Über die ersten zwei, drei heissesten Kandidaten eines NHL-Drafts wird jedes Jahr viel geschrieben. Dahinter kennt man – besonders ausserhalb Nordamerikas – bei einigen Talenten kaum mehr als den Namen. Doch gerade in diesem Jahr steht ein extrem guter, tiefer Draft-Jahrgang zur Verfügung, so dass sich auch die Mannschaften in den hinteren Regionen der ersten Runde gut verstärken konnten.
Hier sagen wir dir, wie gut die neuen Spieler sind, wie sie dem Team helfen können und ab wann du mit ihnen rechnen kannst.
Es kommt nicht oft vor, dass der Nummer-1-Draft ein Flügel ist. Viel eher sind es Center oder Verteidiger. Doch es besteht kein Zweifel: Alexis Lafrenière ist eine würdige Nummer 1.
Der Quebecois bringt schon jetzt das ganze Paket mit: ein herausragender Schuss, butterweiche Hände und eine unglaubliche Kreativität. Corey Pronman, Draft-Guru von «The Athletic», schreibt über den Kanadier: «Ich kann mich an Spiele erinnern, bei denen Lafrenière eigentlich neben den Schuhen wirkte und dennoch mehrere Punkte skorte.»
Neben dem Schuss hat Lafrenière auch eine hervorragende Übersicht, die es ihm erlaubt, starke Pässe zu spielen. Und er scheut sich auch nicht vor dem Körperspiel. Mit 186 Zentimetern Grösse und fast 90 Kilogramm Kampfgewicht geht er auch dorthin, wo es weh tut.
Am ehesten kann man beim 18-Jährigen das Skating bemängeln. Er ist nichts besonders explosiv, aber immer noch schnell genug, wenn er es sein muss. Scouts glauben, dass er, was die Geschwindigkeit betrifft, ein durchschnittlicher NHL-Skater sein wird. In Lafrenière erhalten die Rangers einen fantastischen Stürmer, der nächste Saison bereits NHL-ready sein wird.
Was bei Byfield sofort auffällt, ist seine bullige Gestalt. Der erst 17-jährige Kanadier ist einer der jüngeren Spieler im Draft und dennoch schon 194 Zentimeter gross und beinahe 100 Kilo schwer. Er benutzt seine Physis dazu, Duelle an der Bande zu gewinnen. Byfield wird als äusserst ehrgeizig beschrieben, der alles dafür macht, zum Abschluss zu kommen. Dennoch gilt er auch als guter Teamspieler.
Trotz seiner Grösse ist der Center auch ein sehr guter Skater. Er kann das Spiel seiner Linie antreiben. Sein Schuss ist eine gefährliche Waffe und auch seine Technik ist für einen Spieler von seiner Grösse sehr stark. Ein Bonus: Byfield wird nächste Saison schon ziemlich sicher bereit sein für die NHL.
Scouts kritisieren bei Byfield die Übersicht und auch etwas das Defensiv-Spiel. Wobei: Einig sind sich die Experten dabei nicht. Einige sehen gerade die Spielübersicht als Problem, andere finden sie zwar nicht überragend, aber bei weitem gut genug für die NHL. Byfield gibt LA den dringend benötigten jungen Center für die Zukunft.
Kaum ein Spieler hat in den Draft-Rankings einen derartigen Aufstieg hingelegt. Vor der Saison war Stützle eher im hinteren Teil der ersten Runde angedacht, nun wurde er ein Spitzenkandidat. Der Deutsche ist unglaublich flink und hat bei Adler Mannheim schon die ganze Saison gegen Erwachsene gespielt. Er schafft es, Checks mit schnellen Kurven auszuweichen und die Gegner so abzuschütteln.
Der 18-Jährige ist extrem kreativ und hat eine hervorragende Spielübersicht. Stützle trifft auch bei hohem Tempo die richtigen Entscheidungen. Er ist eher ein Spieler, der den Pass und nicht den eigenen Schuss sucht. Kein Wunder: Das Passen gehört zu seinen ganz grossen Stärken. Der Schuss ist nicht überragend, aber gut genug, um auf hohem Level zu bestehen.
