Die Sporthilfe gehört zum Schweizer Sport wie das Rütli zur Eidgenossenschaft. 1970 gegründet hat die Stiftung bis heute helvetische Sportler mit über 100 Millionen Franken unterstützt. Geprägt wurde sie lange Zeit (von 1979 bis 2001) von Edwin Rudolf. Mit seinem diplomatischen Geschick und einem Beziehungsnetz, weiterverzweigt als das Wurzelwerk eines 500-jährigen Eichenbaumes, hat er als Direktor die Sporthilfe zu einer Erfolgsgeschichte gemacht.
Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin, die in Edwin Rudolfs Schuhen stehen konnte, hat die Sporthilfe eigentlich nie mehr ganz gefunden. Die Stiftung mit einem Budget von rund 12 Millionen wird im Wesentlichen aus Beiträgen aus der Werbewirtschaft und aus dem Sport-Toto gespiesen. Die Sport Toto-Gelder fliessen automatisch. Hingegen wird das Einsammeln von Spenden aus der Privatwirtschaft immer anstrengender.
Im Sommer hat Bernhard Heusler (der Architekt des erfolgreichen FC Basel) zusammen mit Urs Wietlisbach das Amt des Stiftungspräsidenten übernommen. Und nun rockt es.
Kritiker monieren, dass bei der Sporthilfe rund 30 Prozent (!)* des Geldes in der Administration versickert – bei der Organisation Jugend und Sport (dem grössten Sportförderungsprogrammes des Bundes mit rund 100 Millionen im Jahr) seien es hingegen bloss 12 Prozent. Tatsächlich ist aus dem Geschäftsbericht der Sporthilfe ersichtlich, wie viel Geld unter allerlei Aufwendungen verloren geht – die Kritiker haben durchaus recht.
Ein neues Konzept hat nun die Wirkung eines «Kulturschockes» und führt zu Unruhe bei den Fachverbänden.
Aus einer an und für sich richtigen Überlegung heraus ist seit Oktober eine wunderliche Führungsstruktur entstanden. Als vollamtliche Geschäftsführerin amtete Doris Rechsteiner (als sog. Chief Operating Officer). Aber für die Befeuerung der Geldbeschaffung braucht es ein bekanntes Gesicht ganz oben. Also ist Doris Rechsteiner im Herbst die Olympiasiegerin Dominique Gisin als Chief Executive Officer vor die Nase gesetzt worden – um es polemisch zu sagen. Allerdings nicht mit einer Festanstellung, sondern nur mit einem Mandat 33 Prozent.*
So wird es verständlich, dass eine langjährige Chefin (seit 2012 im Amt) geht, der eine Teilzeitchefin «vor die Nase gesetzt» wird. Nun wird eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer gesucht. Ein Job für Florian Kohler, der soeben beim Eishockey-Verband den Chefjob freiwillig aufgegeben hat? Er winkt auf Anfrage ab: «Eher nicht…»
Unruhe kommt allerdings auch bei den Verbänden auf. Stark vereinfacht gesagt: Mit einem neuen Werbekonzept «Team Suisse»* (die Schweizer Sportler sozusagen als Familie) soll um Spendengelder geworben werden. Damit konkurrenziert aber die Sporthilfe auf dem Werbemarkt die Fachverbände. Eine politisch sensible Sache.
Item, ein interessanter Job ist zu haben. Interessentinnen oder Interessenten mögen sich bei Bernhard Heusler melden.*
* In der ursprünglichen Version dieses Artikels hiess es, der Administrativaufwand bei der Sporthilfe betrage über 40 Prozent. Tatsächlich beläuft sich der Anteil des Betriebsaufwandes, der nicht direkt in die Athletenförderung fliesst, auf rund 30 Prozent. Ebenso hiess es, Dominique Gisin fülle die Funktion einer CEO im 20-Prozent-Pensum aus, tatsächlich ist es ein 33-Prozent-Pensum. Weiter hiess es, das neue Werbekonzept der Sporthilfe heisse «Swiss Sports», tatsächlich aber heisst es «Team Suisse». Die Sporthilfe weist ausserdem darauf hin, dass Bewerbungen für die Nachfolge von Doris Rechsteiner an die HR-Abteilung von Swiss Olympic zu richten seien, Bernhard Heusler nehme keine Bewerbungen entgegen. Wir entschuldigen uns für die Ungenauigkeiten. (red)