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Du willst nur das Beste? Voilà:
Auf den ersten Blick ist es ein unverständlicher
Entscheid. Der SCB verzichtet per Saisonende freiwillig auf die Dienste von
Lars Leuenberger. Sportchef Alex Chatelain sagt, das sei auch dann so, wenn der
SCB noch Meister werden würde. Müsste er denn nicht ein Trainer mit einem
Mehrjahresvertrag an den SCB binden, der die Mannschaft unter schwierigsten
Bedingungen in die Playoffs und dort zu einer der grössten Sensationen aller
Zeiten geführt hat?
Natürlich müsste er das. Aber Lars Leuenberger hat den falschen Namen und den falschen Pass. Hiesse er Larry Lionhill und wäre Kanadier oder Amerikaner, dann würde Marc Lüthi, der Namengläubige, vor ihm niederknien wie vor dem NHL-Clown Guy Boucher.
Er wird von Marc Lüthi gering geschätzt. Es kann ja nicht sein, dass «sein» Bayern München des Hockeys, das beste Hockeyunternehmen östlich von Montreal vom kleinen Leuenberger geführt wird. Ein grosser Klub mit einem grossen Manager braucht einen grossen Trainer. Lars Leuenberger sollte indes den Hockeygöttern auf den Knien danken, dass er per Saisonende vom SCB erlöst wird. Denn diese Mannschaft wird nächste Saison «uncoachbar» sein.
Spieler zu führen, die gerade noch in die Playoffs getaumelt sind und dort die Saison mit vier Siegen gerettet haben, ist fast unmöglich. Die Grundstimmung nächste Saison gegenüber dem Cheftrainer: Erzähl Du nur, wir wissen besser als Du, was zu tun ist und wir schaffen das sowieso. Torhüter Leonardo Genoni wird dem SCB helfen – aber alleine kann er es nicht richten. Zumal Leitwolf Martin Plüss 39-jährig wird.
Es wäre deshalb für den Chronisten wunderbar gewesen, wenn Lars Leuenberger geblieben wäre – es hätte schon ab Mitte Oktober reichlich Stoff für Polemik gegeben. Spätestens im Dezember wäre Lars Leuenberger gefeuert worden. Doch die Ausgangslage ist auch jetzt vielversprechend: Wenn es nicht läuft, darf polemisiert werden, man hätte den Lars halt behalten müssen.
Die Frage ist so despektierlich gestellt. Er ist ein grosser Trainer und eine starke, arg unterschätzte Persönlichkeit. Deshalb hat er im genau richtigen Zeitpunkt selber öffentlich gemacht, dass er nicht mehr erwünscht sein wird und ist so Marc Lüthi, der gerne alles unter Kontrolle hat, zuvorgekommen. Aller Druck ist nun weg und schon Kent Ruhnke hat 2004 den Titel geholt als der SCB frühzeitig erklärt hatte, per Saisonende auf seine Dienste zu verzichten.
Lars Leuenberger verkündet nach seinem grössten Triumph, dass er nicht mehr erwünscht ist – welch ein Abgang! Hollywood pur! Lars Leuenberger wäre nun der perfekte Trainer für die SCL Tigers – dort müsste er sich nicht über einen allmächtigen Chef wie Marc Lüthi ärgern. Er könnte sich mit Sportchef Jörg Reber im besten Wortsinne auf Augenhöhe über Hockey unterhalten. Allerdings wäre es fürs Gesamtinteresse unseres Hockeys besser, wenn er den Job des U 20-Nationaltrainers übernehmen würde (watson berichtete).
Nun braucht der SCB einen grossen Trainer. Einen wie Kari Jalonen, Finnlands Antwort auf Arno Del Curto. Wer auch immer neuer SCB-Trainer wird, unterschätzt die Schwierigkeiten, die auf ihn warten. Hollywood ist garantiert. Und es wird, wie immer, am Ende gut herauskommen.
Marc Lüthi ist inzwischen ein Franz Beckenbauer des Eishockeys geworden. Beckenbauers «Schaun mer mal» ist auch Lüthis Managementphilosophie und am Ende kommt es doch so, dass das Publikum bestens unterhalten wird. Beckenbauer verstand allerdings mehr vom Fussball als Lüthi vom Eishockey. Dafür ist Lüthi korrekter beim Verbuchen der Geldflüsse und beim Bezahlen der Steuern.