Die Physis ist sicher keine Stärke Stützles. Der Deutsche ist zwar nicht extrem klein (184 cm, 85 kg), doch er zieht es vor, dem Körperspiel aus dem Weg zu gehen. Er gewinnt Zweikämpfe lieber mit seiner Übersicht und seiner Cleverness (ähnlich wie etwa Pius Suter).
Am Puck ist Raymond unfassbar stark. Der Schwede hat eine brillante Technik und damit lässt er Verteidiger im 1-gegen-1-Duell uralt aussehen. Er hat eine hervorragende Übersicht und ist deshalb in der Lage, überraschende Spielzüge zu führen. Auch deshalb wird er besonders im Powerplay eine grosse Waffe. Wenn es sein muss, kann er aber auch selbst einen gefährlichen Schuss auspacken. Gleichzeitig kann man den Flügel aber auch in Unterzahl einsetzen, denn er ist auch als Zweiwegstürmer verlässlich.
Raymond ist eher klein gewachsen (177 cm/75 kg). Normalerweise kompensieren Spieler ihre kleinere Grösse durch Speed und Wendigkeit. Der Schwede ist aber ein eher durchschnittlicher Skater. Letzte Saison kam er auf keine guten Zahlen, erhielt bei Frölunda aber auch kaum mehr als 10 Minuten Eiszeit pro Spiel. In die neue Saison in Schweden ist er hervorragend gestartet.
Es ist gut möglich, dass er etwas länger braucht als andere Draft-Kandidaten, bis er auf NHL-Level sein Spiel voll entfalten kann. Man erwartet, dass er die mittlerweile angebrochene Saison noch komplett in Schweden verbringt. Mit Zadina, Mantha, Bertuzzi und nun also Raymond sind die Red Wings auf dem Flügel sehr gut aufgestellt.
Bei Jake Sanderson waren sich die Scouts alles andere als einig. Einige sahen ihn als Top-5-Kandidat. Andere glaubten eher, dass er in der Mitte der ersten Runde gezogen wird. Vermutlich wird Sanderson nächste Saison noch für die University of North Dakota spielen und nicht in der NHL im Einsatz stehen.
Der Verteidiger ist auf jeden Fall ein äusserst interessanter Spieler. Er gilt als sehr guter Skater, nicht nur im Vorwärts- sondern auch im Rückwärtsgang und zur Seite. Gerade erst 18 Jahre alt geworden, ist der US-Amerikaner schon kräftig gebaut (186 cm/84 kg) und scheut deshalb auch nicht davor zurück, seinen Körper einzusetzen. Obwohl er sich in der Offensive zuletzt gesteigert hat, ist er kein grossartiger Spielmacher.
Scouts rühmen sein beinahe fehlerloses Spiel. Besonders herausgestrichen wird sein Positionsspiel ohne Scheibe. Er schafft es, die Gegner auf perfekter Distanz zu halten, und Gegenstösse so zu unterbinden. Ebenfalls erwähnenswert sind Aussagen seiner Teamkollegen: Demnach ist Sanderson in seiner Mannschaft äusserst beliebt, was auf einen hervorragenden Teamgeist hindeutet.
Trotz all dieser positiven Attribute ist es etwas überraschend, dass die Senators an dieser Stelle Sanderson und nicht Jamie Drysdale wählen. Vielleicht sehen sie etwas, das viele Scouts nicht gesehen haben.
Der nächste Verteidiger im Draft ist gleichzeitig auch einer der besten Skater des Jahrgangs. Das erlaubt es ihm nicht nur, sich stets in die Offensive einzuschalten, sondern auch in der Rückwärtsbewegung stets am richtigen Ort zu sein. Wenn er den Puck hat, ist er nur schwer zu stoppen, weil er so beweglich ist auf den Schlittschuhen. Drysdale hat eine gute Übersicht und ist in der Lage, ein Powerplay von der blauen Linie zu lenken. Er ist so gut, dass er bereits als 17-jähriger Verteidiger den Sprung in Kanadas U20-Nationalmannschaft geschafft hat, was für das dortige Niveau herausragend ist.
