In Zeiten der Coronavirus-Pandemie ist auch bei Länderspielen vieles anders geworden. Spieler fehlen, weil sie positiv getestet worden sind. Bei anderen, wie Xherdan Shaqiri oder Spaniens Siegtorschütze Mikel Oyarzabal, war lange Zeit ungewiss, ob sie am Samstag überhaupt würden spielen können, weil Tests zu Beginn der Woche aufgrund einer früheren Infektion positiv ausgefallen waren.
Medienkonferenzen mit Trainern und Spielern werden online abgehalten, und in den Stadien sind praktisch keine Zuschauer zugelassen. Die Partie am Samstag im Estadio Alfredo Di Stefano an der Peripherie Madrids fand vor leeren Rängen statt, nachdem am Tag zuvor in Spaniens Hauptstadt der Notstand ausgerufen worden war. Und auch am Dienstag gegen Deutschland in Köln dürften maximal 300 Zuschauer vor Ort sein.
Beim Geschehen auf dem Feld hat sich in diesen aussergewöhnlichen Zeiten aus Schweizer Sicht aber wenig verändert. Die SFV-Auswahl hat sich unter Petkovic spielerisch auf einem hohen Niveau etabliert. Unter ein gewisses Level fällt sie praktisch nicht mehr, auch wenn wie gegen Spanien Stammspieler wie Manuel Akanji, Kevin Mbabu, Denis Zakaria oder Breel Embolo fehlen. Gegen die Besten der Welt wird die Luft aber dünn – vor allem im Spiel nach vorne.
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— Sergio Ramos (@SergioRamos) October 11, 2020
Während Petkovics Mannschaft in der Defensive dank ihrer Klasse und Organisation den Vergleich mit keinem Team der Welt scheuen muss, fehlt es in der Offensive im Vergleich mit den Besten an Qualität, die auch im Kollektiv nur bedingt wettgemacht werden kann. Wenn Spieler wie Embolo oder Renato Steffen fehlen, Xherdan Shaqiri kaum Spielpraxis hat und Admir Mehmedi und Haris Seferovic zwar sehr bemüht, aber nicht in Topform sind, dann fehlt wie gegen Spanien die Durchschlagskraft.
«Wir haben auch gegen diesen Gegner gezeigt, dass wir nicht nur mithalten können, sondern phasenweise auch besser sind», sagte Petkovic unmittelbar nach der Partie. Wie der Tessiner zu diesem Schluss kam, blieb sein Geheimnis. Die Spanier hatten mehr Ballbesitz (61:39 Prozent), mehr Abschlüsse (13:3), mehr angekommene Pässe (570:369), mehr Corner (7:3); ihr Sieg war hochverdient. Die einzige gute Schweizer Chance in den 95 Minuten hatte mit Loris Benito ein Aussenverteidiger.
Die Niederlage der Schweizer war die logische Folge, zumal sie sich das Leben mit einem kapitalen Eigenfehler selber schwer gemacht hatten. Ein schlechter Pass von Yann Sommer auf Granit Xhaka führte nach einer knappen Viertelstunde zum Gegentreffer. Es war nicht der erste Fehler Sommers in diesem Herbst. Bereits beim 1:2 gegen die Ukraine im September sah er beim 0:1 schlecht aus. Und auch in der noch jungen Bundesliga-Saison vermochte der Keeper von Borussia Mönchengladbach nicht restlos zu überzeugen.
Petkovic nahm seine Nummer 1 in Schutz: «Es war eine unglückliche Situation.» Vielleicht hätten sie in dieser zu viel riskiert. «Aber so, wie wir spielen, muss man damit rechen, dass so etwas passieren kann.» Mehr ärgerte den Nationaltrainer die kurz zuvor vergebene Gelegenheit zur 1:0-Führung durch Benito. «Es war eine hundertprozentige, nein, eine tausendprozentige Chance», so Petkovic.
Nach vier Spielen in diesem Herbst steht die Schweiz damit noch immer ohne Sieg da. «Wir wussten bereits nach der Auslosung, dass wir mit der einen oder anderen Niederlage rechnen müssen», sagte Petkovic. Wichtig sei ihm die Art und Weise, wie die Mannschaft spiele. «Und da haben wir einen Schritt nach vorne gemacht.»
Die Fakten sprechen aber eine andere Sprache. In der FIFA-Weltrangliste droht der Fall aus den Top 10 Europas, was für die Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM in Katar nicht unbedeutend wäre. Und in der Nations League spielt die Schweiz – 2019 noch stolzer Teilnehmer am Finalturnier – gegen den Abstieg.
Am Dienstag folgt in Deutschland die nächste Partie. «Wir wollen zeigen, dass das 1:1 in Basel, als wir mehr Torchancen hatten als Deutschland, kein Zufall war», sagte Petkovic. Im November folgen dann die Heimspiele gegen Spanien und die Ukraine. «Dann müssen wir alles unternehmen, damit wir in der Gruppe A bleiben.» Zumindest in diesem Punkt waren sich alle mit dem Nationaltrainer einig.
Wie schon gegen die Ukraine, gab es gestern nur ein einziger Torschuss während 90min. Das ist schwach und auch für Fans äusserst langweilig.