Der wahre SCB? Ja, zumindest bis zur zweiten Pause haben wir zum ersten Mal seit der Weihnachtspause den wahren, den grossen SCB gesehen. Es gibt ihn also noch, den wahren SCB. Immerhin.
Eigentlich besitzt die Mannschaftsaufstellung – aufgeschrieben auf Papier und aufgeschaltet im Internet – kaum Aussagekraft. Eigentlich. Doch diesmal kündigt sich bereits vor dem Spiel durch die Auflistung der Gladiatoren die SCB-Auferstehung an: Trainer Kari Jalonen entscheidet sich dafür, doch noch Eishockey spielen zu lassen.
Der Schwede Adam Almquist, der wohl gewöhnlichste (polemisch können wir auch sagen: der miserabelste) ausländische Verteidiger in der SCB-Geschichte muss auf die Tribune.
Zum ersten Mal in dieser Saison kommen beim SCB vier ausländischen Stürmer zum Zuge (Arcobello, Mursak, Ebbett, Boychuk). Eine revolutionäre offensive Kehrtwende des Trainers. Nun wird nämlich schon vom Personal her das unselige Rechenschieber-Minimalisten-Abwarten-Schablonen-Hockey schwierig umzusetzen, das dem SCB seit der Weihnachtspause so viel berechtigte Kritik, im Viertelfinale gegen Servette so grosse Schwierigkeiten und in der ersten Halbfinal-Partie am Dienstag gegen Biel eine Niederlage beschert hat (2:4).
Und siehe da: Es bleibt nicht beim offensiven Bekenntnis in der Teamaufstellung. Das Versprechen wird in die Tat umgesetzt. Der SCB arbeitet Eishockey nicht nur taktisch. Er spielt Eishockey.
Die Bieler machen zwar den ersten offensiven Atemzug und erzielen gleich mit dem ersten Angriff das 1:0 (Damien Brunner nach 91 Sekunden). Aber trotz dieses frühen Treffers steht das Spiel im Zeichen der SCB-Auferstehung. Der Ausgleich kommt mit dem ersten SCB-Powerplay (5.) früh und nun sind die Segel des SCB-Selbstvertrauens gesetzt.
Die Intensität, die Wucht und das Tempo des SCB-Spiels nehmen den Bielern lange Zeit den Sauerstoff, die Leichtigkeit des Laufens und Passens und den Raum zum Abschluss. Sie sind mindestens gleich gut wie am Dienstag beim Sieg in der ersten Partie in Bern. Aber gegen den wahren SCB reicht das nicht mehr.
Eigentlich deutet nach dem 2:1 durch Matthias Bieber (39.) alles auf den Sieg, auf die erfolgreiche Auferstehung des Titanen aus der Hauptstadt. Eigentlich. Aber der SCB kann nicht aus der Haut fahren. «Karis Karma» führt in die Niederlage.
«Karma» bedeutet in diesem Zusammenhang: Was du lehrst, bekommst du zurück. Welttrainer Kari Jalonen hat in geduldiger, beharrlicher Arbeit den SCB seit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 zur taktisch besten Mannschaft der Liga gemacht. Zu einer Hockeymaschine, die lange Zeit unerbittlich Siege produziert hat.
So ist es gelungen, dreimal hintereinander Qualifikationssieger und einmal Meister zu werden. Aber im Laufe dieser Saison ist daraus die Fähigkeit geworden, aus einem Minimum ein Maximum zu machen. Mit unseligem Rechenschieber-Minimalisten-Abwarten-Schablonen-Hockey beispielsweise in der Qualifikation drei 2:1-Siege gegen Rapperswil-Jona.
Und genau diese schlechte Gewohnheit, Spiele mit einem Minimum an Aufwand zu verwalten, wird dem SCB in Biel im letzten Drittel zum Verhängnis. Statt weiterhin aggressiv Druck zu machen und die Bieler im Schach zu halten, schaltet der SCB auf das unselige Rechenschieber-Minimalisten-Abwarten-Schablonen-Hockey um.
Die Bieler bekommen wieder Luft, dominieren den Schlussabschnitt mit 13:6 Schüssen (im Mitteldrittel hatte der SCB noch mit 10:8 die Oberhand gehabt) und erzwingen mit den wahrscheinlich besten 10 Minuten seit dem Wiederaufstieg von 2008 den Ausgleich durch Damien Brunner. Zum vierten Mal in diesen Playoffs bringt der SCB einen Vorsprung nicht ins Ziel.
Der @damien_brunner-Jubel 🔥 @ehcbiel #NLPlayoffs2019 pic.twitter.com/yuWGJ9mUwb
— MySportsCH (@MySports_CH) March 28, 2019
Verliert der SCB dieses Halbfinale, dann wird die zu starke Belastung der besten Spieler ein Thema. Kari Jalonen mutete fünf Spielern mehr als 20 Minuten Einsatzzeit zu, Antti Törmänen nur einem. Die am stärksten forcierten Berner stehen bei Biels Siegestreffer in der Verlängerung auf dem Eis.
Der SCB findet im letzten Drittel und in der Verlängerung den Meister im wahren EHC Biel. Und doch hätte der SCB diese Partie gewinnen können. Wenn Leonardo Genoni nicht bloss ein guter, sondern ein grosser Torhüter wäre. Er hat sich nach wie vor nicht dazu entschlossen, ein Meistergoalie zu sein.
Der SCB hat nicht wegen Leonardo Genoni verloren. Aber der SCB hab eben auch nicht wegen ihm gewonnen. Beim ersten Gegentreffer verschiebt er sich zu wenig schnell und dem zweiten Verlusttreffer geht ein Abpraller voraus. Beim Siegestor in der Verlängerung hätte er den Pass auf Toni Rajala «abbeissen» müssen.
Wir haben in diesem Spiel zwei Drittel lang eine eindrückliche SCB-Auferstehung gesehen – aber auch zum ersten Mal das wahre, das grosse Playoff-Biel. Ein Drama bahnt sich in diesem Halbfinale an.
Vor einem Jahr führten die Bieler im Halbfinal nach zwei Siegen gegen Lugano mit 2:0. In der dritten Partie brachten sie einen 3:0-Vorsprung nicht über die Zeit, verloren 3:6 und die Halbfinalserie 2:4.
Aber inzwischen ist aus einem guten Biel ein grosses Biel, ein Playoff-Biel geworden. Nur Leonardo Genoni kann den SCB gegen ein grosses Biel noch retten.
Doch in letzter Zeit lese ich immer und immer wieder dieselben Phrasen, ohne neuen Inhalt. Alles wiederholt sich ständig.
Beispiele?
- Genoni beschliesst Meister zu werden/nur er kanns richten
- herziehen über Rapperswil
- der wahre ‘Verein’
- und so weiter
Ich sage ja nicht, dass die Aussagen komplett falsch sind. Aber es sind immer dieselben Aussagen.
Eigentlich hätte ich den Bericht bicht lesen müssen, um zu wissen was geschrieben steht...
Und das hat nichts damit zu tun, dass ‘mein Team’ gestern verloren hat.
Klaus ist schon bewusst, dass es noch eine andere Playoff-Serie gibt? :-)