Sport
Eismeister Zaugg

Bei Bern, Kloten und Ambri ist das Klima mild wie selten

SCB-Manager Marc Lüthi findet die aktuelle Lage «uncool», aber nicht dramatisch.
SCB-Manager Marc Lüthi findet die aktuelle Lage «uncool», aber nicht dramatisch.
Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Die Klimaerwärmung erreicht die NLA: Bei Bern, Kloten und Ambri ist das Klima mild wie selten

SCB-Manager Marc Lüthi lehnt einen erneuten Trainerwechsel ab. Die Spieler dürfen nicht nur in Bern weiterhin mit mildem, freundlichem Krisen-Klima rechnen. Die nächsten Sturmböen sind erst im Oktober zu erwarten.
18.01.2016, 10:2218.01.2016, 11:11
Folge mir
Mehr «Sport»

Der SC Bern ist mit Abstand das wirtschaftlich stärkste Hockey-Unternehmen im Land. Und das einzige Spitzenteam, das ohne betriebsfremde Zuschüsse auskommt. Umsatz rund 50 Millionen Franken. Die höchsten Zuschauerzahlen ausserhalb der NHL. Trotz langanhaltender Krise war die Arena gegen Davos am letzten Samstag ausverkauft.

In Bern wird nächste Saison ein neuer Trainer an der Bande stehen. Oder noch diese Saison? Fragen an Marc Lüthi: Kommt es bald zu einem zweiten Trainerwechsel? Wird Nottrainer Lars Leuenberger abgesetzt?

SCB-Nottrainer Lars Leuenberger übt die Denkerpose, muss sich aber vorerst keine Gedanken um einen neuen Job machen.
SCB-Nottrainer Lars Leuenberger übt die Denkerpose, muss sich aber vorerst keine Gedanken um einen neuen Job machen.
Bild: freshfocus

Der grosse, sonst überaus schlagfertige SCB-Manager zögert mit der Antwort ungewöhnlich lange. Schliesslich sagt er: «Nein. Ein zweiter Trainerwechsel macht keinen Sinn. Lars Leuenberger macht alles für den Erfolg.» Und auf die Frage, ob ein weiterer Trainerwechsel in dieser Saison also ausgeschlossen werden könne, sagt er: «Diese Frage kann ich nicht beantworten.» Lars Leuenberger hat immerhin in 12 von 17 Partien gepunktet.

Nächste Saison wird alles besser

Marc Lüthi ahnt, dass die Spieler diese Saison zu oft und zu einfach zu wohlfeilen Entschuldigungen gekommen sind: Erst der Trainer, dann der Goalie, dazu die vielen verletzten Leistungsträger – stets gibt es gute Gründe, warum es gerade nicht so läuft, wie es sollte. So gesehen ist es kein Wunder, dass es in dieser Mannschaft längst keine Leitwölfe mehr gibt. Das SCB-Rudel trabt brav dahin. Jeder ist froh, dass von ihm nicht erwartet wird, dass er vorne läuft.

Was getan werden musste, ist ja inzwischen getan. Der Trainer ist ausgewechselt worden, ein ausländischer Torhüter ist da, für nächste Saison ist der neue Goalie schon unter Vertrag (Leonardo Genoni). Sportchef Sven Leuenberger hat sein Amt freiwillig Alex Chatelain überlassen und der neue Sportchef ist noch nicht einmal 100 Tage im Amt und daher auch von der Kritik ausgenommen. Und Ende Saison wird Lars Leuenberger sowieso freiwillig auf eine Weiterbeschäftigung verzichten – auch da ist Polemik nicht mehr nötig. Noch nie war das Krisenklima beim SCB so mild und freundlich. Nächste Saison wird alles besser sein. Und erst, wenn das nicht der Fall sein wird, ist im nächsten Oktober mit Sturmböen zu rechnen.

Mit Leonardo Genoni im Tor soll beim SCB in der kommenden Saison alles besser werden.
Mit Leonardo Genoni im Tor soll beim SCB in der kommenden Saison alles besser werden.
Bild: KEYSTONE

Daher bleibt beim SCB alles so wie es ist. Wirtschaftlich spielt es sowieso keine Rolle, wenn die Playoffs verpasst werden. Marc Lüthi sagt: «Ja, wir würden das Verpassen der Playoffs überstehen.» Aber er findet darin keinen Trost. Marc Lüthi mag ein Zahlenmensch sein («Chole-Marc») – aber er ist im Herzen ein SCB-Fan geblieben. Will heissen: sportlicher Misserfolg wird ihm nie egal sein. Auch wenn die Kasse stimmt. Er sagt: «Die unbefriedigende sportliche Situation ist sehr frustrierend und unangenehm. Wir leiden alle und vor allem leiden unsere Fans. Das ist uncool». Uncool. Aber eben nicht soooooooo dramatisch.

Der SC Bern kann die Playoffs nach wie vor erreichen. Die Mannschaft taumelt zwar von Spiel zu Spiel. Aber die berechtigte Hoffnung der Berner ist die Schwäche der direkten Gegner.