Drysdale ist für einen Verteidiger eher klein und leicht (180 cm/77 kg). Das physische Spiel ist sicher keine seiner Stärken, insbesondere wenn es Mann gegen Mann geht, ist er im Nachteil. Er schafft es dank seiner Cleverness und seines guten Positionspiels aber doch, Duelle zu gewinnen. Drysdale zu draften war eine gute Entscheidung von Anaheim. Nun haben sie endlich wieder einen potenziellen Starverteidiger in ihren Reihen.
Alexander Holtz ist einer dieser Spieler, der sich bereits regelmässig mit Erwachsenen messen konnte. Er spielt in der schwedischen SHL bei Djurgaarden und erzielte letzte Saison in 35 Spielen neun Tore und sieben Assists. Diese Zahlen als 17-Jähriger in einer der besten Ligen der Welt zeigen: Der schwedische Flügel ist die personifizierte Torgefahr. Holtz verfügt über einen unglaublichen Schuss – egal ob als Slapshot oder aus dem Handgelenk. Mit dieser Waffe ist er überall in der offensiven Zone äusserst torgefährlich – insbesondere natürlich im Powerplay.
Holtz hat auch feine Hände, um Gegner im 1-gegen-1-Duell zu schlagen. Doch Scouts befürchten, dass sein Spiel etwas eindimensional sein könnte und dass er sich zu sehr auf seinen Schuss verlasse. Er kann zwischendurch zwar auch gute Pässe spielen, wird aber wohl nie zu einem riesigen Spielmacher. Aber andererseits: Das war ein Alexander Owetschkin auch nie.
Auf jeden Fall sollte Holtz gut zu den New Jersey Devils passen. Auf der Centerposition sind die Devils dank Nico Hischier und Jack Hughes bereits sehr gut aufgestellt. Holtz bringt auf dem Flügel die dringend benötigte Torgefahr.
Jack Quinn hat eine unglaubliche Saison hinter sich. In 62 Spielen in der Ontario Hockey League (OHL) erzielte er 52 Tore. Dazu kamen noch 37 Assists. Kein Wunder, wird der Schuss des Kanadiers mehrfach lobend erwähnt. Aber auch seine Technik ist bemerkenswert. Quinn ist unglaublich trickreich und dank seiner Spielintelligenz auch ein nicht zu unterschätzender Spielmacher.
Sein Skating galt lange als grosse Schwäche, insbesondere weil er mit 180 Zentimetern eher auf der kleinen Seite ist. Da er sich hier im Laufe des Jahres diesbezüglich aber gesteigert hat, stiegen auch seine Draft-Aktien. Zu den Buffalo Sabres wird Quinn gut passen. Entweder an der rechten Seite von Superstar Jack Eichel. Oder in seiner eigenen Linie als torgefährlicher Zweiwegstürmer. Doch man muss sich fragen, ob nicht noch bessere Spieler verfügbar gewesen wären ...
Marco Rossi hat eine lange Schweizer Vergangenheit. Im Alter von zehn Jahren wechselte er in die Schweiz, zuerst zu Rheintal, dann in die Organisation der ZSC Lions. Dann folgte der Wechsel in die kanadische Juniorenliga, wo der Center letzte Saison so richtig «explodierte».
Rossi ist klein gewachsen (176 cm/81 kg), aber er ist äusserst ehrgeizig und sucht immer den Zug aufs Tor. Seine Technik und seine Spielintelligenz sind herausragend. Auch wenn er nicht viel Platz hat, kann er sich durchsetzen.
Insbesondere Scott Wheeler von «The Athletic» lobt Rossi zudem für sein Defensivspiel. Er geht gar so weit zu sagen, dass der Österreicher der beste Defensivstürmer des ganzen Drafts ist. Zu alledem verfügt er auch über einen gefährlichen Schuss.
Es gibt aber Scouts, die sehr besorgt sind über Rossis Grösse und die denken, dass er deshalb Mühe haben wird, sich in der NHL durchzusetzen. Auch ist er für seinen kleinen Rahmen kein besonders schneller Skater – ein Trend, der sich in diesem Draft zu wiederholen scheint.
