreicher ikonischer Songs, andererseits dank den ebenso ikonischen Titelsequenzen mit ihren kunstvollen visuellen Elementen (will heissen: Silhouetten von nackten Frauen, von Vorteil unter Wasser).
Grund genug, um über das bisherige 007-Musikschaffen zu sinnieren! Und deshalb, ohne weiteren Aufhebens:
Wir fangen von hinten an, also beim schlechtesten Song. Und der ist ohne Frage:
Wow. Gewisse Sachen altern schlecht. Dieses Autotune-Massaker eines Song-Versuchs etwa.
Hier hat man mindestens vier Songs in einem zu vereinen versucht. «Guck! Hier habe ich einen coolen Synthi-Lick!» – «Und ich habe hier eine lustige Gesangsmelodie-Idee!» – «Okay, aber der Refrain muss ein wenig Mitsing-Charakter haben, nicht? Etwas mit Oh-wo-eh-oh oder so?»
Ja, Duran Duran waren anno 1985 the hottest shit. Und marketingtechnisch hörte es sich nach der perfekten Lösung an, den steinalten Roger Moore den Kids näher zu bringen. Dementsprechend war der Track für die damalige Zeit super trendy und cutting edge ... bloss kein guter Song. Und «Dance into the fire; That fatal kiss is all we need» ist schlicht ein doofer Text.
Auf die Schnelle aus Versatzstücken zusammengebastelt von jemandem mit ADHS – so jedenfalls hört sich dieser Autounfall eines Songs an, mit seinen unnötig verkopften Schlagzeugbreaks. Mitsingen, irgendwer? Ach, stimmt – geht nicht.
Ha – hört man diesen Track gleich nach «Another Way to Die», merkt man, woher Jack White seine Ideen nahm. Immerhin ist Lulu bekanntlich stimmstark und die Komposition an sich ist auch nicht die schlechteste. Aber letztendlich hat man es hier mit einem etwas albernen Novelty-Track zu tun, der die magere Qualität des Films vorwegnimmt. Schade, denn die Titelsequenz ist optisch eine der schönsten der gesamten Serie.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Sam Smith ist ein unglaublicher Sänger. Und man kann es drehen und wenden, wie man will: «Writing's On the Wall» ist ein frickeliges Herumgejammere, das sich mehr nach Eurovision als nach 007 anhört.
Okay, ab hier sind alle Songs sicher mal qualitativ in Ordnung. Selbst diese Schnulze hier, die sich scheinbar von einem Hamilton-Film-Soundtrack der Siebziger rübergestohlen hat.
Wow diese Eingangsakkorde! Kein Zweifel, das ist Bond, James Bond! Und eingangs hört es sich auch an, als hätte man mit Gladys Knight eine etwas souligere Shirley Bassey für die späten Achtziger gefunden. Doch nach dem vielversprechenden Anfang versumpft der Track leider in seichtem Soul-Jazz-Pop-Gedudel. Schade.
Yay. Da ist er wieder, der grosse Mitsing-Refrain! Hey, die Sheena macht ihre Sache gut. Derart gut, dass sie – ein Unikum in der gesamten Bond-Serie – gar in der Titelsequenz vorkommt. Eine Titelsequenz, die wiedermal die klassischen Girls und Guns und G...öh...Schwimmszenen vorweisen kann.
Ui, was haben wir uns an den Kopf gefasst, als dieser Song veröffentlicht wurde! Was ist denn das für ein Bon-Jovi-Abklatsch? Und so was von kein Bond-Song! Tja, erste Eindrücke können täuschen. «You Know My Name» hat sich als erstaunlich beständig erwiesen, denn er ist ein gut geschriebener Song und passte auch bestens zum Vibe des damals neuen, harten Craig-Bonds. Kommt noch eine der ästhetisch markantesten Titelsequenzen der Serie dazu und schon darf man konstatieren: Okay, das ist eigentlich ziemlich geil. Und dass der Cornell-Selig ein grossartiger Sänger ist, wusste man schon im Vorhinein.
Wieder ein Track, der einiges besser ist, als man ihn in Erinnerung hat. Zugegeben, der guten Sheryl liegen die weit ausladenden Melodielinien des Refrains etwas weniger als die intimen Strophen, doch eine charakterstarke Stimme hat sie zweifelsohne.
Wenn es ein männliches Pendant zu Shirley Bassey gäbe, na wer denn sonst als The Tiger of Wales? Bombast-Dramatik gefällig? Kein Problem für Tom Jones! Ja, der Track hört sich ein klein wenig an wie eine Musterschüler-Klausur mit Titel «Schreibe einen typischen Bond-Song und beachte, dass alle typischen Bond-Song-Elemente darin Platz finden». Aber hey, Leute: Tom Jones! Tom Motherf*cking JONES!
Da ist sie ja, die gute Shirley Bassey, mit dem ersten von insgesamt drei Tracks in dieser Rangliste! Dabei war Shirley für «Moonraker» offenbar eher eine Notlösung. Anfänglich standen nämlich Frank Sinatra, danach Johnny Mathis zur Diskussion. Kate Bush wurde ebenfalls angefragt, musste aber aus Termingründen absagen. Worauf Komponist John Barry Shirley Bassey den Song wenige Wochen vor dem Release anbot. Das Resultat war ein Track, den Bassey unter gehörigem Zeitdruck lernen und aufnehmen musste und so folglich nie «als ihr eigener» betrachtete.
