Die Davoser kennen die Situation. Vor zwei Jahren standen sie ebenfalls im Final und trafen dort mit den Rapperswil-Jona Lakers auf ein unterklassiges Team. Das Resultat ist bekannt: Der HCD ging 2:7 unter.
Davos wird sich also hüten, Ajoie zu unterschätzen. Dafür gibt es auch keinen Grund, die Jurassier eliminierten auf dem Weg in den Final nacheinander die oberklassigen Lausanne (4:3 n.V.), ZSC Lions (6:3) und Biel (4:3).
Die Davoser sind zwar mit 31 Titeln Schweizer Rekordmeister, den Cup haben sie aber noch nie gewonnen. Die Motivation, das zu ändern, ist gross. «Wenn man diese Chance bekommt, dann will man sie auch nutzen», liess sich Verteidiger Félicien Du Bois auf der Homepage des Verbandes zitieren. Das Selbstvertrauen der Bündner stimmt auf jeden Fall. Nach einer Spielzeit zum Vergessen, in der die Davoser gar die Abstiegs-Playoffs gegen die Lakers (4:1) bestreiten mussten, spielen sie bislang eine starke Saison.
Der neue Sportchef Raeto Raffainer und der neue Trainer-Staff um Christian Wohlwend haben frischen Wind ins Team gebracht. Ausserdem entpuppten sich die neu verpflichteten Ausländer Aaron Palushaj und Mattias Tedenby bisher als Glücksfälle.
Ausländer, das ist ein gutes Stichwort für den HC Ajoie. Die Kanadier Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen, die seit 2015 für die Ajoulots tätig sind, dominieren die zweithöchste Spielklasse Saison für Saison. In der laufenden Meisterschaft brachten sie es vor dem Auswärtsspiel am Freitag gegen Thurgau zusammen auf sagenhafte 171 Punkte (66 Tore).
Auch im Cup trugen sie massgeblich dazu bei, dass Ajoie im Final steht. Gegen Lausanne erzielte Hazen drei Tore sowie ein Assist, gegen den ZSC brachte es Devos auf vier Skorerpunkte (2/2), und gegen Biel traf Hazen doppelt, wobei Devos bei beiden Treffern den Stock im Spiel hatte.
«Wir glauben an uns und wollen dafür sorgen, dass der Sonntag ein geschichtsträchtiger Tag für den HC Ajoie und den ganzen Jura wird», sagte Devos. Mit dieser Aussage unterstreicht der 29-Jährige welche Bedeutung der Final für die Region hat – der nördliche Teil des Juras wurde am 1. Januar 1979 durch Abspaltung vom Kanton Bern getrennt und ist seither ein souveräner Kanton.
Allerdings kann der Final nicht in der Heimhalle Voyebœuf in Pruntrut durchgeführt werden, da diese den Anforderungen nicht genügt. Stattdessen wird in der neuen Arena in Lausanne gespielt, die 9600 Zuschauern Platz bietet. Die Tickets waren gerademal fünf Tage nach dem Start des Vorverkaufs bereits weg – mehr als 7000 Leute aus dem Jura sollen die Reise antreten. Für den Fall, dass Ajoie den Final gewinnt, hat der Kanton bereits eine Freinacht bewilligt.
Eine Frage wird sein, wie die Spieler des Aussenseiters auf die für sie ungewohnte Kulisse reagieren werden, ob sie sich davon beeindrucken lassen. Devos sprach von einem «speziellen Erlebnis. Wir können es kaum erwarten, bis es losgeht.» Vieles wird von den beiden kongenialen Kanadiern abhängen, ob Ajoie einen weiteren Coup schafft und als dritte unterklassige Mannschaft nach Genève-Servette (1959) und den Rapperswil-Jona Lakers die Cup-Trophäe in die Höhe stemmt. Devos und Hazen wollen mit einem Sieg ihre Zeit im Jura krönen, denn die Zeichen stehen auf Abschied. (ram/sda)