Am 24. Februar – also in etwas weniger als einem Monat – ist die Trade-Deadline in der NHL. Die Erfahrung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass die meisten wichtigen Spielertäusche nicht am Tag der Deadline, sondern zuvor passieren. Also in den nächsten Tagen und Wochen.
Die NHL ist ausgeglichen wie nie, insbesondere in der Western Conference. Nur wenige Mannschaften können bereits sicher mit den Playoffs planen. Das erschwert die Situation der Teamverantwortlichen – sollen sie kaufen oder verkaufen?
Höchste Zeit also, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Spieler denn überhaupt Bestandteil eines Trades sein könnten, welche Teams noch Verstärkung suchen und welche General Manager eigene Spieler anbieten.
Eines sei schon mal verraten: Schweizer Spieler werden eher nicht über den «Ladentisch» gehen. Entweder sie nehmen in ihren Teams zu wichtige Rollen ein (Josi, Hischier, Meier, Fiala, etc.), die Vertragssituation ist ungünstig (Niederreiter, Bärtschi) oder die Leistungen in den bisherigen Spielen war schlicht zu unauffällig (Müller, Malgin).
Der Stürmer spielt eine gute Saison, hat bereits 20 Tore erzielt. Gleichzeitig ist er auch ein äusserst zuverlässiger Defensivstürmer, den man auch in Unterzahl einsetzen kann. Ein Alleskönner also. Das macht ihn für viele Teams attraktiv, aber insbesondere für die, die auf der Mittelachse noch Verstärkung brauchen.
Was Pageau ebenfalls begehrt macht: Er kostet nur drei Millionen und hat nächste Saison noch keinen Vertrag – man muss ihn also nicht weiterbezahlen, wenn man nicht will.
Mögliche Abnehmer: Colorado, Philadelphia, Columbus, NY Islanders.
Ein weiterer guter Stürmer, der höchstwahrscheinlich auf dem Markt sein wird. Ein Trade von Kreider stand schon letztes Jahr zur Debatte, kam aber nicht zustande. Kreider ist torgefährlich, defensiv verlässlich und auch im Powerplay eine Waffe. Für alle Teams, die sich mit einem zusätzlichen Flügel verstärken wollen, dürfte er weit oben auf der Wunschliste stehen.
Wie bei Pageau läuft Kreiders Vertrag nur noch diese Saison, mit 4,6 Millionen ist er aber schon etwas teurer.
Mögliche Abnehmer: Pittsburgh, Boston, Tampa Bay.
Auf den ersten Blick scheint es absurd, dass die New Jersey Devils, deren Verteidigung bereits als schwach gilt, einen ihrer besten Verteidiger abgeben sollten. Doch Vatanen hat für nächstes Jahr noch keinen Vertrag. Die Chance, dass er New Jersey im Sommer sowieso verlässt – dann ohne Gegenwert – ist gross. Also könnten Teams zum Handkuss kommen, die noch einen Verteidiger brauchen, den man in allen Spielsituationen einsetzen kann.
Mögliche Abnehmer: Carolina, Toronto, Vegas, Calgary.
Die Rangers haben einen Goalie zu viel in der Organisation. Die logischste Variante wäre, dass der 23-jährige Georgiev den Klub verlässt. Es gibt Klubs, die noch auf der Suche sind nach einer verlässlichen Nummer 2. Das bringt Georgiev mit, zudem ist er aktuell billig und nächstes Jahr Free Agent.
Mögliche Abnehmer: Toronto, Vegas, Edmonton.
Miller ist schon 39 Jahre alt und hat seine besten Jahre sicher hinter sich. Doch als solide Nummer 2 könnte er so manchem Team kurzfristig einen Vorteil bringen. Mit etwas mehr als einer Million Dollar Cap Hit wäre er auch für die meisten Teams bezahlbar. Und es ist gut möglich, dass er im Sommer seine Karriere beendet.
Mögliche Abnehmer: Toronto, Vegas, Edmonton.
