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Genf vs Bern: Zahlen zum längsten Schweizer Hockeyspiel der Geschichte

La deception du gardien genevois, Robert Mayer, lors du 6eme match du quart de finale de play off du championnat suisse de hockey sur glace de National League, entre le Geneve Servette HC et le SC Ber ...
Ein enttäuschter Robert Mayer sitzt nach der Overtime-Niederlage auf dem Eis.Bild: KEYSTONE

Overtime-Wahnsinn in Genf! Die Zahlen zum längsten Spiel der Schweizer Hockey-Geschichte

117 Minuten und 43 Sekunden dauerte es, dann war das bis heute längste Hockey-Spiel auf Schweizer Eis zu Ende. Der SC Bern besiegte Genf-Servette mit 2:3 in der dritten Verlängerung. Es war eine Geduldsprobe für Fans und Spieler.
22.03.2019, 08:4522.03.2019, 15:29
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Spieldauer

117 Minuten und 43 Sekunden

Das sind umgerechnet fast zwei Spiele aneinander. Der 2:3-Siegtreffer durch Mark Arcobello fiel um 0.56 Uhr in der dritten Verlängerung – oder anders gesagt im sechsten Drittel.

Es war das bislang längste Spiel der Schweizer Eishockeygeschichte. Den alten Rekord stellten Kloten und Rapperswil vergangenes Jahr in der Liga-Qualifikation auf. Dort dauerte die Partie 102 Minuten und 32 Sekunden.

Das längste Spiel der Geschichte:
Das norwegische Playoff-Viertelfinalspiel zwischen den Storhamar Dragons und den Sparta Warriors wurde 2017 nach 217:14 Minuten entschieden. Um 2.32 Uhr morgens an einem Montag. Die Partie hatte schon um 18 Uhr begonnen.

Dass es überhaupt zur Verlängerung kam, war schon unglaublich. Bis zur 60. Minute lag Servette mit 0:2 zurück, ehe sie durch einen Doppelschlag von Taylor Winnik und Tommy Wingels kurz vor dem vermeintlichen Schluss noch ausglichen.

Die Highlights des Spiels.Video: YouTube/MySports

Schüsse

Das Rekordspiel hatte auch zur Folge, dass so viele Schüsse aufs Tor registriert wurden, wie noch nie in der Neuzeit in der Schweiz – sowohl von den Teams, wie auch von Individualisten.

Bild
Bild: watson

Geblockte Schüsse

  • Genf: 24
  • Bern: 31

Schüsse neben das Tor

  • Genf: 15
  • Bern: 29

Und so sieht das dann im Shottracker aus:

Alle Schussversuche von Genf.
Alle Schussversuche von Genf.Bild: sihf.ch
Alle Schussversuche von Bern.
Alle Schussversuche von Bern.Bild: sihf.ch

Grün = Tor. Gelb = Schuss aufs Tor. Rot = Schuss neben das Tor. Schwarz = Block.

Johan Fransson (Genf)

11 Schüsse aufs Tor

Servettes Johan Fransson jubelt nach seinem Siegestor in der 96. Minute, im dritten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem Geneve-Servette HC am Donnersta ...
Bild: KEYSTONE

Daniel Winnik (Genf)

9 Schüsse aufs Tor

Geneve-Servette's defender Arnaud Jacquemet, left, celebrates his goal with teammates forward Daniel Winnik #26, of Canada, and defender Henrik Toemmernes, of Sweden, right after scoring the 1:1, ...
Bild: KEYSTONE

Mark Arcobello, Tristan Scherwey, André Heim, Daniele Grassi (Bern)

Je 5 Schüsse aufs Tor

Bern's forward Tristan Scherwey, right, celebrates his goal past Geneve-Servette's forward Guillaume Maillard #11 after scoring the 0:1, during the second leg of the playoffs quarterfinals g ...
Bild: KEYSTONE

Paraden

Auch wegen der beiden Torhüter wurde es zu einem Rekordspiel. Robert Mayer bei Genf und Leonardo Genoni bei Bern zeigten immer wieder tolle Paraden und hielten ihre jeweiligen Teams am Leben.