Das Rossi bis auf die neunte Position zurückgefallen ist, kommt etwas überraschend, ist aber wohl mit seiner geringen Körpergrösse erklärbar. Für die Minnesota Wild ist es aber ein Glücksfall. Sie erhalten so einen hochtalentierten Center, den sie dringend benötigen. Man darf gespannt sein, ob der Österreicher bereits nächste Saison den Sprung in die NHL schafft.
Was Perfetti einzigartig macht, ist seine Übersicht und Kreativität. Scouts attestieren ihm die Fähigkeit, dass er Pässe spielt und Lücken sieht, die sonst kein anderer Spieler findet. Der Kanadier ist sehr stark am Puck. Er bleibt in Situationen an der Scheibe, in denen die meisten anderen Spieler den Besitz verlieren würden. Perfetti hat das Potenzial, einer der besten Passspieler der NHL zu werden. An seinem Schuss muss er dagegen noch etwas arbeiten.
Trotz seiner geringen Körpergrösse (177 cm/84 kg) ist Perfetti ein eher durchschnittlicher Skater. Er ist nicht besonders schnell, macht dies aber durch seine Spielübersicht wett. Manchmal hat er aber etwas Mühe, den Checks aus dem Weg zu gehen. Der Kanadier ist zwar keiner, der das physische Spiel sucht, doch dank seines starken Unterkörpers und des (wegen der geringen Körpergrösse) tiefen Schwerpunkts, kann er sich in den Duellen um den Puck dennoch oft behaupten.
Wie Minnesota profitiert Winnipeg davon, dass ein kleinerer Center überraschend weit runter gefallen wird. Auch wenn sich die Jets wohl noch ein Jahr auf Perfetti gedulden müssen, haben sie nun einen Center hinter Mark Scheifele. Mit seinen Pässen wäre er der perfekte Partner für Patrik Laine (sofern dieser nicht getradet wird).
Einen Torhüter zu draften, ist immer so eine Sache. Weil die Spieler auf dieser Position in den Jahren nach dem Draft noch grosse Entwicklungschritte machen, ist oft nur schwer vorauszusehen wie die Karriere danach tatsächlich verlaufen wird. Doch mit Yaroslav Askarov sollten die Predators eigentlich auf der sicheren Seite sein. Denn der Russe gilt als grösstes Goalietalent seit Carey Price.
Im zarten Alter von mittlerweile 18 Jahren hat Askarov immerhin schon vier Spiele in der KHL auf dem Buckel. Seine Fangquote von 96,05 Prozent in diesen Partien kann sich durchaus sehen lassen. Askarov verfügt über Goalie-Gardemasse (192 cm/80 kg) und ist äusserst athletisch. Er ist durchaus in der Lage, spektakuläre Saves zu machen. Doch weil er das Spiel so gut liesst und deshalb seine Position oft hervorragend ist, muss er diese kaum zeigen.
Nashville sichert sich damit für die Zeit nach Pekka Rinne ab. Der 37-jährige finnische Torhüter zeigte schon letzte Saison Anzeichen eines Leistungseinbruch. Zwischenzeitlich kann Juuse Saros die Rolle als Nummer 1 übernehmen, bis in ein paar Jahren dann Askarov bereit ist.
Bei Anton Lundell stimmt das Gesamtpaket. Der finnische Center nimmt bei Helsinki bereits seine vierte Saison in der höchsten finnischen Liga in Angriff – und das mit 19 Jahren. Er gilt als defensiv äusserst stark, wurde er doch auch schon als «dritter Verteidiger» beschrieben. Scouts sagen Lundell nach, dass er stets zwei, drei Schritte vorausdenkt und extrem methodisch spielt. Dementsprechend kann sein Spiel teilweise etwas unspektakulär wirken. Kreativität ist beim Finnen durchaus vorhanden, doch noch ist diese nicht konstant zu sehen.
Dieser Draft-Pick ist für Florida durchaus sinnvoll. Die Panthers sind auf der Centerposition nicht überragend besetzt. Lundell ist nicht besonders spektakulär, aber sollte ein sicherer Wert für die Zukunft sein.
