Das zweitschlechteste Team der Regular Season, ständige Gerüchte um eine Verlegung des Franchise, ein Zwist zwischen Spielerfrauen, Fan-Aufstand gegen Besitzer Eugene Melnyk und der Abgang von Superstar Erik Karlsson – die Ottawa Senators haben ein regelrechtes Seuchenjahr hinter sich.
Die neue Saison sollte deshalb ganz im Zeichen eines radikalen Wiederaufbaus stehen. Doch kaum hat die neue NHL-Saison so richtig Fahrt aufgenommen, steht bei den «Sens» schon der nächste Skandal ins Haus: Ein Uber-Fahrer hat ein Video mit sieben Ottawa-Spielern veröffentlicht, die bei ihm im Wagen über das Trainerteam lästern. Es handelt sich dabei um Matt Duchene, Thomas Chabot, Dylan DeMelo, Alex Formenton, Chris Tierney, Chris Wideman und Colin White.
Die siebenköpfige Gruppe bespricht nach einem Auswärtsspiel in Phoenix vor gut einer Woche – nicht wissend, dass gefilmt wird – die defensiven Probleme des Teams. Neuzugang Tierney, der hinter dem Fahrer sitzt, sieht sich auf seinem Handy die Statistiken im Penalty-Killing an und sofort entsteht eine Diskussion um den dafür zuständigen Assistenz-Trainer Martin Raymond.
Duchene, einer von vier Assistant Captains im Team, spottet: «Marty Raymond, der einzige Trainer der NHL-Geschichte, der im selben Jahr das schlechteste Powerplay und das schlechteste Penalty-Killing hat.» Alle lachen.
Verteidiger Wideman kritisiert die Video-Analysen: «Er bringt überhaupt nichts bei. Er kommentiert nur, was passiert.» Duchene entgegnet darauf: «Wir ändern nie etwas. Wieso machen wir diese Analysen überhaupt. Seit über drei Wochen höre ich gar nicht mehr hin ... Als Wideman sagt, er hasse auch Raymonds ständige Fragerei, sagt Chabot: «Bitte stelle ihm eine Frage, nur dass er sagen kann: ‹Grossartige Frage!›»
Die Lästereien sind nicht bösartig, die Jungs lassen neben den kleinen Lästereien vor allem ihrem Frust über den miserablen Saisonstart freien Lauf. Das kommt in jeder Kabine der Welt vor. Dass der Uber-Fahrer das Video – ohne die Ottawa-Spieler um Erlaubnis zu fragen, versteht sich – veröffentlicht hat, birgt aber natürlich Zündstoff. Senators-Coach Guy Boucher, 2015 Cupsieger mit dem SC Bern, sah sich gezwungen, ein Statement abzugeben. Ausserdem mussten sich die Spieler entschuldigen:
Statement from the Ottawa Senators - Ottawa Senators Coaches and Players United pic.twitter.com/bI8A3mpLdq
— Sens communications (@Media_Sens) 6. November 2018
Auch Uber hat sich für die Veröffentlichung des Video-Materials entschuldigt. Der Schaden, der ist aber bereits angerichtet. In aller Ruhe am Wiederaufbau arbeiten, das können die Senators nun definitiv vergessen. (pre)