Robert Mayer (Genf)

53 Paraden – Fangquote: 94,64 Prozent

Le joueur bernois, Thomas Ruefenacht, gauche, a la lutte pour le puck avec le gardien genevois, Robert Mayer, droite, lors du 6eme match du quart de finale de play off du championnat suisse de hockey  ...
Bild: KEYSTONE

Leonardo Genoni (Bern)

73 Paraden – Fangquote: 97,33 Prozent

Bern's defender Calle Andersson of Sweden, left, and Bern's goaltender Leonardo Genoni, right, vie for the puck against Geneve-Servette's Top Scorer Tanner Richard, center, during the f ...
Bild: KEYSTONE

Eiszeit

Beide Trainer forcierten trotz der langen Spieldauer ihre besten Kräfte. Bei Genf erhielten Guillaume Maillard und Eliot Antonietti nur rund zweieinhalb Minuten Eiszeit – das sind 2,19 Prozent der gesamten Spieldauer. Bei Bern kam Aurélien Marti zu gar keinem Einsatz. Auf der anderen Seite stellte Genfs Johan Fransson einen neuen Schweizer Rekord für die meiste Eiszeit in einem Spiel auf.

Hier die Spieler, die am längsten auf dem Eis standen:

Genf

  • Johan Fransson: 48:35 Minuten
  • Jonathan Mercier: 42:29 Minuten
  • Arnaud Jacquemet: 39:51 Minuten
  • Daniel Winnik: 38:33 Minuten
  • Tommy Wingels: 38:13 Minuten

Bern

  • Eric Blum: 44:56 Minuten
  • Mark Arcobello: 39:20 Minuten
  • Thomas Rüfenacht: 38:51 Minuten
  • Simon Moser: 38:48 Minuten
  • Calle Andersson: 36:02 Minuten

Eishockey fürs Geld

Das billigste Ticket für ein Playoff-Viertelfinalspiel in Genf kostet 25 Franken, das teuerste 80 Franken. Das macht bei einem gewöhnlichen Spiel 42 Rappen bzw. 1,33 Franken pro gespielte Minute. Wer gestern am legendären Spiel dabei war, bekam beinahe die doppelte Menge Eishockey fürs Geld. Matchbesucher in der billigsten Kategorie bekamen die Minute Eishockey für 21 Rappen. Zuschauer, die sich die teuerste Kategorie gegönnt haben, zahlten noch 68 Rappen pro Minute Eishockey.

Le gardien bernois, Leonardo Genoni, centre, et les joueurs bernois, Zach Boychuk, gauche et Sandro Bruegger, droite, defendent le puck, lors du 6eme match du quart de finale de play off du championna ...
Mehr Eishockey fürs Geld als gestern gab es in der Schweiz noch nie.Bild: KEYSTONE

Wer gerne Tore mag (und wer mag schon keine Tore?), kam gestern allerdings nicht so recht auf seine Kosten. Auf die Spielzeit heruntergerechnet, bekamen die Zuschauer nur alle 23,5 Minuten ein Tor zu sehen. Also nicht mal ganz eines pro Drittel.

Überstunden und Reaktionen

Neben den Spielern schoben natürlich auch die Funktionäre und Trainer des Teams Überstunden. Bei Chris McSorley war es sogar der Fall, dass er bis in seinen Geburtstag hineinarbeitete. Der Trainer von Servette wird heute 57. In Feierlaune wird er momentan aber kaum sein.

6877 Zuschauer waren gestern Abend in der Genfer Eishalle dabei. Ihre Geduld wurde allerdings ziemlich strapaziert, trotzdem blieben die meisten bis zum Schluss. Viele dürften heute verspätet oder mit dunklen Augenringen am Arbeitsort eingetroffen sein. Den SCB-Fans wurde die rund zweistündige Heimreise immerhin durch den Halbfinaleinzug versüsst.

