Nicht nur Schweizer Eishockeyspieler haben im Sommer munter den Klub gewechselt. Die meisten Vereine waren auch auf dem ausländischen Transfermarkt aktiv und haben sich neue Import-Verstärkungen in die Mannschaft geholt. Wir verschaffen dir den Überblick, welche Spieler bei welchem Team im Einsatz stehen.
Die ZSC Lions bleiben ihrer Linie treu und verpflichten gerne auch mal einen Top-Ausländer von einem Ligakonkurrenten. Letztes Jahr schnappten sie Fribourg Roman Cervenka weg, diese Saison holen sie Garrett Roe von Zug. Was der US-Amerikaner bringt, ist nach zwei Jahren in der Schweiz bestens bekannt: viel Tempo, viel Offensivpotential. In 93 Ligaspielen für den EVZ hat er 100 Punkte gesammelt.
Einer der grössten Namen aller ausländischen Neuzugänge in diesem Sommer: Marcus Krüger ist allerdings kein Offensiv-Dynamo, sondern hat sich in der NHL eher als Defensivstürmer und perfekter Rollenspieler einen Namen gemacht. In 520 NHL-Spielen kam der Schwede auf 38 Tore und 85 Assists, ein geborener Skorer ist er also nicht. Doch in seiner Jugend galt er mal als hervorragender Spielmacher. Man darf gespannt sein, wie er sich mit mehr Eiszeit und einer offensiveren Rolle schlägt.
Jimmy Linch, Sportjournalist aus Chicago, sagt gegenüber Leading Sport: «Manchmal brauchst du einen Spieler, der in Unterzahl brilliert, Bullys gewinnt oder die gegnerische Toplinie neutralisiert. Das ist Marcus Krüger.» Rikard Grönborg, der neue Coach beim ZSC, kennt den Spieler aus der schwedischen Nationalmannschaft schon bestens und wird genau wissen, wie er ihn einsetzen kann.
Die Imports: Fredrik Pettersson (bisher), Maxim Noreau (bisher), Marcus Krüger (Chicago), Garrett Roe (Zug)
Mit Jan Kovar hat der EVZ einen der gefragtesten Spieler in Europa verpflichtet. Der Tscheche hat in der KHL durchschnittlich einen Punkt pro Spiel produziert. Letzte Saison versuchte er es in der NHL, schaffte diesen Schritt bei den Islanders und später auch bei den Bruins aber nicht.
Der Center könnte aber genau das sein, was Zug braucht. Der tschechische Journalist Anton Zelenko sagt gegenüber Leading Sport: «Kovar ist ein grossartiger Spielmacher. Er liest das Spiel sehr gut und kann seine Mitspieler perfekt in Szene setzen.» Soll heissen: Stell ihn an die Seite eines grossartigen Snipers wie Grégory Hofmann, und alles funktioniert nach Wunsch.
Kovar hat aber natürlich auch seine Schwächen. So soll der 29-Jährige ein eher schwacher Skater sein. Er kompensiere dieses Manko aber durch seine hohe Spielintelligenz.
Jan Kovar ist nicht der einzige fantastische neue Importspieler, den die Zuger diesen Sommer geholt haben. Erik Thorell ist ein äusserst talentierter Alleskönner. Letzte Saison erzielte er für Helsinki in der finnischen Liiga mehr als einen Punkt pro Spiel.
Obwohl er offensiv sehr gefährlich ist, übernimmt er auch defensiv Verantwortung. Bei HIFK kam er in allen Situationen zum Einsatz, also auch in Über- und Unterzahl. Der Schwede ist auch ein äusserst schneller Spieler, er sollte also in der Lage sein, Garrett Roe (zum ZSC) adäquat zu ersetzen.
Dass der 27-Jährige körperlich nicht so stark ist, sollte kein Problem sein. Er hat sich in Finnland durchsetzen können, also wird er das auch auf dem grösseren Schweizer Eisfeld schaffen. In den Playoffs skort er jeweils nicht mehr gleich regelmässig wie in der Regular Season.
Ein Weltmeister für den EVZ! Klingt beeindruckend, von den drei neuen Zuger Ausländern ist Oscar Lindberg wohl aber derjenige, der am wenigsten Schlagzeilen generieren wird. Das liegt an seiner Spielweise: Lindberg ist ein Zweiweg-Center, der nicht durch grosses Skorerpotential auffällt.
In der NHL (New York Rangers, Vegas Golden Knights und zuletzt Ottawa Senators), hat er oft eine Rolle in den hinteren Linien übernommen. In Zug dürfte er als Center die zweite Linie anführen. Dort wird er viele Bullys gewinnen, seinen Körper einsetzen und defensiv verlässlich spielen. Wie gross sein offensiver Einfluss sein kann, wird sich weisen.