Noch ein Spieler, bei dem schon länger über einen Trade spekuliert wird. In seiner besten Saison hat der 28-jährige Zucker über 30 Tore geschossen. Diese Saison sind es bislang 14 Treffer in 40 Spielen. Den Sturm eines Playoff-Teams könnte er definitiv verstärken. Zuckers Problem: Er hat noch einen Vertrag für die nächsten drei Jahre und kassiert dabei 5,5 Millionen jährlich. Das können sich nicht viele Teams leisten.
Mögliche Abnehmer: Pittsburgh, Colorado, Columbus, Edmonton.
Wer Verstärkung auf dem Flügel sucht, könnte auch bei den LA Kings fündig werden. Auch Tyler Toffoli ist eine offensive Verstärkung mit defensivem Gewissen. 4,6 Millionen ist zwar relativ teuer, aber mit auslaufendem Vertrag wäre das Geld nur kurzfristig investiert.
Mögliche Abnehmer: Pittsburgh, Colorado, Columbus, Edmonton.
Ein Spezialfall ist der erst 21-jährige Finne Jesse Puljujärvi. Er hat sich geweigert, bei Edmonton einen NHL-Vertrag zu unterschreiben und wurde nach Kärpät ausgeliehen. Das hat zur Folge, dass er in dieser Saison für die NHL nicht mehr spielberechtigt ist. Das heisst, er wäre eventuell für ein «Seller»-Team zu haben. Bei den Oilers scheint er jedenfalls keine Zukunft mehr zu haben.
Mögliche Abnehmer: Extrem schwierig einzuschätzen.
Noch sind die Playoffs in der Wüstenstadt alles andere als gesichert. Die Golden Knights sitzen auf dem zweiten Wild-Card-Platz im Westen und haben nur zwei Punkte Vorsprung auf Nashville. Dennoch dürften sie wohl zu den Teams gehören, die an neuen Spielern interessiert sind.
In ihrer kurzen Existenz haben sie sich vor der Deadline noch immer verstärkt. Dieses Jahr geht es darum, die Playoffs definitiv zu sichern und sich gleichzeitig für diese zu rüsten. Am dringendsten benötigt wird wohl ein scheibensicherer Verteidiger mit offensivem Potenzial – also einer wie Sami Vatanen. Aber auch bei einem stilsicheren Ersatzkeeper wäre GM Kelly McCrimmon wohl nicht abgeneigt.
Der Verlust von Jake Guentzel (Saisonende nach Schulteroperation) könnte für die «Pens» langfristig zum Problem werden, auch wenn sie bislang von Verletzungen nicht wirklich ausgebremst wurden. GM Jim Rutherford dürfte sich also zumindest einmal nach möglichen Verstärkungen umhören.
An Minnesotas Flügel Jason Zucker hatte Rutherford schon im Sommer Interesse. Gut möglich, dass er nochmals bei den Wild anklopft. Viel Capspace hat er aber nicht zur Verfügung. Vielleicht würde die Verpflichtung von Tyler Toffoli als «Rental» mehr Sinn ergeben.
Calgary liegt derzeit in der Pacific Division auf einem Playoff-Platz, darf sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Der Vorsprung auf Winnipeg, das knapp ausserhalb der Playoffs liegt, beträgt nur fünf Punkte. GM Brad Treliving würde sich gerne verstärken, das ist ein offenes Geheimnis. Ein Stürmer würde dem Kader sicherlich gut tun – warum also nicht Tyler Toffoli von den Kings oder Jean-Gabriel Pageau von Ottawa?
Die Verletzung von Starverteidiger Dougie Hamilton hat GM Don Waddell unter Zugzwang gesetzt. Er wird sich vor der Deadline sicher noch nach einem weiteren Verteidiger umsehen. Gut möglich, dass er Brenden Dillon von San Jose ins Auge fasst. Experten sind sich sicher, dass der 29-Jährige nach der Deadline nicht mehr bei den Sharks spielt.
Im Sturm ist durch die Rückkehr von Justin Williams schon deutlich mehr Kadertiefe vorhanden. Dort muss Waddell also nicht auch noch ansetzen. Es ist aber möglich, dass er sich eventuell noch mit der Goalieposition beschäftigt, sofern dort vernünftige Spieler verfügbar sind.