Seth Jarvis ist zwar Center, aber kein klassischer Spielmacher. Er hat keine überragende Technik und spielt nicht die brilliantesten Pässe. Doch er ist ein hervorragender Skater, der sich mit Wendungen und Bremsern den Platz verschaffen kann, den er braucht. Zudem verfügt er über einen äusserst gefährlichen Schuss. Man kann ihn auch in allen Situationen einsetzen, auch wenn es darum geht, eine Führung zu verteidigen, denn Jarvis verfügt bereits über ein solides Zweiweg-Spiel.
Mit Sebastian Aho haben die Hurricanes ihren Nummer-1-Center für die nächsten Jahre bereits. Dahinter sind sie mit Ryan Suzuki und jetzt Seth Jarvis sehr gut aufgestellt.
Dylan Holloway hat beste Voraussetzungen, um in der NHL ein sehr guter Powerstürmer zu werden. Der Kanadier ist bereits jetzt kräftig gebaut und ein guter Skater. Wenn er mal ins Laufen kommt, ist er nur schwer zu stoppen. Kein Wunder, bevorzugt er den direkten Zug aufs Tor. Scouts sind sich allerdings uneinig, wie produktiv er auf NHL-Level sein wird, denn es mangelt ihm etwas an Konstanz. Doch Holloway hat noch andere Qualitäten: Er ist ein hervorragender Backchecker und kann mit seinem Stock immer wieder gegnerische Angriffe unterbinden.
Holloway ist gelernter Center, doch mit McDavid, Draisaitl und Nugent-Hopkins sind die Oilers auf dieser Position bereits hervorragend besetzt. Holloway kann aber auch auf dem linken Flügel eingesetzt werden, was für Edmonton definitiv interessanter ist.
Rodion Amirov durfte vereinzelt schon KHL-Luft schnuppern. Der nicht besonders kräftige Russe (183 cm/78 kg) hatte dort teilweise aber Mühe, sich gegen die Erwachsenen zu behaupten. Wenn er noch etwas an Muskelmasse zulegt, kann er aber auch auf höchstem Niveau extrem gefährlich sein. Der Flügel ist extrem kreativ und hat feine Hände. Er zeigt Anflüge von brillianten Spielmacherqualitäten, allerdings noch nicht konstant genug.
Amirov wird wahrscheinlich mindestens noch ein Jahr in Russland bleiben, bevor er den Sprung nach Nordamerika wagt. Auf dem linken Flügel haben die Leafs aber grundsätzlich noch Platz. Man muss sich jedoch fragen, ob man nicht auch einen Verteidiger hätte draften können.
In einem Draft-Jahrgang, der nicht gerade mit vielen herausragenden Verteidigern gespickt ist, könnte sich Kaiden Guhle noch als Juwel herausstellen. Der gross gewachsene Kanadier (191 cm) verfügt über ein relativ komplettes Spiel. Er ist sich nicht zu schade, auch mal etwas Härte auszupacken und den Gegner mit Wucht von der Scheibe zu trennen. Guhle spielt zwar gute Pässe, ist aber kein typischer Powerplay-Quarterback. Sein Schuss ist unterdurchschnittlich.
Bereits der zweite Deutsche, der dieses Jahr in der ersten Runde gezogen wird. Lukas Reichel ist einer der grossen Aufsteiger des Draft-Jahrgangs. Reichel hat letzte Saison in der DEL bei den Eisbären Berlin gespielt und mit 12 Toren und 12 Assists in 42 Partien vollends überzeugt.
Den Erfolg schreiben die Scouts dem Umstand zu, dass Reichel letztes Jahr eine Kreativität an den Tag legte, die man bei ihm zuvor nicht gesehen hat. Der Flügel gilt als Schweizer Armeemesser – will heissen, er kann alles gut, aber nichts wirklich überragend. Zudem ist er äusserst diszipliniert: Letztes Jahr sammelte er in der ganzen DEL-Saison keine einzige Strafminute.