Aber auch vor dem TV blieben viele Zuschauer wach und wollten die Entscheidung in dieser Partie miterleben. Einige Reaktionen:

Beim Pay-TV-Sender MySports waren ebenfalls Überstunden angesagt. Wie schon beim Spiel in Kloten, bestellten sich die Moderatorin Steffi Buchli und die Experten Sven Helfenstein, Marco Bührer und Simon Schenk Pizza ins Studio als Zwischenverpflegung.

Die MySports-Crew nach Spielschluss im Studio.
Die MySports-Crew nach Spielschluss im Studio.bild: mysports

Auch bei uns mussten zwei tapfere Journalisten lange ausharren. Als Tickerer Philipp Reich irgendwann auf den letzten Zug musste, übernahm kurzerhand Kollege Corsin Manser vom Newsdesk dessen Arbeit. Als der Reich dann zuhause war, tickerte er von dort das Spiel fertig.

» Hier gibt's den Liveticker des Marathon-Matchs zum Nachlesen.

Die Stimmen zum Spiel

Tristan Scherwey (Bern)

«Der Rekord ist uns scheissegal. Du lässt alles in dich rein, was du kannst. Viel Flüssigkeit und Nahrung. Danach noch 15 Liter pinkeln. Das ist alles egal. Es ist Playoffs, die geilste Zeit!»
In der 5. Pause.srf

Robert Mayer (Genf)

Es hat Spass gemacht. Wirklich. Ich dachte, wir können das Spiel gewinnen, wir haben bis zur letzten Minute daran geglaubt. Ich konnte die Konzentration gut hoch halten, die Beine waren auch gut, ich war nicht müde. Ich hätte auch noch weiterspielen können – oder Leo Genoni fragen, ob er Schere, Stein, Papier machen will. Jetzt trinke ich zuhause sicher noch ein Glas Wein mit meiner Frau, erst danach kann ich schlafen.
srf

Simon Moser (Bern)

Chris McSorley (Genf)

«Es war eine schwierige Saison mit vielen Verletzten. Ich bin so unglaublich stolz auf die Leistung und den Willen, den diese Mannschaft gegen einen Giganten wie Bern gezeigt hat. Es ist sicher nicht der Geburtstag, den ich mir gewünscht habe. Wenigstens sind wir Teil der Geschichte. Es tut mir Leid für die Genfer Fans, dass wir es nicht in den Halbfinal geschafft haben.»
srf

Thomas Rüfenacht (Bern)

«So ein Spiel habe ich noch nie erlebt. Eigentlich müssten wir es nach 60 Minuten gewinnen. Nach dem fünften Drittel kamen die Krämpfe. Jetzt nach dem Spiel sind meine Beine einfach wie betäubt. Jetzt können wir uns einen Tag oder zwei erholen. In der Garderobe haben alle angefangen zu lachen.»
srf

Kari Jalonen (Bern)

«Ein ziemlich verrücktes Spiel. Die Spieler müssen alles geben. Beide Teams spielen offensives Cycling, da musst du dich irgendwann nur noch auf die Defensive konzentrieren. Wir haben in dieser Serie viele Fehler gemacht, doch die Mannschaft ist auch gewachsen.»Video: YouTube/MySports
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Al Paka
22.03.2019 08:56registriert Juli 2017
Eigentlich müsste man bei Scherwey noch den Schlusssatz des SRF Mann hinzufügen.

"Demfall gueti Erholig und guets Bisle"

🙃
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Tavares
22.03.2019 09:30registriert November 2015
Von den 11 Schüssen von Fransson waren gefühlt 10 von hinter der Mittellinie...
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Capunso
22.03.2019 11:06registriert November 2018
Was für eine sympathische Reaktion von Robert Mayer! 👏🏻 Sehr sportlich
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