Der Blick zurück reicht ins Jahr 2007. Damals ist Roman Josi gerade einmal 17 Jahre alt. Und doch spielt er bereits eine wichtige Rolle in der Verteidigung des grossen SC Bern. Eine Umfrage unter Experten ergibt bereits damals ein klares Bild: Aus diesem Jungen wird mal was. Alle attestierten dem Berner Jungspund das Potenzial, dereinst NHL-Stammspieler zu werden.
Was folgt ist eine atemberaubende Karriere, die im frühen Stadium lediglich durch ein paar Gehirnerschütterungen unliebsam gebremst wird. Schnell wird klar, dass mit Roman Josi ein Talent heranwächst, das in der hiesigen Eishockeyszene seinesgleichen sucht. An der Heim-WM 2009 steht «Josle» bereits als knapp 19-Jähriger im Nationalteam. 2010 wird er mit dem SC Bern Schweizer Meister.
Im Sommer desselben Jahres folgt der Sprung nach Übersee. Bereits 2008 hatten die Nashville Predators sich die Rechte am Schweizer in der zweiten Runde der NHL-Talentziehung gesichert. In der Retrospektive eine unfassbar gute Wahl. 37 andere Talente wurden damals vor Josi gedraftet. Nur eine Handvoll davon wurden zumindest gleich gut.
Nach einem Jahr im Farmteam der Predators, den Milwaukee Admirals, wurde Roman Josi 2011 ins NHL-Team gerufen - und blickte nicht mehr zurück. Jahr für Jahr steigerte er sich, nahm früh eine immer wichtigere Rolle ein. Bald war klar: Der Berner wird auf Jahre hinaus ein Schlüsselspieler seiner Mannschaft sein – wenn die Gesundheit mitmacht.
Along with Admiral Alum, Roman Josi can now add Norris Trophy winner to his resume!
— Milwaukee Admirals (@mkeadmirals) September 21, 2020
Congrats Roman, you deserve this award! 🏆#Admirals50 | @PredsNHL pic.twitter.com/D2aldxiAah
Vor diesem Hintergrund ist auch der Entscheid zu sehen, der Josi zuletzt jahrelang begleitet hat und immer wieder für Kopfschütteln gesorgt hatte. Nach der WM 2013 in Stockholm, wo er mit der Schweiz sensationell die Silbermedaille gewann und gleichzeitig als erster Schweizer überhaupt als wertvollster Spieler des Turniers gewählt worden war, unterschrieb der damals 23-jährige einen mit insgesamt 28 Millionen US-Dollar dotierten Siebenjahresvertrag bei den Predators. Deren GM David Poile war extra nach Schweden gereist, um die Angelegenheit mit Josis Agenten zu regeln. Es war ein auf Sicherheit bedachter Vertrag für den Berner – damals halbwegs nachvollziehar angesichts seiner Geschichte mit den Gehirnerschütterungen.
“I want to thank my teammates… This award belongs to you guys as much as it belongs to me.”
— Sportsnet (@Sportsnet) September 21, 2020
Legendary defenceman Paul Coffey presents the 2020 James Norris Trophy to @PredsNHL's Roman Josi.#NHLAwards | #NHLonSN pic.twitter.com/HWt1BrqcoV
Schnell war aber klar, dass Josi viel mehr wert sein würde als die vier Millionen Durchschnittssalär bis ins Jahr 2020. Und als hätte es noch eines Beweises gebraucht, wurde Josi ausgerechnet im letzten dieser Vertragsjahre zum besten NHL-Verteidiger gewählt. Mehr Preis/Leistung geht nicht. In der Zwischenzeit wurde der Berner Captain der Predators (2017), gewann mit der Schweiz nochmal eine Silbermedaille (2018 in Kopenhagen) und stand mit seinem NHL-Team auch einmal im Stanley-Cup-Final (2017), wo man aber an den Pittsburgh Penguins scheiterte.
Talented, brilliant, incredible, amazing, show stopping, spectacular, never the same, totally unique. pic.twitter.com/c12KAw9ASU
— Home to 2020 Norris Trophy Winner Roman Josi (@PredsNHL) September 22, 2020
Das alles hat sich für Roman Josi aber ausgezahlt. Im vergangenen Herbst unterschrieb er bei den Nashville Predators einen ab der kommenden Saison laufenden, mit insgesamt über 72 Millionen US-Dollar dotierten Achtjahresvertrag. Damit ist er auch diesbezüglich in der Liga der Superstars angekommen. Jetzt fehlt dem sympathischen Berner, der im kommenden Jahr auch erstmals Vater wird, nur noch etwas zum sportlichen Glück: Der Gewinn des Stanley Cups. An ihm wirds kaum scheitern.