Es wäre der erste Transfer, der auf Wunsch von SCB-General Guy Boucher gemacht wird. Es wäre ein Spielertausch, den wir mit ein bisschen Boshaftigkeit als «Drei-Affen-Transfer» bezeichnen können. Der Ausdruck kommt aus der japanischen Kultur und steht für den vorbildlichen Umgang mit Schlechtem. Symbolisiert durch die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören und nicht sagen.
Wie kommt es zu diesem wahrlich abenteuerlichen Tausch? Guy Boucher, im Wesen ein moderner, kommunikativer NHL-Coach, im taktischen und spielerischen Denken im Eishockey vor dem Zweiten Weltkrieg verhaftet, will einen Spieler mit Wucht und Postur. Da schnalzt er natürlich beim Anblick von Reichert mit der Zunge: 190 Zentimeter gross, 96 Kilo schwer.
Nicht umsonst ist Reichert einst als «Burgdorf-Lindros» verehrt worden. Und produktiv ist er ja auch noch: 21 Punkte in 47 Qualifikationsspielen, zwei Punkte in vier Playoffpartien. Auch vom Alter her passt er bestens zum SCB. Er ist er ja erst 34. Zudem ist er ja bei den SCB Junioren gross geworden. Er passt gut in die opportunistische SCB-Kultur. Man wolle, so wird begründet, Reichert auch wegen seiner Qualitäten in der Garderobe. Sozusagen ein «Garderobe-Transfer». Warum dann nicht Todd Elik? Der ist in der Garderobe noch besser.
Alexei Dostoinov, einer der talentiertesten jungen Stürmer, passt mit seinem Hang zur Kreativität nicht so recht ins taktische Konzept von Guy Boucher. Er hat zwar in der NLB bei Lausanne in der Aufstiegssaison einen Punkt pro Spiel gebucht. Aber beim SCB waren es letzte Saison in 44 Spielen nur 15 Punkte. Und er hat die Unart, mit Risiko vorwärts zu spielen, etwas zu versuchen, unkonventionell zu sein. Dabei verliert er halt mal ab und zu an der blauen Linie die Scheibe. Da heisst es bei Guy Boucher bald einmal: So nicht! Marsch, marsch, im System spielen.
Gewährsleute melden, Ambris Sportchef und Trainer Serge Pelletier wolle eine Flasche Wein öffnen, wenn der Deal in trockenen Tüchern sei. Er würde einen potenziellen Nationalmannschaftsstürmer mit internationaler Postur (186 cm/90 kg) bekommen. Beim SCB hat Alexei Dostoinov gar nie eine richtige Chance bekommen. Serge Pelletier wird ihn, so der Deal klappt, in den beiden ersten Sturmreihen einbauen.
Mit ein bisschen Boshaftigkeit darf der angestrebte Tausch Alexei Dostoinov gegen Marc Reichert als der wahrscheinlich dümmste Spielertausch unserer Hockeygeschichte bezeichnet werden: Jugend gegen Alter, Kreativität gegen taktischen Gehorsam, Unberechenbarkeit gegen Langeweile. Ein Drei-Affen-Transfer halt.