«Statistik ist für Verlierer, die erklären wollen, weshalb sie verloren haben», pflegt der frühere Nationaltrainer und heutige TV-Experte Simon Schenk immer wieder zu sagen. Damit mag er zu einem gewissen Teil recht haben. Doch die Statistik bringt auch viel Nutzen und interessante Einsichten.
So wird in der aktuellen Halbfinalserie zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern unter den Fans nach Spielschluss immer gestritten diskutiert, welches Team das bessere war. Und ob der Sieg der anderen Mannschaft denn nun auch tatsächlich «verdient» war. Dabei sieht sich natürlich jedes Fanlager im Recht. Die Statistik kann hier helfen, diese Fragen bis zu einem gewissen Mass zu beantworten.
Die Statistik, die dafür verwendet wird, nennt sich «Corsi» (benannt nach Jim Corsi, der bis 2017 Goalie-Coach bei den St.Louis Blues war). In den Playoffs fällt auf, dass die ZSC Lions ihre einzigen zwei Niederlagen in Spielen kassiert haben, in denen sie das Spielgeschehen eigentlich unter Kontrolle hatten.
Bei der 1:4-Startniederlage im Viertelfinal gegen den EV Zug lässt sich das erklären. Damals gerieten die Zürcher früh in Rückstand und kämpften dann über 50 Minuten gegen die Niederlage an. Das Resultat: Sie kontrollierten bei ausgeglichenem Spielerbestand mehr als 54 Prozent der Schussversuche. Logisch: Teams, die versuchen, einen Rückstand aufzuholen, generieren oft mehr Schüsse als das in Führung liegende Team.
Bei der Niederlage im zweiten Halbfinalspiel gegen Bern sieht es etwas anders aus. Dort lagen die Zürcher während des ganzen Spiels gerade mal eine Minute zurück, kontrollierten aber beinahe 53 Prozent aller Schussversuche. So gesehen ist die Niederlage, ermöglicht durch einen zufälligen Abpraller beim Schiedsrichter, erst recht unglücklich.
Berner Fans mögen argumentieren, dass ihre Mannschaft in allen drei bisherigen Spielen «optisch überlegen» war. Das stimmt zu einem gewissen Punkt, liegt aber nur an den Special-Teams.
Zählt man in den bisherigen drei Spielen die Schussversuche aus allen Situationen – also auch aus Über- und Unterzahl – waren die «Mutzen» über weite Strecken das spielbestimmende Team. Das liegt vor allem an ihrem dominanten Powerplay. Doch ausgeglichenem Spielerbestand (5 gegen 5, 4 gegen 4 oder 3 gegen 3) wendet sich das Blatt. Dort hatten die Zürcher Löwen in bisher jedem Spiel die Oberhand.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn man die Tor-Ausbeute anschaut. Die Lions haben bei «even strength» bisher sieben Tore geschossen und nur vier kassiert (Plus-3-Bilanz). In den Special Teams kommen sie aber nur auf zwei eigene und vier Gegentreffer (Minus-2-Bilanz).
Wir versuchen deshalb die Diskussionen unter den Fans vorerst einmal zu beenden und sagen: Die ZSC Lions sind bisher über die ersten drei Partien gesehen das spielbestimmende Team. Der SC Bern hält sich aber dank seinen starken Special-Teams am Leben. Und wollen die Zürcher weiterhin gewinnen, müssen sie dringendst von der Strafbank wegbleiben.