«Als wir im Januar um die Playoff-Qualifikation kämpften, und ich sogar um meinen Job zittern musste, war mir meine Frau, die sowieso eine unglaublich wichtige Rolle in meinem Leben spielt, immer eine Stütze. Sie sorgte dafür, dass ich mir zu Hause die Ruhe nehmen konnte, die ich brauchte.»
Noch bevor die Playoffs begannen, erfuhr er, dass er seinen Posten am Ende der Saison verlieren würde – unabhängig von den folgenden Resultaten. Prompt schaffte er das Unfassbare und gewann mit seiner Mannschaft, die sich gerade noch für die Playoffs qualifiziert hatte, den Meistertitel. Seit jenen Jubeltagen im April wartet der 41-Jährige nun aber wieder auf einen Job.
«Auf der anderen Seite habe ich es auch sehr genossen, mit meinen Kindern zu spielen und mal völlig abzuschalten. Ich muss wirklich sagen, dass ich diesen negativen Druck nicht gespürt habe. Ich bin ein sehr positiv denkender Mensch. Ich sehe das Glas immer halb voll. Es war aber eine sehr schwierige Zeit. Ich weiss noch, dass ich und mein Trainerteam viele Stunden in der Garderobe verbracht und gegrübelt haben. Wir haben uns immer wieder gefragt, ob wir auf dem richtigen Weg sind.
Diese Phase war für mich auch eine Lehre fürs Leben. Nachdem wir die Playoffs geschafft hatten, kam der Montagnachmittag, an welchem mir mitgeteilt wurde, dass ich am Ende der Saison gehen muss. Als mir Marc Lüthi den Entscheid mitgeteilt hatte, löste das in mir kaum Emotionen aus. Ich verhielt mich gleich wie nach einem Spiel – ob Sieg oder Niederlage: Ich blieb ruhig.
Im Nachhinein habe ich mich oft gefragt, wie ich es geschafft habe, die Emotionen nicht an mich heranzulassen. Früher war ich diesbezüglich ein anderer Mensch. Es entspricht aber nicht meinem Naturell, den Kopf in den Sand zu stecken.
Der Schlüssel zum Meistertitel war, dass wir unser allererstes Playoff-Spiel in Zürich gewannen. Da kam die Maschinerie ins Laufen. Ich funktionierte in dieser Phase auch wie eine Maschine. Die Wege nach Davos und Lugano waren lang. Ich kam oft spät ins Bett, stand aber nach drei, vier Stunden wieder auf. Wenn man Erfolg hat, dann spürt man die Müdigkeit nicht. Wenn ich im Nachhinein Interviews mit mir gesehen habe, dachte ich oft: «Wow, hab ich schlecht ausgesehen!».
Zu Hause war ich zwar körperlich präsent, aber mit den Gedanken doch stets beim Eishockey, immer auf der Hut. Gut war, dass meine Kinder einfach mit mir spielen wollten und keine Fragen stellten, auch wenn sie wussten, was läuft. Als wir dann Meister waren, hatte ich Respekt vor dem, was kommen würde. Mir wurde plötzlich bewusst, dass meine Zeit in Bern vorbei ist und dass jetzt die Leere kommen würde.
Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben keinen Vertrag für die neue Saison. Mein letzter Tag in Bern war sehr speziell. Mein älterer Sohn begleitete mich, als ich mein Trainerbüro räumte. Er fragte mich, was ich denn mache. Er verstand nicht, was abging und wurde traurig. Das hat mir mehr wehgetan als der eigentliche Räumungsakt. Immerhin: Durch den Meistertitel konnte ich mich mit einem gewissen Stolz aus Bern, wo ich so viele Jahre meines Eishockeylebens verbracht hatte, verabschieden.
Ich ging ohne Erwartung in den Sommer. Mir war bewusst, dass es schwierig werden würde. Selbst als Meistertrainer wurde ich immer noch mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Warum, weiss ich auch nicht.
Wir mussten auch familienintern entscheiden, wohin die Reise geht. Müssen wir zügeln? Kann ich pendeln? Ich hatte früh eine interessante Anfrage aus dem Ausland, war aber zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit, den Job sofort anzunehmen. Dann kamen die Verhandlungen mit Kloten und der U20-Nationalmannschaft. Dieses Amt hätte ich gerne übernommen. Als ich dort die Absage bekam, war der erste Moment, in dem ich dachte: «Schade.»
Danach kam eine Phase, in der es nicht immer einfach war für mich. Ich hatte zwar rund um unser Haus immer etwas zu tun, aber trotzdem machte mir die Ungewissheit zu schaffen. Plötzlich begann ich, alle Playoff-Spiele, alle meine Interviews während dieser Zeit zu verschlingen.
Dies, nachdem ich lange bewusst Abstand von den Geschehnissen gehalten hatte. Es war eine sehr emotionale Verarbeitungsphase für mich. Ich wurde teilweise wieder so nervös wie während der Spiele selbst.
Wehmut kam aber nie auf, weil ich das Kapitel abgeschlossen hatte. Schwierig war auch der Zeitpunkt, als im August das Eistraining der Klubs losging. Bei mir war ja speziell, dass ich als amtierender Meistertrainer gehen musste. Deshalb hätte ich eigentlich auch keine Auszeit nötig gehabt.
Ein Trainerkollege hat mir mal gesagt, dass man nach einer Entlassung im Falle von Misserfolg erst einmal froh ist, nichts mehr mit dem ganzen Druck zu tun zu haben. Dann ist es eine Erlösung, eine Zeit lang nicht mehr arbeiten zu müssen. Das war bei mir natürlich anders.
Ich kann nicht einfach aufstehen und mal so in die Leere hineinleben. Ich muss meinen Tagen eine Struktur geben. Ich gebe Trainerkurse in Magglingen, mache Reisen ins Ausland, um mich weiterzubilden oder bin als TV-Experte im Einsatz. Ansonsten bleibt mir nicht viel mehr übrig, als auf die nächste Chance zu warten.
Es gibt immer mal wieder Gespräche – wie zuletzt mit Biel. Ich versuche, bereit zu sein für den Fall, dass es zu einem Engagement kommt. Natürlich gibt es immer wieder die Momente, in denen man einer verpassten Möglichkeit nachtrauert.
Aber eben: Ich bin nicht der, der lange hadert. Es gibt weitaus Schlimmeres auf dieser Welt als ich in meiner Position. Und ich weiss, dass ich meine nächste Chance erhalten werde.»