Der ehemalige Trainer von Zug kam mit Zagreb am Freitag erst am späten Nachmittag in Davos an. Wegen dem heftigen Schneefall konnte der Bus vom Flughafen Kloten aus nicht die direkte Route über Landquart-Küblis nehmen und musste auf die Route über Tiefencastel ausweichen.
«Ich wachte kurz auf und sah, dass wir gerade an der Autobahn-Ausfahrt Landquart vorbeifuhren. Ich schreckte auf und fragte: Was zum Teufel geht hier vor? Wo fahren wir denn hin? Ich war ja mit dem EV Zug während sechs Jahren nie diese andere Route nach Davos hinaufgefahren. Aber dann hat mich der Fahrer aufgeklärt und ich konnte weiterschlafen.»
Dass Doug Shedden im Bus eingenickt war, hat schon seinen Grund. Trainer in der KHL zu sein, kostet viel Energie. Die Flüge zu den Auswärtsspielen dauern schon mal acht Stunden und gehen über sechs Zeitzonen. «Da werde ich sogar als Trainer müde. Für die Spieler ist es noch viel schlimmer. Ach, war das ein Leben in der Schweiz …»
So ist Doug Shedden mit Medvescak Zagreb auf dem Umweg über Tiefencastel doch noch wohlbehalten in Davos angekommen. Zwischen den beiden Partien konnte er am Freitagabend von 17.45 Uhr bis 18.30 Uhr planmässig trainieren. Am Samstag tritt er zum Abendspiel gegen Team Canada an.
Der charismatische Bandengeneral ist für ein paar Tage sozusagen nach Hause zurückgekehrt. In die Schweiz. Hier hat er sechs Jahre lang den EV Zug gecoacht, ehe er kurz vor Ende von der letzten Saison gefeuert wurde. Die frische Davoser Luft bekommt ihm gut. Er lebt in dieser vertrauten Hockeywelt sichtlich auf und hat gute Laune. «Der Spengler Cup ist die beste Woche von der Saison. Mit einem echten Festtagsfeeling. Ich habe in der letzten Woche in der Hoffnung auf Schnee immer wieder im Computer nach dem Wetter in Davos gesehen.»
Das Turnier ist für ihn wie ein Klassentreffen. Er coachte einst Jokerit Helsinki, spielte als Notausländer für den HC Davos in der NLB (1991/92,15 Spiele, 34 Punkte!) und dirigierte das Team Canada 2012 als Cheftrainer zum Spengler-Cup-Sieg.
Sportlich erwartet Doug Shedden von seinem Team beim diesjährigen Turnier nicht viel. Er coacht mit Zagreb sozusagen die Lakers von der KHL. Mit Vertrag bis Ende Saison. Das Team liegt in der Westgruppe mit 46 Punkten auf dem 14. und letzten Platz. Jokerit Helsinki steht mit 86 Zählern auf Rang 2. «Wir haben einfach zu wenig Talent für ein wirkungsvolles Offensivspiel. Wir versuchen es mit guter Defensivarbeit und sind schon froh, wenn wir im Schlussdrittel noch eine Chance haben» sagt er mit leichtem Sarkasmus zur sportlichen Leistungsfähigkeit von seinem Team.
«Unser grösstes Problem sind die Torhüter. Wir haben drei und keiner ist gut genug. Einer ist vielleicht C+, einer C und einer D.» Es geht um die Klassierung von der Leistungsfähigkeit, beginnend bei A. Dann ist es für ihn ja fast so wie zuletzt beim EV Zug. Dort hat er reichlich Erfahrung mit Lottergoalies gesammelt. «Ach was. Jussi Markkanen würde ich jetzt auf jeden Fall mit Handkuss nehmen.»
Die Frage kann nicht ausbleiben: Musste es denn gerade Zagreb sein? Er wäre ja so oder so für diese Saison noch von Zug entlöhnt worden. Hätte er nicht auf eine bessere Offerte warten können? «Na ja, meine Frau meinte, ich hätte nicht gleich das erste richtige Angebot annehmen und wenigstens die Festtage zu Hause verbringen sollen. Aber ich reiste mit meiner Frau nach Istanbul und Rom und was weiss ich wohin und trank guten Wein und hatte ein schönes Leben. Aber es war kein Leben für mich. Ich wäre bald verrückt geworden. Ich musste wieder an die Bande zurück und es ist so schön wieder im Hockeygeschäft zu sein.»