Wenn gerade kein oder nur wenig Eishockey läuft, diskutieren NHL-Fans gerne über vergangene Drafts. Insbesondere darüber, ob die Spieler denn auch in der richtigen Reihenfolge gezogen wurden. Der Draft-Jahrgang 2017 bildet da keine Ausnahme. Insbesondere, weil ein schwedischer Rookie derzeit für viel Wirbel sorgt.
Wir ziehen deshalb die ersten zehn Positionen des Drafts 2017 komplett neu. So viel sei jetzt schon verraten: Es gibt eine neue Nummer 1.
Er macht den grössten Sprung in diesem «Redraft». Auch wenn der Hype um Eeli Tolvanen wieder etwas abgeflacht ist, so hat er immerhin schon erste Punkte in der NHL gesammelt. 2017/18 überzeugte der Finne in der KHL mit 25 Toren und 18 Assists in 60 Spielen. In der NHL vermochte er sich aber noch nicht durchzusetzen. Vier Einsätze absolvierte Tolvanen diese Saison mit den Predators (ein Tor und ein Assist), seither ist er in der AHL, um sich besser an das nordamerikanische Spiel zu gewöhnen.
Der Finne könnte immer noch zu einem Glücksgriff werden für die Predators und würde mit dem heutigen Wissen früher gedraftet. Allerdings braucht er doch länger, um den Schritt in die NHL zu machen, als Ende letzte Saison gedacht.
Cody Glass hat den Sprung in die NHL noch nicht geschafft. Derzeit spielt er seine vierte komplette Saison bei den Portland Winterhawks in der Western Hockey League, einer der drei besten kanadischen Juniorenligen. Dort gelingt dem Center bisher eine überragende Saison. Nach 34 Spielen steht er bei 13 Toren und sagenhaften 51 Assists.
Cody Glass (@GlassCody12) has scored plenty of pretty goals this year, but last night's marker against Seattle might be my favorite. Smooth as silk and a wicked wrister to finish it off. 24th of the season. pic.twitter.com/wZ7vjiRQPK
— Evan Richardson (@Evan_Richardson) January 14, 2018
Glass ist Captain seines Teams. Vor kurzem hat er sich allerdings eine leichte Knieverletzung zugezogen. Dennoch ist zu erwarten, dass er nächste Saison fixer Bestandteil von Vegas' Lineup wird.
Der Schwede begann die Saison mit den New York Rangers, wurde Ende Dezember nach 21 Spielen (ein Tor, drei Assists) allerdings zurück in die AHL geschickt. Andersson ist ein kompletter Zweiwegspieler mit gutem Hockey-IQ und einem guten Schuss. Obwohl er in der AHL gute Leistungen zeigt, gibt es leise Zweifel, ob er sich bei den Rangers bald in einer der beiden Topreihen etablieren kann.
Dass Michael Rasmussen bereits regelmässig in der NHL spielt, dürfte auch mit der Situation seines Teams zusammenhängen. Die Red Wings befinden sich im Neuaufbau. Die Resultate sind momentan zweitrangig. So kann man auch einen jungen Center einfach mal spielen und Erfahrungen sammeln lassen.
Der Kanadier kommt bei Detroit vorwiegend in den hinteren Reihen zum Einsatz und hat viele Defensivstarts. Er übernimmt also als Zweiweg-Spieler bereits Verantwortung. In 41 Spielen erzielte er sechs Tore und sieben Assists. Rasmussen ist demnach bereits in der Lage, sich auf NHL-Niveau durchzusetzen. Wir glauben allerdings auch, dass er weniger Potential hat als die restlichen Spieler dieser Liste.
Martin Necas macht einen Sprung nach vorne. Der Center durfte bereits etwas NHL-Luft schnuppern (acht Einsätze, ein Tor, ein Assist), spielt diese Saison aber noch in der AHL. Dort überzeugt der Tscheche voll und ganz. Für die Charlotte Checkers erzielte der 20-Jährige neun Tore und 19 Assists in 36 Spielen.
Corey Pronman, Prospect- und Draft-Experte bei «The Athletic», sieht Necas von allen Talenten, die den Sprung in die NHL noch nicht gemacht haben, als Nummer 2 – die Nummer 1 ist Quinn Hughes, Draft-Jahrgang 2018. «Necas hat das Potenzial zum Nummer-1-Center, der eine eigene Linie antreiben kann», schrieb Pronman.
In einem eher überraschenden Buffalo-Team, das immer noch einen Playoff-Platz jagt, macht Casey Mittelstadt eine schwierige Rookie-Saison durch. Der Center trifft nicht so oft und einfach, wie er das gerne hätte, und kann sich auch sonst nicht immer nach Wunsch durchsetzen. Die Ansätze sind allerdings da, das zeigte der 20-Jährige, als er zwischendurch in der Toplinie Auslauf erhielt.
Dass Mittelstadt irgendwann ein Erstliniencenter in der NHL sein kann, daran besteht kein Zweifel. Doch im Moment ist er es noch nicht.