Auch bei Kloten und Ambri ist das Klima milde

Die Kloten Flyers kommen einfach nicht aus der Krise heraus. Sie spielen das bessere Hockey als der SCB. Sie haben so viel Talent wie der SCB. Sie haben im Vergleich zum SCB kaum Verletzungspech und kein grosses Goalie-Problem. Am Trainer zu zweifeln, ist in Kloten fast so etwas wie «hockeytechnische Gotteslästerung»: An der Bande steht Sean Simpson. WM-Silberschmied, Sieger der Champions Hockey League und Triumphator über die Chicago Black Hawks. Auch in Kloten ist das Krisenklima ungewöhnlich milde und freundlich.

Die letzte, grosse Hoffnung der Kloten Flyers: Noch drei Partien gegen Langnau. Neun «Gratispunkte.» Aber es ist auch möglich, dass diese drei Partien zur Mutter aller Pleiten werden und in die blamabelsten Punktverluste der neueren Klubgeschichte münden. Aber auch in diesem Falle würde es windstill bleiben.

Gegen die SCL Tigers hat Kloten im Strichkampf neun Gratispunkte budgetiert.
Gegen die SCL Tigers hat Kloten im Strichkampf neun Gratispunkte budgetiert.
Bild: KEYSTONE

Bleibt noch das tapfere Ambri. Hans Kossmann hat die Hoffnung auf die Playoffs zurückgebracht. Aber die Punkte, die sein Vorgänger Serge Pelletier im Herbst verspielt hat, könnten am Ende fehlen und dem SCB die Playoffs bescheren. Die Mannschaft spielt seit Wochen am Limit und war daher gestern im Hallenstadion gegen die ZSC Lions nicht ganz unerwartet chancenlos (2:7). Ambri hat bei weitem nicht so viel Talent wie der SCB, ist mit den ausländischen Stürmern nicht zufrieden, hat aber, anders als der SCB, weder ein Goalie- noch ein Trainerproblem.

Am 29. Januar muss der SCB nach Ambri reisen. Dieses Spiel könnte entscheidend werden – und bleibt doch ohne Folgen. Denn auch in Ambri gibt es keine Polemik gegen den Trainer. Auch in Ambri ist das Krisenklima seit der Ankunft von Hans Kossmann freundlich und milde geworden. Wir erleben im Januar 2016 sozusagen eine krisentechnische Klimaerwärmung.

Eishockey
AbonnierenAbonnieren

Egal-Memes Schweizer Eishockey

1 / 11
Egal-Memes Schweizer Eishockey
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du hast watson gern?
Sag das doch deinen Freunden!
Mit Whatsapp empfehlen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
andre63
18.01.2016 12:12registriert März 2014
milder ist es nur noch am bielersee...
640
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bruno Wüthrich
18.01.2016 12:14registriert August 2014
Genf bezog am Samstag eine blamable Niederlage gegen die SCL Tigers. Es war die zweite in dieser Saison. Tags zuvor verlor der SCB blamabel in Langnau. Es war die dritte blamable Pleite der Saison gegen diesen Gegner. Eine Woche zuvor verlor auch der HC Davos bereits zum zweiten Mal blamabel gegen die Emmentaler. Die Langnauer sind noch 7 Punkte von einem Playoffrang entfernt. Die nächsten Gegner sind Kloten (10.) und Ambri (9.). Seit wann ist es blamabel, wenn der 10. gegen den 11. verliert? Wieso ist Kloten überhaupt auf diesem blamablen Rang? Sie sind wohl zu stark für die vorderen Ränge...
655
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ralphster
18.01.2016 13:54registriert März 2014
Das unermüdliche Erwähnen von "Gratispunkten" seitens Eismeister ist doch nur, dass er im Falle des Nicht-eintreffens die grossartige Leistung seiner SCL Tigers hervorheben und so richtig über die Flyers herziehen kann. Würde mich nicht wundern, wenn die Kolumnen zu diesen Matches bereits geschrieben sind.
Mit den SCL Tigers als mutige, voll mit Herz spielenden Gallier angeführt von DiDomenico als Asterix und die Kloten Flyers als grossmächtige, arrogante Römer, ihrerseits angeführt von Herrn Simpson als Julius Cäsar.
566
Melden
Zum Kommentar
5
Diese (wortwörtlich) atemberaubende Trend-Sportart will Olympia 2028 aufmischen
Die Trendsportart «Underwater Torpedo» begeistert auf Social Media ein Millionenpublikum und erfreut sich in ihrem Herkunftsland, den USA, wachsender Beliebtheit. Die Schöpfer der Sportart, die einst als Training für US-Marinesoldaten entstanden war, haben jetzt ein ambitioniertes Ziel.

Beim sogenannten «Underwater Torpedo» braucht es nicht nur stählerne Muckis, sondern vor allem eine Lunge aus Stahl. Die Trendsportart, die erst 2017 in den USA ins Leben gerufen wurde, wird immer populärer – bei Sportlerinnen und Sportlern wie auch beim Publikum auf Social Media. Und das erstaunt nicht, wenn man die (wortwörtlich) atemberaubenden Bilder sieht:

Zur Story