Winnipeg liegt aktuell drei Punkte hinter einem Playoffplatz und ist damit eine positive Überraschung. GM Kevin Cheveldayoff muss sich entscheiden: Will er die Mannschaft für den bisherigen Effort belohnen und mit Verstärkungen versuchen, die Playoffteilnahme zu sichern. Oder will er die Saison abschreiben und schauen, dass er für den kommenden Draft noch einige Picks erhält.
Toronto braucht Verteidiger. Mal wieder. Starverteidiger Morgan Rielly ist verletzt und fällt mindestens noch sechs Wochen aus. Und die Leafs stehen momentan hauchdünn ausserhalb der Playoffs. Diese zu verpassen ist allerdings keine Option. Also ist GM Kyle Dubas gefordert.
Sein Problem: Die anderen GMs wissen genau, was er braucht und dass er nur wenig Capspace hat. Sie sitzen also in Verhandlungen am längeren Hebel. So wird diskutiert, dass Toronto vielleicht gar einen Spieler wie Stürmer Kasperi Kapanen (10 Tore, 18 Assists) abgeben muss, um den gewünschten Verteidiger zu erhalten. Gleichzeitig müssten die Verhandlungspartner wohl auch bereit sein, zumindest einen Teil des Vertrags von Codi Ceci aufzunehmen.
Welchen Verteidiger könnte Dubas also ins Auge fassen? Gehandelt werden Alec Martienz von den LA Kings, Sami Vatanen von den New Jersey Devils, Matt Dumba von den Minnesota Wild oder Josh Manson von den Anaheim Ducks. Und sollte danach noch etwas Geld übrig sein, schaut sich Dubas vielleicht noch nach einem neuen Nummer-2-Keeper um.
Eigentlich haben die Avalanche keine wirklichen Probleme im Kader, die gelöst werden müssen. Aber GM Joe Sakic hat jede Menge Capspace (19,4 Millionen) zur Verfügung. Mit einigen gezielten Verstärkungen – einem weiteren Verteidiger und einem Stürmer für die hinteren Linien –, könnte Colorado zum ernsthaften Cup-Anwärter mutieren.
Bei Ottawa steht jeder Spieler zur Verfügung, der nicht Brady Takchuk, Anthony Duclair, Thomas Chabot oder Anders Nilsson heisst. GM Pierre Dorion wird also sicher die eine oder andere Verhandlung führen. Jean-Gabriel Pageau dürfte der Wunschspieler von einigen Teams sein. Aber auch Vladislav Namestnikov könnte noch etwas einbringen.
Die Senators halten bereits zwei Draft-Picks für die erste Runde in 2020 und drei weitere für die zweite Runde. Weiteren Draft-Picks oder Prospects wären sie aber definitiv nicht abgeneigt.
Die Situation bei den Devils präsentiert sich ähnlich wie bei Ottawa. Die Devils haben 2020 zwei Picks für die erste Draftrunde aber keinen für die zweite. Beim drittschlechtesten Team der Liga stehen viele Spieler im Angebot. Zuvorderst Verteidiger Sami Vatanen, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Jedes Mannschaft, die Verteidiger braucht, wird zumindest mal bei New Jersey anklopfen.
Gleichzeitig muss sich Interim-GM Tom Fitzgerald auch überlegen, was er mit Wayne Simmonds und Captain Andy Greene macht. Beide haben für nächstes Jahr noch keinen Vertrag und wären damit prädestiniert, die Devils schon jetzt zu verlassen. Simmonds könnte bei einem Team Unterschlupf finden, das noch einen physischen Stürmer braucht (warum nicht Colorado?). Greene hat aber eine Klausel, die es Fitzgerald untersagt, ihn ohne Einverständnis des Spielers zu traden. Ist der Captain der Devils aber damit einverstanden, diese zu annullieren, könnte er für manche Verteidigung eine wertvolle Ergänzung sein.