Nico gegen Nolan hiess das Duell im Frühsommer 2017. Hischier und Patrick waren die designierten Top-Picks des Drafts, doch wer von beiden die Nummer 1 sein würde, war bis wenige Minuten vor dem Draft nicht klar. Der Kanadier zog dabei den kürzeren, auch bislang auf dem Eis. Mit dem heutigen Wissen würde der Center wohl nicht mehr an zweiter Stelle gezogen werden.
Seine Verletzungsanfälligkeit hat Nolan Patrick auch in die NHL mitgenommen. Bereits letzte Saison verpasste er einige Spiele wegen Blessuren, heuer kamen noch einige mehr dazu. Mit 22 Toren und 25 Assists aus 114 Spielen blieb auch die Produktion bislang unter Erwartung zurück. Das ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass er in seiner Rookie-Saison oft nur in der dritten Linie eingesetzt wurde – und dass die Flyers aktuell eine katastrophale Saison einziehen.
Dafür konnte Patrick bislang beweisen, dass er defensiv äusserst verlässlich ist. Auch wenn der Stürmer eher einige Positionen zu früh gezogen wurde, besteht kein Zweifel, dass aus ihm ein sehr guter NHL-Spieler wird.
Es gibt Stimmen, die sagen, Heiskanen hätte noch vor Hischier gezogen werden müssen. Wir finden, dafür reicht es dem Finnen knapp nicht. Es ist äusserst schwierig, einen Verteidiger mit einem Stürmer zu vergleichen. Im Zweifelsfall spricht für Hischier, dass er bereits in seiner ersten Saison den (überzeugenden) Sprung in die NHL geschafft hat. Und dass er als Center eine noch wichtigere Position besetzt.
Dennoch ist Heiskanens Rookie-Saison extrem beeindruckend. Der Verteidiger hat bei Dallas sofort eine Top-4-Rolle übernommen und steht pro Spiel rund 23 Minuten auf dem Eis. Wenn es sein muss, können es aber auch mal fast 30 Minuten sein.
Miro Heiskanen's first NHL shift was pretty, pretty, pretttttttty good. (via r/hockey) pic.twitter.com/eh90GlplLN
— Marc Dumont (@MarcPDumont) October 5, 2018
Der junge Finne schafft es bereits in seiner ersten NHL-Saison, auch das offensive Spiel seiner Mannschaft zu prägen. Dank seinem herausragenden Skating kann er in fast jeder Situation einen Angriff lancieren. Zudem ist er in der Lage, ein Powerplay zu lenken. Ein NHL-All-Star ist er bereits. Heiskanen ist auf dem besten Weg, auch sonst ein Star auf dem Eis zu sein.
Er wurde tatsächlich vom Thron gestossen. Nico Hischier geht in unserer Neuauflage des Drafts «nur» noch an zweiter Stelle. Das ist allerdings keine Abwertung Hischiers, sondern vielmehr eine Aufwertung eines Konkurrenten.
Der junge Schweizer ist alles, was sich die Devils erträumt haben. Er hat bereits in seiner ersten Saison die Rolle als Nummer-1-Center im Team übernommen und New Jersey gemeinsam mit Taylor Hall in die Playoffs geführt. Im zweiten Jahr übernimmt der Walliser noch mehr Verantwortung, ist auch in der Abwesenheit von Taylor Hall ein Leader und auf dem Weg zu einer neuen Punkte-Bestmarke.
Corey Masisak, Devils-Reporter für «The Athletic», sagt über Hischier: «Vieles ist für die Devils in dieser Saison schlecht gelaufen, doch Nicos Entwicklung ist ein riesiger Pluspunkt. Er ist auf Kurs zu beinahe 60 Punkten und ist weiterhin ein guter Zweiweg-Spieler. Er agiert auf dem Eis ohne Angst. Wenn er älter und stärker wird, wird er noch mehr Zweikämpfe gewinnen. So könnte er zu einem der besten Center in der NHL avancieren.»
Er ist die Story der laufenden NHL-Saison: Elias Pettersson hat den Vancouver Canucks wieder Hoffnung gegeben. Der junge Schwede produziert über einen Punkt pro Spiel und ist Topskorer des Teams. Gemeinsam mit Bo Horvat, Brock Boeser und Sven Bärtschi lässt er die westkanadische Metropole gar von den Playoffs träumen.
Wie Pettersson das Spiel mit seinem Speed und seiner Technik prägt, ist unglaublich. Er hat sich in den vergangenen drei Jahren von Station zu Station (2. Schwedische Liga, 1. Schwedische Liga, NHL) stets gesteigert und ist nun bereits ein Star in Nordamerika.
Der Schweizer NHL-Scout Thomas Roost beschreibt die Situation auf Twitter so: «Mit damaligem Wissensstand war Nico die verdiente Nummer 1. Er hat bis jetzt mehr als bewiesen, dass er ein grossartiger Spieler ist! Aktuell zeichnet sich aber ab, dass Pettersson ein ‹Ausserirdischer› ist. Darum: Ja, aus heutiger Sicht hätte das Alien an erster Stelle gehen sollen.»