Jan Mursak ist nicht zufrieden. Drei Spiele hat er in der National League mit dem SC Bern bestritten. Noch immer wartet er auf seinen ersten Torerfolg. Nicht einmal einen Assist durfte er sich gutschreiben lassen. Der 30-Jährige hat hohe Ansprüche an sich selbst und ist extrem ehrgeizig. Und er gilt neben dem neuen Davos-Söldner Shane Prince als der Spieler mit dem grössten Star-Potenzial.
Dass Jan Mursaks Skorerbilanz nach drei Meisterschaftsspielen noch eine Null ziert, fällt angesichts des perfekten Saisonstarts seiner Mannschaft nicht weiter ins Gewicht. Drei Spiele, drei Siege – der SC Bern ist wunderbar in die Gänge gekommen. Seinen Anteil daran hatte durchaus auch der Slowene, der mit seinen läuferischen Fähigkeiten und seinem Kampfgeist wertvolle Arbeit auf dem Feld verrichtet hat. Ein langjähriger SCB-Beobachter sagt jedenfalls, dass er selten einen neuen Ausländer gesehen hat, der sich so schnell an die neuen Begebenheiten angepasst hat.
Jan Mursak selber gibt aber zu, dass der Anpassungsprozess an die neue Mannschaft und die neue Liga nicht einfach sei. Und zwar aus zwei Gründen: Einerseits agierte er in den vergangenen fünf Jahren fast ausschliesslich als Center. Beim SCB ist die Mittelachse aber schon mit drei ausgezeichneten und bewährten Kräften (Arcobello, Ebbett, Haas) besetzt, weshalb Mursak auf der für ihn ungewohnten Flügelposition auflaufen muss: «Ich muss mein Spiel ziemlich umstellen. Als Center ist man viel mehr in Puckbesitz. Als Flügel hat man andere Aufgaben.»
Der zweite Grund für die Anpassungsprobleme sieht der Slowene darin, dass die Spiele in der National League bisweilen ziemlich wild und wenig strukturiert sein können. «Es ist schwierig, die Spielweise des Gegners zu lesen», sagt er.
Jan Mursak war sich in den letzten Jahren diesbezüglich anderes gewöhnt. Über drei Jahre lang gehörte er beim KHL-Spitzenteam ZSKA Moskau zum Stammpersonal und erlebte dort die beste Zeit seiner bisherigen Karriere. Sowohl sportlich als auch finanziell.
Nach einem unglücklichen Abstecher innerhalb der KHL zu Nischni Nowgorod (Mursak: «Ich war verletzt, aber die Verantwortlichen wollten, dass ich trotzdem spiele») wechselte er im Januar nach Schweden zu Frölunda Göteborg und fand dort zu seiner alten Stärke zurück. «Ich hatte endlich wieder Spass am Eishockey», erzählt er.
Und Jan Mursak hatte konkrete Pläne, wie es mit seiner Karriere weitergehen sollte. Die Schweiz spielte dabei eine wichtige Rolle. Umso mehr, als sein Agent einige Offerten von interessierten National-Ligisten erhalten hatte. Darunter jene des SC Bern, der sich besonders um den Mann aus dem Eishockey-Exotenland Slowenien, in welchem Mursak neben NHL-Superstar Anze Kopitar von den Los Angeles Kings der zweitbeste Export ist, bemühte.
Sportchef Alex Chatelain reiste sogar persönlich nach Schweden, um die Werbetrommel zu rühren. Mit Erfolg. Jan Mursak setzte im Frühling seine Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag. «Ich wollte unbedingt zu einem Team wechseln, welches Chancen hat, Titel zu gewinnen», sagt er.
Bereut hat der Mann aus Maribor, der 46 NHL-Spiele für die Detroit Red Wings bestritt, diesen Schritt nicht – trotz der aktuellen Torflaute. «Es gefällt mir sehr hier», sagt Mursak, dessen kanadische Ehefrau Victoria seit zwei Wochen ebenfalls in der Schweiz weilt. Nicht nur auf dem Eis verfolgt er grosse Pläne, sondern auch daneben. «Ich will hier in Bern eine Familie gründen», verrät er lächelnd.