Die Imports: Carl Klingberg (bisher), David McIntyre (bisher), Jan Kovar (Pilsen), Erik Thorell (Helsinki IFK), Oscar Lindberg (Ottawa)
Der finnische Weltmeister ersetzt bei den «Mutzen» den Schweden Adam Almqvist. Miika Koivisto ist ein moderner Zweiweg-Verteidiger. Das heisst: Er überzeugt in der eigenen und in der gegnerischen Zone. In seiner besten Saison (2017/18 bei Kärpät) erzielte er in 55 Spielen zehn Tore und 29 Assists. Letztes Jahr bei Dynamo Moskau war die Ausbeute mit drei Toren und 15 Assists in 48 Spielen geringer.
Laut Leading Sport ist der 29-jährige Finne ein sehr guter, mobiler Skater. Sein Spiel in der defensiven Zone basiere aber vor allem auf Stockarbeit und weniger auf seiner Physis.
Die Imports: Mark Arcobello (bisher), Andrew Ebbett (bisher), Jan Mursak (bisher), Miika Koivisto (Dynamo Moskau)
Ist das nicht der Haus-Satiriker von Radio SRF3? Nein, dieser Peter Schneider war letzte Saison Topskorer der österreichischen EBEL (35 Tore, 34 Assists in 54 Spielen). Scout Bernd Freimüller hat den Stürmer für laola1.at kürzlich genauer unter die Lupe genommen. Das waren seine wichtigsten Erkenntnisse:
Schneider sei ein explosiver Skater, mit einem enorm schnellen Antritt. Zudem soll er einer der besten Schützen der österreichischen Liga gewesen sei. Sowohl Slapshot wie auch der Schuss aus dem Handgelenk seien sehr gefährlich. Der 28-Jährige sei ein Spieler, der den Schuss dem Pass vorziehe. Er kann, wenn es sein muss, aber auch gute Pässe spielen. Schwächen sieht Freimüller im defensiven Spiel. Schneider verliere in der eigenen Zone manchmal etwas die Zuordnung.
Die Imports: Marc-Antoine Pouliot (bisher), Toni Rajala (bisher), Anssi Salmela (bisher), Peter Schneider (Vienna Capitals).
Der finnische Verteidiger Otso Rantakari wurde vom HCD temporär verpflichtet. Rantakari stand zuletzt bei Tappara unter Vertrag und wird bei den Bündnern Magnus Nygren ersetzen, der verletzt rund 3 Monate ausfällt. Er ist ein Offensiv-Verteidiger mit einem guten Schuss. Eine Waffe im Powerplay.
Einst war der Amerikaner mit albanischen Wurzeln eine Zukunftshoffnung der Montreal Canadiens. Doch auf NHL-Level konnte er sich nie wie erwartet durchsetzen. Letzte Saison spielte er für Örebrö in der schwedischen Liga und mauserte sich mit 12 Toren und 16 Assists in 31 Spielen zum Publikumsliebling.
Der Flügel überzeugt durch seinen Speed und seine Übersicht. «Habs Eye on the Prize» schrieb 2011 über den noch jungen Palushaj: «Sein Tempo ist jetzt sein bestes Werkzeug. Sein Passspiel ist sehr gut und er kann in der offensiven Zone den Gegnern gut ausweichen.» Palushaj (182 cm) wird – wie so oft bei nicht besonders gross gewachsenen Spielern – ein mangelhaftes Körperspiel zugeschrieben.
Noch ein eher klein gewachsener (177 cm), schneller Flügel für den HCD. Mattias Tedenby spielte einst für die New Jersey Devils und überzeugte in seiner Rookiesaison mit acht Toren und 14 Assists aus 58 Spielen. Diese Leistung konnte er in der Folge aber nie mehr bestätigen und musste fortan mit der AHL vorlieb nehmen, ehe er 2014 zurück nach Schweden wechselte.
Tedenby wird als «blitzschnell» beschrieben und soll über extrem feine Hände und eine tolle Stocktechnik verfügen. Ihm wurden mal über 30 Saisontore in der NHL zugetraut. Dieses Potential konnte er nie ganz erfüllen. Er dürfte für den HCD aber wertvoll sein, als Stürmer, der lieber selbst schiesst, als den Pass zu suchen.
Die Imports: Magnus Nygren (bisher), Perttu Lindgren (bisher), Aaron Palushaj (Örebrö), Mattias Tedenby (Jönköping).
Der NHL-Routinier bringt vor allem eines mit: viel Erfahrung. 2017 hat er mit Pittsburgh den Stanley Cup gewonnen, doch seine Karriere befand sich da schon auf dem absteigenden Ast. In der NHL hat er immer die Rolle des «Aufräumers» in der dritten oder vierten Linie übernommen.
