In der Super League steht die letzte Runde des Coronajahres an. Heute um 20.30 Uhr treffen in St.Gallen jene Teams aufeinander, die sich 2020 manch enges und hochstehendes Spiel geliefert haben. Unvergessen ist das 3:3 im Februar im Kybunpark, dem Spiel mit dramatischer Schlussphase und emotionalen Szenen im ausverkauften Stadion.
Es war die letzte Begegnung, bevor Corona über die Liga hereinbrach. YB und St.Gallen belegen in der Jahrestabelle unangefochten die Plätze eins und zwei. Ein Überblick über statistische Werte dieser Saison zeigt, was die beiden heutigen Gegner ausmacht.
2019/20 hielt St.Gallen in Sachen erzielter Treffer mit den Bernern mit. Die Ostschweizer trafen 79 Mal, die Berner 80 Mal – und auch die Basler erreichten mit 74 Treffern einen Schnitt von über zwei Goals pro Spiel. Diese Treffsicherheit scheint den drei Teams in dieser Saison abhandengekommen zu sein. YB und Basel schaffen es noch auf 1,5 Treffer pro Spiel.
Und bei den St.Gallern ist die Quote vollends abgesackt. Elf Treffer in zwölf Spielen sind kein Wert eines Spitzenteams. An Schussversuchen fehlt es nicht. Mit 205 Schüssen steht St.Gallen hinter YB (237) und Luzern (211) auf dem dritten Platz. Hingegen fehlt es an den Abschlüssen aufs Tor, hier liegen die Ostschweizer fast am Tabellenende. Man vermisst die Effizienz von Ermedin Demirovic und Cedric Itten, die vergangene Saison 33 Treffer beisteuerten.
Die Berner hingegen können sich weiter auf Goalgetter Jean-Pierre Nsame verlassen, der diese Saison sechs Tore erzielte. Kwadwo Duah traf als bester St.Galler dreimal. Der effizienteste Spieler der Liga ist bisher aber ein anderer, wie die Auswertung auf www.fbref.com zeigt: Luzerns Dejan Sorgic trifft fast bei jedem dritten Schussversuch. Hier liegen auch Basels Valentin Stocker und Pajtim Kasami vor Nsame. Basel ist, zusammen mit dem FC Zürich, ohnehin das effizienteste Team. Es erzielte mit nur 172 Abschlüssen 18 Tore.
Dass St.Gallen vorne mitspielt, muss also mit der Abwehr zu tun haben. Oder mit Goalie Lawrence Ati Zigi? Sieben Mal spielte St.Gallen in zwölf Partien zu null, erhielt wie YB erst neun Tore. Die St.Galler Abwehr liess rund vier Schüsse aufs Tor pro Spiel zu, was ein guter Wert ist, von YB aber bei weitem unterboten wird (2,5). Goalie Zigi parierte 81 Prozent aller Schüsse.
Ligabestwert ist dies nicht. Zählt man die Penaltytore ab, die die Berner erhielten, hat deren Goalie David von Ballmoos einen leicht besseren Wert. Nur Luganos Noam Baumann hat mit 85 Prozent die noch bessere Quote.
Die Ostschweizer halten ihr Pressingspiel trotz vieler Abgänge auch in dieser Saison aufrecht. Drei der vier zweikampfstärksten Spieler der Liga sind St.Galler: Lukas Görtler, Miro Muheim und Betim Fazliji. Nur der Lausanner Cameron Puertas gewann mehr Zweikämpfe. 173 Tacklings sind den St.Gallern zudem gelungen – Liga-Bestwert.
Basel und YB, die sich eher auf gepflegten Spielaufbau ausrichten, liegen hier im Mittelfeld und hinter Lausanne und Luzern zurück. Die St.Galler begehen dennoch mit am wenigsten Fouls in der Liga und erhalten die wenigsten gelben Karten. Zudem werden sie deutlich am häufigsten mit Fouls zurückgebunden. Was vielleicht mit der Schnelligkeit und dem Alter der St.Galler zu tun hat?
Weiterhin stellen die St.Galler das jüngste Team. Mit 24,1 Jahren ist der Durchschnittswert aber leicht gestiegen. Basel (26,1) und YB (25,5) haben etwas mehr Routine im Team. Die ältesten Mannschaften stellen Vaduz und Lugano mit einem Durchschnittswert von gut 27 Jahren.
Dass die Ostschweizer weiterhin zum Spitzentrio gehören, ist mit Blick auf die Marktwerte weiterhin überraschend. Knapp 17 Millionen Euro bringen die St.Galler an Spielerwerten mit und sind damit nur das sechstwertvollste Team der Liga. Der FC Basel vereint in seinem Team gut 40 Millionen Euro. Und die Young Boys mit knapp 59 Millionen sind Spitzenreiter – und deshalb auch heute Abend ein weiteres Mal Favorit im Tanz der Jahresbesten.