Die Tabelle bietet ein Kuriosum der besonderen Art. Weil die Mannschaften zwischen drei und sieben Spiele absolviert haben, ist das Klassement nach Plus-Punkte noch nicht sehr aussagekräftig. Interessant ist hingegen die Rangliste nach Verlustpunkten. Da finden wir den SC Bern, die SCL Tigers und Ambri auf den drei letzten Plätzen. Also nicht auf Playoff-Rängen.
Das ist, wie gesagt, vorerst ein Kuriosum. Und doch dürfen wir zum ersten Mal die Frage stellen, ob Heinz Ehlers und Kari Jalonen eigentlich auch Krise können.
Heinz Ehlers hat die SCL Tigers am 3. Oktober 2016 nach der Entlassung von Scott Beattie übernommen. Kari Jalonen steht seit dem Herbst 2016 in Bern an der Bande.
Beide Trainer haben sich seither einen Unfehlbarkeitsstatus erarbeitet, der in dieser Branche sehr selten ist:
In Langnau und in Bern gilt der Grundsatz: Wenn der Trainer spricht, höre zu, gehorche schnell und murre nicht.
Die Langnauer verdanken ihre beste Zeit seit dem Wiederaufstieg mit den Playoffs im letzten Frühjahr in erster Linie der Arbeit ihres Trainers. Heinz Ehlers ist der Architekt eines perfekt auf die Mannschaft zugeschnittenen Spielsystems und einer formidablen Leistungskultur. Der liebe Gott an der Bande könnte nicht mehr aus der Mannschaft herausholen.
Der SCB verdankt seine beste Zeit seit der «Belle Epoque» unter Bill Gilligan (Meister 1989, 1991 und 1992) in erster Linie der Arbeit seines Trainers. Kari Jalonen ist der Architekt eines perfekt auf die Mannschaft zugeschnittenen Spielsystems und einer formidablen Leistungskultur. Der liebe Gott an der Bande könnte nicht mehr aus der Mannschaft herausholen.
Die Erfolge in Langnau und Bern sind also primär der Taktik und nicht dem Talent, dem Geist und nicht dem Geld geschuldet.
Krisen hat es unter Heinz Ehlers und Kari Jalonen noch nie gegeben. So viel Stabilität, Ruhe und Ordnung in Stadt und Land, in Bern und Langnau hat es in der Hockeygeschichte über einen so langen Zeitraum noch gar nie gegeben.
Deshalb die grosse Frage: Können Heinz Ehlers und Kari Jalonen eigentlich auch Krise? Der Zeitpunkt für eine Antwort ist da.
Die jüngsten Niederlagen der Langnauer gegen die ZSC Lions (4:6) und der Stadtberner gegen Lausanne (2:5) sind nach dem gleichen Drehbuch gelaufen. Vordergründig eignen sich die Goalies zu Sündenböcken. In Bern ist Niklas Schlegel nach dem 0:2 ausgewechselt worden. In Langau erreichte Damiano Ciaccio eine Abwehrquote von bloss 81,82 Prozent.
Doch die tiefere Ursache ist das Nichteinhalten des Spielkonzeptes in drei Punkten, auch der Anti-Kari- oder Anti-Heinz-Hattrick genannt:
In Langnau würden zwar eine vierte, fünfte oder gar sechste, siebte, achte oder neunte Niederlage in Serie mit der gleichen Schicksalsergebenheit hingenommen wie einst zu alten Zeiten. Batzenabwertung, Unwetter und Hagel. Das Publikum würde wohl murren, räsonieren und maulen. Aber es ist das treuste im Land und würde den Darbietungen im Hockey-Tempel trotz dem beiwohnen. Die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens SCL Tigers würde nicht tangiert. Und alles in allem sind im Emmental alle glücklich, wenn es am Ende der Saison zum sicheren Liga-Erhalt reicht.
Aber das Fundament, auf dem Langnaus sportliches Glück ruht, ist die Autorität des Trainers. Sie sollte nicht zu arg strapaziert werden. Sonst muss von Sportchef Marco Bayer in mühseliger Arbeit ein neues Fundament gezimmert werden.
Beim SCB würde hingegen eine fünfte, spätestens aber eine sechste oder siebte Niederlage in Serie eine Krise auslösen. Die erste unter Kari Jalonen.
Auf sportlichem Gebiet würde zwar die Autorität des finnischen Erfolgstrainers (drei Qualifikationssiege, zwei Titel mit dem SCB) noch nicht erschüttert.
Aber das Problem kommt aus den Kassenhäuschen. Der Zuschauerschnitt (15 594) ist der tiefste seit 2003/04. Das ist bedrohlich. Denn der SCB lebt von jedem einzelnen zahlenden Kunden und nicht von einem Mäzen. Jeder Rappen zählt, den die Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion tragen.
Das Fundament des sportlichen Erfolges in Bern ist zugleich die Ursache für grosse Sorgen: Es ist Kari Jalonen gelungen, ein unberechenbares Spiel auf rutschiger Unterlage weitgehend berechenbar zu machen. Dank der sportlichen Ordnung unter Kari Jalonen hat SCB-Manager und -Mitbesitzer Marc Lüthi auch neben dem Eis alles unter Kontrolle.
Aber so ist der SCB zu einem «Bundesamt für Hockey-Erfolge» geworden. Nie waren SCB-Heimspiele, nie war der SCB so langweilig wie heute. Kein Wunder, sind die Zuschauerzahlen auf dem tiefsten Stand seit 16 Jahren.
Kein Wunder, ist das Management unruhig und hat soeben durchgesetzt, dass der freundliche Sportkolumnist des städtischen Gratisanzeigers «Berner Bär» den SCB nicht mehr thematisieren darf. Auf das ja keine Polemik aufkomme. Das ist die Quadratur des Kreises beim SCB: Emotionen, Unterhaltung und Spektakel sind erwünscht, aber Kontrolle, Ruhe und Ordnung sind oberstes Gebot.
Sollte nun zur «Unterhaltungs-Krise» auch noch eine sportliche Krise kommen, wäre es vorbei mit der Ruhe. Was allerdings den Unterhaltungswert erheblich verbessern würde.
Können Heinz Ehlers und Kari Jalonen Krise? Beide haben heute schon Gelegenheit zu einer Antwort. Gewinnen die SCL Tigers in Rapperswil-Jona und die Berner in Zug, dann haben beide Trainer bewiesen, dass sie nach wie vor alles im Griff haben. Dass sie bei ihren Teams eine starke Reaktion herbeiführen können. Dass sie wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen.
Gerade ein Sieg in Zug würde die Gemüter in Bern beruhigen. Seit dem «Genoni-Diebstahl» (Zug hat Bern Torhüter Leonardo Genoni ausgespannt) ist Zug mit seinem milliardenschweren Präsidenten der Erzrivale, ja das «Feindbild» der Berner geworden.
Ein Sieg in Rapperswil-Jona und in Zug und es würde im Bernbiet zwischen Schrattenfluh und Gurten wieder Ruhe einkehren.
Die Nordamerikaner sagen allerdings: «There is always a calm before the storm.».
Ernsthaft? Ist ja wie im Kindergarten! 😂🤦♂️
Ich freue mich auf ein spannendes Duell heute Abend in der Bossard Arena!!!
Zudem sind Sie, Herr Zaugg, wohl der Einzige, der dem "Genoni Diebstahl" (lol) so viel Wert beimisst.