Ein grosser Skorer war er nie, obwohl früher oft sein guter Schuss angepriesen wurde. Beim Lockout 2012/13 überzeugte er in Finnland mit 13 Toren und 12 Assists in 21 Partien. Seither hat er aber einiges von seinem Tempo eingebüsst. Er wird für Genf sicher viele Bullys gewinnen und in allen Situationen einsetzbar sein. Ein «Gamechanger» ist er aber nicht.
Die Imports: Henrik Tömmernes (bisher), Tommy Wingels (bisher), Daniel Winnik (bisher), Eric Fehr (Minnesota Wild)
Der US-Amerikaner ersetzt bei Fribourg den zu Linköping gewechselten Jonas Holos. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger bringt Gunderson einiges an Offensivpotential. Er schien zuletzt schon etwas auf dem absteigenden Ast, doch vergangenes Jahr erlebte er mit Brynäs nochmals eine Renaissance (8 Tore, 30 Assists in 52 Spielen).
Wie der schwedische Journalist Hans Abrahamsson gegenüber Leading Sport erklärt, ist Gunderson ein Musterprofi, der kaum je verletzt ist. Er sei ein guter Skater, der stark am Puck ist. Er ist aber auch schon 34 Jahre alt. Viel schneller wird er nicht mehr werden.
Ein Wort fällt beim Schweden in allen Scoutingberichten: Energie. Der Flügelstürmer bringt Intensität, Härte und Tempo mit, wann immer er auf dem Eis steht. Er ist einer dieser Spieler, der jeden Zweikampf annimmt.
Der 29-Jährige ist ein Stürmer, der gerne aus allen Lagen schiesst und sich auch direkt vor dem Tor wohl fühlt. Man kann von ihm die «schmutzigen» Tore erwarten – Abstauber und reingewürgte Pucks.
Man kennt Stalberg bereits in der Schweiz. 2017/18 überzeugte er in Zug mit 22 Toren und 28 Assists in 46 Spielen. Anfang letzte Saison folgte dann der überraschende Abgang nach Omsk. Nun ist er wieder zurück in der Schweiz und bringt Fribourg: viel Tempo, Tore und geballte Offensivpower.
Es ist eine Rückkehr. David Desharnais hat bereits im Lockout 2012 bei Fribourg gespielt und mit 16 Punkten aus ebensovielen Spielen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nun ist er aber sieben Jahre älter und dürfte etwas von seiner Geschwindigkeit eingebüsst haben.
Was sicher nicht zurückgegangen ist, ist seine Kreativität. Desharnais ist ein guter Spielmacher, mit grossartiger Puckbehandlung. Er hat sich trotz geringer Körpergrösse (170 cm) jahrelang in der NHL festgesetzt. An der Seite eines begnadeten Torschützen wie Julien Sprunger könnte er hervorragend funktionieren.
Die Imports: Ryan Gunderson (Brynäs), Daniel Brodin (Djurgarden), David Desharnais (Omsk), Viktor Stalberg (Omsk).
Atte Ohtamaa ist eine spannende Persönlichkeit. Diesen Frühling wurde er mit Finnland Weltmeister. Letzte Saison führte er das finnische Team Kärpät als Captain an. Der 31-Jährige hätte noch einen Vertrag bis 2023, hatte aber eine Klausel, die ihm ein Auslandjahr ermöglicht. Diese hat er gezogen und spielt nun für Lugano.
Ohtamaa ist ein Defensiv-Verteidiger. Seine Arbeit in der eigenen Zone ist herausragend. Erst letzte Saison hat er begonnen, auch seine Qualitäten in der gegnerischen Zone mehr zu entfalten. Besonders viele Tore und Assists darf man von ihm aber trotzdem nicht erwarten.
Nach Romain Loeffel nun also auch Ryan Spooner. Die Meldung, dass Lugano den NHL-Center verpflichtet habe, kam etwas überraschend. Man erwartete, dass der Kanadier in der NHL nochmals einen Job erhält. Schliesslich hat er in der Saison 2017/18 in 59 Spielen 41 Punkte erzielt. Das letzte Jahr war dann mit zwei Trades und einer Degradierung in die AHL deutlich schwieriger.
Was Lugano mit Ryan Spooner erhält, kann selbst NHL-Scout Thomas Roost nicht genau benennen. In seiner Kolumne schreibt er: «Selten ist eine Vorhersage derart schwierig bei einem Spieler wie bei Ryan Spooner. Ich werde auch heute noch nicht schlau aus ihm.»
Der Kanadier verfüge über grossartige Offensiv-Qualitäten, insbesondere im Powerplay als kreativer Spielmacher. Gleichzeitig sei sein Spiel ohne Scheibe unterdurchschnittlich und er erziele selbst zu wenige Tore. Man habe bei Spooner immer das Gefühl, dass er mehr aus seinen Qualitäten machen müsste.