Die grösste Stärke von Dawson Mercer ist seine Flexibilität im Spiel. Er ist sowohl als Center als auch als Flügel einsetzbar und spielt bereits jetzt ein komplettes Zweiweg-Spiel. Der Kanadier ist ein aufregender Spieler, der Gegner mit feinen Täuschungen und technischen Finessen aussteigen lässt. Er ist aber auch im Unterzahlspiel einsetzbar und zuverlässig. Als Manko wird bei ihm das Skating aufgeführt. Es fehlt ihm an Explosivität, um in der NHL zu den ganz dominanten Spielern zu gehören.
Mit seiner Technik und seinem guten Schuss ist er nach ein bis zwei Lehrjahren ebenfalls ein interessanter Kandidat an der Seite von Jack Hughes oder Nico Hischier.
Die New York Rangers haben diesen Pick im Tausch für den Nummer-22-Pick von den Calgary Flames erhalten. Braden Schneider ist bereits jetzt ein Berg von einem Verteidiger (187 cm/95 kg). Er kann es mit seinen Checks so richtig krachen lassen, wenn es sein muss. Gleichzeitig übertreibt es der Kanadier aber auch nicht, er unterbindet gegnerische Spielzüge mit dem Stock, sofern das geht. Schneider ist gut darin, die Scheibe mit klugen Pässen aus der eigenen Zone zu spielen. Viel Torgefahr geht vom jungen Verteidiger aber nicht aus.
Es hätte wohl noch bessere Spieler zur Verfügung gehabt. Doch da dies schon der dritte Pick von New Jersey in der ersten Runde war, konnten sie auch etwas Risiko eingehen. Shakir Mukhamadullin, der Mann mit dem langen Namen, ist ein grosser, und dennoch mobiler Verteidiger (192 cm/81 kg). Es scheint sehr wahrscheinlich, dass er sich in der NHL durchsetzen kann. Der Russe ist kein überragender Spielmacher, verfügt aber über einen krachenden Schuss.
Ein sehr überraschender Pick der Blue Jackets. Yegor Chinakov ist ein guter Spielmacher und solider Skater. Die Scouts waren sich beim Russen aber überhaupt nicht einig. Während Craig Button von TSN ihn an 59. Position führte, hatte ihn das Scouting-Büro Future Considerations nur auf Position 214 klassiert.
Hendrix Lapierre, nicht verwandt mit Ex-Lugano-Stürmer Maxim Lapierre, ist etwas schwierig einzuschätzen. Eigentlich hätte er viele gute Attribute, um richtig erfolgreich zu sein: Tempo, Beweglichkeit, eine grosse Spielintelligenz und gute Übersicht. Doch letztes Jahr wurde er von Verletzungen ausgebremst. Zuerst hiess es, es seien gleich drei Gehirnerschütterungen hintereinander gewesen. Lapierre selbst erklärte nun, dass es ein verdrehter Halswirbel gewesen sei. Beides wären aber Verletzungen, die einen General Manager skeptisch werden lassen.
Doch gesund ist der junge Kanadier sicher bald eine gute Verstärkung – wie die drei Tore und zwei Assists aus zwei Spielen in der kürzlich gestarteten QMJHL-Saison beweisen. Die Capitals haben hochgetradet, um Lapierre zu draften. Das könnte sich als geschickter Schachzug erweisen.
Tyson Foerster hat einen extrem gefährlichen Schuss, mit dem er Torhüter auch bezwingen kann, wenn sie gute Sicht haben. Auch sein Passspiel ist gut. Stark kritisiert wird dagegen sein Skating. Er ist gilt als langsam und auch sonst ist seine Technik unsauber.
Kreativ, hochtalentiert und extrem gut am Puck. So wird Connor Zary beschrieben. Seine gute Technik erlaubt es ihm, auch schwierige Pässe rasch anzunehmen und zu verwerten. Laut The Athletic-Draft-Guru Corey Pronman sorgt der kanadische Center regelmässig für absolute Highlights auf dem Eis. Eine eher grosse Schwäche sehen aber viele Scouts im Skating. Zary wird in dieser Kategorie als durchschnittlich, teilweise gar als unterdurchschnittlich beschrieben.