Und dann gibt es noch die Möglichkeit, dass Fitzgerald alles abreisst – einen kompletten Rebuild lanciert. Dann sind wohl nur noch Nico Hischier, Jack Hughes, Will Butcher und Mackenzie Blackwood vor einem Trade sicher. Nikita Gusev, Blake Coleman, Kyle Palmieri wären auf dem Markt und in New Jersey würde es wohl Draft-Picks regnen. Dieses Szenario ist derzeit aber unwahrscheinlich.
Wäre der NEAT-Tunnel unter dem Gotthardmassiv ein Keller, Detroit würde noch mindestens eine Etage tiefer sitzen. Zwölf mickrige Siege haben die Red Wings in dieser Saison in 51 Spielen geholt. Dennoch gehören sie an der Trade-Deadline nicht zu den ganz grossen Playern. Es fehlt ihnen schlicht an Spielermaterial, das sie abgeben könnten.
Interessant ist die Personalie von Andreas Athanasiou. Der 25-Jährige hatte diese Saison mit Verletzungen zu kämpfen, blieb aber auch sonst hinter den Erwartungen zurück. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, allerdings ist er Restricted Free Agent – die Wings müssen ihn also nicht abgeben, wenn sie nicht wollen. Dennoch dürfte GM Steve Yzerman darüber nachdenken. Denn der kommende Draft gilt als attraktiv. Wenn er Athanasiou für einen Erstrundenpick tauschen kann, wäre das ein Erfolg.
Das zweitschlechteste Team der Liga sind die LA Kings. Auch bei ihnen könnte so etwas wie ein Ausverkauf anstehen, denn gleich fünf Spieler des aktuellen Kaders sind im Sommer Unrestricted Free Agent. Erwartet wird, dass Tyler Toffoli und Trevor Lewis vor der Deadline noch den Klub wechseln.
Und die Kings sollen auch Angeboten für Verteidiger Alec Martinez nicht abgeneigt sein. GM Rob Blake hält für den kommenden Draft nur die zwei eigenen Picks für die ersten beiden Runden. Er wird versuchen, das zu ändern.
Diese Saison müssen die Sharks abschreiben. Nach der langfristigen Verletzung von Captain Logan Couture wurde gestern auch noch bekannt, dass Tomas Hertl mit einem Kreuzbandriss monatelang ausfällt. Damit ist der 40-jährige Joe Thornton plötzlich San Joses Erstliniencenter. Dahinter spielen noch Barcley Goodrow, Antti Suomela und Joel Kellman. Die Playoffs – aktuell haben die Sharks darauf zwölf Punkte Rückstand – sind so nicht mehr zu erreichen.
Hertl is done for the year. SJ is 26th in the league for pts and has a -38 goal differential. They have no goalies
— /Cam Robinson/ (@Hockey_Robinson) January 30, 2020
They traded away a non-protected 1st in one of the most exciting top 10s in recent memory
But hey, at least they have Burns/Vlasic/EK at 26.5M for the next 6 yrs
Das ist für GM Doug Wilson ein grosses Problem. Sie haben keinen Erstrunden-Pick für den kommenden Draft. Der ihrige gehört dieses Jahr Ottawa. Will Wilson doch irgendwie noch früher draften, muss er Spieler loswerden. Zu den Kandidaten gehören Brenden Dillon, Joe Thornton und Patrick Marleau.
Was macht Nashville-GM David Poile vor der Deadline? Es ist schwierig einzuschätzen. Dank den jüngsten zwei Siegen sind die Predators den Playoffs wieder ein gutes Stück näher gerückt, dennoch würde ich sie noch eher als «Seller», denn als «Buyer» einschätzen. Die «Preds» sind einfach nicht konstant, es kann schnell wieder in die andere Richtung gehen.
Mit Mikael Granlund, Kyle Turris oder Nick Bonino hätten Poile einige interessante Spieler anzubieten. Aber eigentlich ist das Team noch zu gut, um wirklich über einen Rebuild nachzudenken. Wahrscheinlicher ist, dass Poile zwar den einen oder anderen Spieler abgibt. Aber dafür auch direkt einsetzbare Spieler und nicht Draft-Picks oder Prospects erhält.