Die Imports: Taylor Chorney (bisher), Linus Klasen (bisher), Jani Lajunen (bisher), Atte Ohtamaa (Kärpät), Ryan Spooner (Vancouver Canucks).
Den Amerikaner muss man in der Schweiz kaum mehr vorstellen. Robbie Earl geht bereits in seine achte Saison in der National League. Tempo und Tore soll er bringen. Ein Fragezeichen darf man allerdings hinter sein Alter stellen. Wie viel hat er tatsächlich noch drauf? In seiner letzten Saison bei Biel skorte er zehn Punkte weniger als noch im Vorjahr.
Zum wirklichen NHL-Stürmer hat es Maxwell nie gereicht. Meist stand der Kanadier vor seinem Wechsel nach Europa in der AHL im Einsatz. Die SCL Tigers haben in ihm einen defensiv extrem verlässlichen Center gefunden, der gut ins System von Heinz Ehlers passen wird. Wer sich von Maxwell aber besonders viele Tore und Assists erhofft, ist an der falschen Adresse. Seine offensive Qualität ist überschaubar.
Die Imports: Aaron Gagnon (bisher), Chris DiDomenico (bisher Ice Hogs/AHL), Harri Pesonen (bisher), Robbie Earl (Biel), Ben Maxwell (Spartak Moskau).
Lausanne setzt auf die gleichen vier Imports wie letztes Jahr. Josh Jooris, der aus der AHL zur Mannschaft gestossen ist, spielt mit einer Schweizer Lizenz, weil er als Jugendlicher schon im Waadtland gespielt hat.
Die Imports: Jonas Junland (bisher), Dustin Jeffrey (bisher), Petteri Lindbohm (bisher), Corey Emmerton (bisher),
Weil Stammgoalie Benjamin Conz länger ausfällt, hat Ambri-Piotta Dominik Hrachovina als Nummer 2 hinter Daniel Manzato verpflichtet. Der Tscheche spielte zuletzt als zweiter Goalie für Barys Astana in der KHL, wo er solide Leistungen zeigte. Der Vertrag läuft nur bis im November, eine Option auf Verlängerung besteht aber.
Man kennt den Amerikaner schon von einem kurzen Gastspiel in Zug in den letzten Spielen der Regular Season und den Playoffs (26 Spiele, 9 Tore, 6 Assists). Brian Flynn ist ein vielseitiger Stürmer, den man in allen Situationen einsetzen kann. Er ist in der Lage, sich direkt vor dem Tor durchzusetzen und «schmutzige» Tore zu erzielen.
Robert Sabolic hat die schier unmögliche Aufgabe, in Ambri Dominik Kubalik vergessen zu machen. Der Flügel ist schnell und kann auch aggressiv spielen. In Sachen Torgefahr wird der Slowene aber kaum an seinen Vorgänger herankommen. Er verfügt über einen soliden Schuss, der im Powerplay eine Waffe ist. Zuletzt spielte er in der KHL für Nischni Novgorod, wo er in 58 Spielen auf 16 Tore und elf Assists kam.
Die Imports: Nick Plastino (bisher), Mat D'Agostini (bisher), Jiri Novotny (bisher), Brian Flynn (Zug), Robert Sabolic (Novgorod), Dominik Hrachovina (Astana).
Nach Stationen in Fribourg und Zürich ist Roman Cervenka in der National League bestens bekannt. Beim ZSC verpasste er einen grossen Teil der letzten Saison wegen einer Lungenembolie, skorte in den restlichen Spielen aber dennoch fast einen Punkt pro Spiel.
In Höchstform ist der Tscheche einer der besten Spielmacher der Liga. Er spielt schwierigste Pässe genau auf die Schaufel der Mitspieler. Zudem arbeitet er auch gewissenhaft nach hinten. Ist er tatsächlich wieder gesund, kann Cervenka für die Lakers sehr wertvoll sein.
Andrew Rowe ist vom Spielertyp mehr ein Arbeiter denn ein Künstler oder ein Scharfschütze. Er ist physisch stark und ist sicher auch in der Lage, das Tempo in der National League mitzugehen. Zuletzt spielte er in Schweden bei Mora (46 Spiele, 15 Tore, 18 Assists). Der Klub hätte ihn gerne behalten, doch der Klassenerhalt wurde nicht geschafft, weshalb der Vertrag aufgelöst wurde.
Die Imports: Kevin Clark (bisher), Casey Wellman (bisher), Danny Kristo (bisher), Cervenka (ZSC), Andrew Rowe (Mora IK).
Zug hat ja echt beeindruckend zugelegt...Mal sehen, was draus wird.