Justin Barron hat eine schwierige Saison hinter sich. Der kanadische Verteidiger verpasste mehr als die Hälfte der Spiele wegen eines Blutgerinnsels. Er gilt aber als fantastischer Skater, der die Scheibe mit seinen Rushes – ähnlich wie Roman Josi – locker in die offensive Zone tragen. Zudem ist er schon jetzt kräftig gebaut (188 cm/90 kg). Scouts bemängeln, dass sein Spielverständnis nicht ganz so gross ist wie bei anderen Top-Verteidigern und deshalb sein Passspiel etwas darunter leidet.
Jake Neighbours ist ein smarter Spieler mit guter Übersicht und einem satten Schuss. Obwohl er nur 180 Zentimeter misst, hat er den Ruf, kaum mit Checks umzuwerfen zu sein. Oder wie es eliteprospects.com ausdrückt: «Er ist robuster als ein Kühlschrank.» Wenn er sein Skating noch verbessert, sehen NHL-Scouts gar Potenzial für eine Top-6-Rolle.
Jacob Perreault ist wohl der einzige Spieler in diesem Draft, der von der Schussqualität an jene von Alexander Holtz herankommt. Genau wie der Schwede ist also auch der Kanadier von überall im Angriffsdrittel eine Torgefahr. Beim Flügel werden der Handgelenkschuss und die Backhand besonders herausgestrichen. Beim Spiel ohne Scheibe in der eigenen Zone sehen die Scouts noch gewisse Mängel. Auch Schüsse blocken gehört nicht zu seinen Stärken.
Ridly Greig ist die Art von Spieler, die du liebst, wenn sie in deinem eigenen Team sind und hasst, wenn sie beim Gegner spielen. Mein Lieblingsbeschrieb des kanadischen Flügels lautet folgendermassen: «Wenn es ein Getümmel gibt, ist Greig mittendrin. Wenn es kein Getümmel gibt, startet er eines.» Er ist trotz seines schmaleren Körperbaus (180 cm/72 kg) ein Spieler, der den Gegnern unter die Haut geht. Dennoch ist er auch kreativ und ein guter Passspieler. Vom Spielertyp her erinnert er an Matthew Tkachuk. Sein Manko: Er ist nur ein durchschnittlicher Skater.
Brendan Brisson ist der Sohn von NHL-Agent Pat Brisson. Er ist extrem gut darin, auf neue Situationen zu reagieren und zu improvisieren. Der US-Amerikaner spielt kluge Pässe und verfügt über einen tödlichen One-Timer – das macht ihn insbesondere im Powerplay sehr nützlich. Scouts sind allerdings skeptisch, wie sich sein Mangel an Grösse und Tempo in der NHL auswirken wird.
Ein weiterer kleiner, aber talentierter kanadischer Center. Mavrik Bourque ist ein grossartiger, kreativer Passspieler. Er ist extrem geduldig und spielt teilweise Pässe, die unmöglich scheinen. Gleichzeitig verfügt er auch über einen guten Schuss. Scouts kritisieren, dass er jeweils das Spiel etwas zu sehr verlangsamt, während er auf die perfekte Passgelegenheit wartet. Auch sein Skating ist nur durchschnittlich.
Auch diese Wahl ist etwas überraschend, denn sowohl John-Jason Peterka als auch Noel Gunler wären noch verfügbar gewesen. Wiesblatt ist aber nicht komplett aus der Luft gegriffen. Der Stürmer ist schnell und verfügt über eine gute Technik. Mit 178 Zentimetern ist er eher klein gewachsen, macht dies aber mit der Intensität seines Spiels etwas wett. Und ein nettes Detail zum Abschluss: Ozzy Wiesblatt hat noch drei Brüder – Ocean Wiesblatt, Orca Wiesblatt, Oasiz Wiesblatt.
Teams ohne Erstrunden-Pick: Pittsburgh Penguins, Boston Bruins, New York Islanders, Vancouver Canucks, Arizona Coyotes.
Die "zweitbeste Liga ausserhalb der NHL" scheint da die letzten Jahre dann doch nicht so alles zu überragen 🤔
Aber wie immer @Adrian Bürgler, Merci für die kompetenten und gut lesbaren Zusammenfassungen, konsumiere ich immer sehr gerne 🙂
Item, Hopp Bärn!