Sport
Analyse

Analyse zur Entlassung von Ludovic Magnin als FCZ-Trainer

Zuerichs Trainer Ludovic Magnin im Super League Spiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Lugano, am Samstag, 26. September 2020 im Stadion Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Ludovic Magnin ist als Trainer des FC Zürich gescheitert.Bild: keystone
Analyse

Die Engelsgeduld mit Ludovic Magnin hat sich nicht ausbezahlt

Analyse zur überfälligen und dennoch überraschenden Absetzung von Cheftrainer Ludovic Magnin beim FC Zürich.
06.10.2020, 09:1406.10.2020, 09:22
markus brütsch / ch media
Mehr «Sport»

Als Ludovic Magnin vom FC Zürich und dessen Präsidenten Ancillo Canepa als neuer Cheftrainer vorgestellt wird, sagt er: «Ich will unberechenbar sein, niemand in der Schweiz soll wissen, wie der FCZ am Wochenende aufläuft.» Er meint damit Taktik und Aufstellung. Gut zweieinhalb Jahre später ist zu sagen: An der Umsetzung hat es gehapert. Verwirrt hat Magnin die Konkurrenz kaum einmal. Viel eher seine eigene Mannschaft, die am Matchtag häufig nicht zu wissen schien, was genau zu tun ist.

Die Mängelliste beim FCZ in Magnins Amtszeit ist lang: Mit Ausnahme des glückhaften Cupsiegs 2018 (Gegner YB vom Meisterrausch verkatert) und des glückhaften Weiterkommens in der Europa League 18/19 (Leverkusen wurde in der 94. Minute ein reguläres Tor aberkannt) sind die sportlichen Resultate ungenügend. Zwei siebte Plätze in der Super League sowie ein zweimaliges frühes Ausscheiden im Cup in zwei Spielzeiten, die ganz in seiner Verantwortung liegen, sind ein schlechter Leistungsausweis.

Das 0:4 in Lausanne lässt das Fass überlaufen

Der 41-Jährige hat es nicht geschafft, dem Team eine erkennbare Handschrift zu verleihen. Eine kontinuierliche Entwicklung zu mehr Stabilität und hin auf ein höheres Niveau war nicht zu beobachten. Happige 0:4-Klatschen waren in der letzten Saison an der Tagesordnung, das blamable 0:4 bei Aufsteiger Lausanne am Samstag passte in diese Reihe und liess das Fass nach zwölf Pflichtspielen ohne Sieg nun selbst bei Ziehvater Canepa überlaufen.

Einwendungen, Magnin habe manche Einzelspieler weitergebracht, man sehe es doch gerade jetzt an den Verkäufen von Kevin Rüegg und Simon Sohm in die Serie A, klingen einleuchtend, aber: Hat Rüegg nicht eher stagniert und Sohm trotz Länderspielaufgebot noch nicht nachgewiesen, das überragende Talent zu sein, das einige in ihm sehen? Magnin hat sich nie gescheut, junge Spieler einzusetzen. Ein Schelm, wer denkt, er habe das gemacht, um sicher im Sattel zu bleiben. Im Januar ist er dafür noch mit einer Vertragsverlängerung um zwei Jahre belohnt worden.

FCZ-Trainer Ludovic Magnin teilt gegen Leverkusen aus

Video: watson/Angelina Graf

Magnin ist ein temperamentvoller FCZ-Trainer gewesen, aber viel zu oft auch einer, der den Anstand verloren hat und keine Zierde für die Trainerzunft war. Die Schiedsrichter werden nicht unglücklich sein, ihn nicht mehr an der Linie zu sehen.

Aus Trotz an einem Trainer festzuhalten, ist ungut

Es ist prinzipiell gut, wenn Vereine auch bei Misserfolgen nicht gleich einknicken und Trainern ihres Vertrauens die Treue halten. Wenn sie es aber vor allem aus Trotz tun und um Kritikern nicht recht zu geben, dann läuft etwas schief.

ARCHIVBILD ZUR ENTLASSUNG VON LUDOVIC MAGNIN --- FCZ Praesident Ancillo Canepa, links, beruhigt Trainer Ludovic Magnin im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem  ...
Hielt Präsident Ancillo Canepa aus Trotz so lange an Magnin fest?Bild: keystone

Klar, Canepa ist Besitzer des FCZ und wer zahlt, der befiehlt. Doch die grosse Fangemeinschaft muss deswegen noch lange nicht alles gut finden. Dass dem Präsidenten finanzielle Solidität wichtig ist, hat selbstverständlich gute Gründe. Der FCZ-Sympathisant wünscht sich aber schon auch, dass die Balance zwischen finanziellen und sportlichen Ambitionen stimmt.

Wer Magnins Nachfolger wird, ist offen. Es wird spekuliert, dass es Marc Schneider sein könnte, der am Montagmorgen beim FC Thun demissioniert hat. Oder kreiert der FCZ etwa das hoch explosive Duo Canepa/René Weiler?

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die wichtigsten Transfers des Corona-Sommers 2020
1 / 64
Die wichtigsten Transfers des Corona-Sommers 2020
Pajtim Kasami wechselt am Schweizer Deadline Day ablösefrei zum FC Basel. Der Nationalspieler hat einen Vertrag bis Sommer 2022 unterschrieben.
quelle: keystone / jean-christophe bott
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Betrinken und Beklagen mit Quentin
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
RichiZueri
06.10.2020 09:52registriert September 2019
Ich war seit der Verpflichtung als Spieler gegen Magnin. Gestern war für mich das Fussball-Highlight des Jahres. Aber ihm die Erfolge wie der Cupsieg oder das Bezwingen von Leverkusen abzusprechen ist schwach, ja sogar sackschwach von Watson! Formkurven wie auch Fehlentscheide gehören im Fussball seit jeher dazu und nach jedem Spiel könnten wir uns die "was wäre wenn" Frage stellen. Spricht dem Lüdo nicht auch noch seine einzigen zwei Erfolge als Trainer ab. Die zwei Jahre waren auch so schon schlimm genug!
10416
Melden
Zum Kommentar
avatar
Glenn Quagmire
06.10.2020 09:49registriert Juli 2015
Nun gut....mit dem Kader kann man auch keine Wunder vollbringen.
5811
Melden
Zum Kommentar
avatar
champedissle
06.10.2020 10:09registriert März 2020
Ich habe seinerzeit schon die Verpflichtung von Magnin nicht verstanden, schon gar nicht die "Geduld" mit ihm
437
Melden
Zum Kommentar
11
Die ZSC Lions finden keine Antwort, weil sie (noch?) zu weich sind
Gegen das wahre, das raue, das «böse» Lausanne kassieren die ZSC Lions die erste Playoff-Niederlage (2:4). Der Final steht 1:1. Wenn die Zürcher nach dem «weichen Donnerstag» nun auch am Samstag zu weich sind, um richtiges Playoff-Hockey zu spielen, dann droht die zweite Niederlage. Sie hätte unabsehbare Folgen.

Guten Abend liebe ZSC Lions. Die Playoffs haben begonnen. Der offizielle Playoff-Start war eigentlich bereits am 16. März mit dem Beginn des Viertelfinals gegen Biel. Für die ZSC Lions war erst am Donnerstagabend in Lausanne Playoff-Start. Die zweite Finalpartie wird für die Zürcher nach neun Siegen in Serie die erste mit Playoff-Intensität, Playoff-Tempo und Playoff-Härte.

Zur Story