Naja. Jammern auf hohem Niveau, darf man auch sagen, denn: WOW. Hört mal genau hin, wie sie das singt! Das macht ihr so schnell niemand nach. Verdammt, die ist gut.
YEAH. Wie ikonenhaft ist dieser Song denn?! Zwar behauptete niemand, Nancy Sinatra sei die grösste Sängerin der Welt, doch dieser Track ist ein Paradebeispiel dafür, wie man durch Songwriting und Arrangement die Stärken einer Stimme hervorhebt.
By the way: Ihr geniesst hoffentlich die grossartigen Bilder dieser Titelsequenzen, oder? Okay, weiter geht's!
Einer der besten Bond-Filme aller Zeiten verdient einen der besten Titel-Tracks. Mit «Skyfall» von Adele geht das klar. Okay, eine klitzekleine Sache vermisst man: Sowohl die Komposition als auch Adeles Performance deutet auf eine grössere Steigerung hin als dann schlussendlich eintritt. So ein Shirley-Bassey-Showstopper-Moment halt. Noch eine Oktave höher oder so. Egal – ist wohl nicht Adeles Stil. Ein geiler Song ist's trotzdem.
Gibt man einem Paul McCartney den Auftrag, den neuen Bond-Song zu liefern, muss man sich gefasst machen, dass er sich einen Dreck um die Vorgaben kümmert – und dann Geniales abliefert. Dieses Proto-Prog-Rock-Juwel ist so was von bizarr und das ist gut so.
Okay, hier wurde ein klein wenig gemogelt, denn für die Titelsequenz (eine der besten, übrigens!) wurde die Instrumentalversion verwendet, während Matt Monros grossartige Gesangsperformance lediglich über den Abspann lief. Auf dem Soundtrack und im Radio war es aber selbstredend die Gesangsversion, die Bekanntheit erlangte, weshalb dieser Song für die Ewigkeit hier verdientermassen in die Top Ten kommt.
Bei «OHMSS» gab es aber keine Gesangversion der Titelmelodie, dafür aber Louis Armstrongs Single «We Have All the Time In the World», die zum Hit wurde (siehe Infobox unten). Der Bond-Song des Films ist aber sehr wohl dieser Instrumental-Track. Und was für einer!
Shirley Manson, Ladies and Gentlemen! Während der gleichnamige Film leider eher eine Niete ist, liefert die Garbage-Sängerin eine musikalische Perle.
«The Spy Who Loved Me» – zweifelsohne der beste Roger-Moore-Bond. Und der gleichnamige Titel-Track von Carly Simon ist ebenfalls der beste Song der Moore-Ära. «Der erste Bond-Song, der sexy ist», heisst es oftmals. Naja, ich finde bereits die E-Gitarre der ursprünglichen Bond-Melodie sexy, aber ja: Carly Simon ist hammer.
Diskussion überflüssig, denn hier haben wir es mit Tina Turner zu tun. Und ja, sie ist selbstredend GENIAL. «Goldeneye» ist aber weit mehr als bloss ein guter Track mit einer grossartigen Sängerin. Der Song ist das musikalische Pendant zu dem, was der gleichnamige Film innerhalb der Reihe darstellt: Die perfekte Schnittstelle zwischen alt und neu. Fügt man Retro-Zitate mit Aktuellem gekonnt zusammen, bekommt man Zeitloses.
«I don't need LOOOOOOOOOOOOOOOOOVE ...» – spätestens hier hat Shirley gewonnen. Ohnehin ist dieser Track eigentlich der bessere als «Goldfinger», der nur höher platziert wird aufgrund seiner populärkulturellen Bedeutung ... Ach, kommen wir doch gleich zur Sache:
Ich hab's eingangs schon erwähnt: Denkt man an einen Bond-Song, denkt man an schmetternde Bläsersätze gefolgt von Shirleys deklamatorischem «Goldfingaaaaah». Die kulturelle Bedeutung dieser Aufnahme lässt sich schlicht nicht wegdiskutieren. Kommt dazu, dass er der Titeltrack des wohl ikonischsten Bond-Films aller Zeiten ist. Ganz klar: «Goldfinger» ist Gold.
Aber weshalb ist er bloss auf der Zwei? Deswegen:
Ja, der beste Bond-Song aller Zeiten ist und bleibt die ursprüngliche Bond-Melodie. Geschrieben von Monty Norman und arrangiert von John Barry hat dieses Stück orchestrale Halbtonschritte und twangige Surf-Gitarren für immer mit dem Agentenfilm-Genre verknüpft. Wann immer James Bond in einer Action-Sequenz die Oberhand gewinnt und etwas – öh – jamesbondiges tut, gibt es genau eine Melodie, die passt. Und wenn es darum geht, dem Zuschauer klar zu machen, dass «Bond is back», ebenfalls. Am augenscheinlichsten vielleicht im genialen «Skyfall», als 007 dabei ist, mit seiner Vergangenheit abzuschliessen:
Aber zuerst noch dies:
So. Nun möchten wir aber gerne eure Meinung hören. Die Kommentarspalte steht euch offen.
gopf.