Ach, wäre das ein Einstand für Servettes Sportchef-Zauberlehrling Marc Gautschi! Joël Vermin, einer der besten Spieler der Liga kommt im Tausch für drei Hinterbänkler! Dieses grandiose Tauschgeschäft ist in Lausanne und in Genf von den grossen Tageszeitungen bereits in den grösstmöglichen Buchstaben angekündigt worden. Seither harrte das Publikum der wunderbaren Dinge, die da kommen sollen.
Aber Joel Vermin kommt und kommt und kommt einfach nicht. Und so finden sich die grossen Macher in Genf unverhofft in einer Eishockey-Version des Stückes «Das Warten auf Godot» wieder. Die Hauptfiguren in diesem Klassiker sind die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir sowie Pozzo und sein Diener Lucky. Die Herren verbringen ihre Zeit damit, auf eine Person namens Godot zu warten.
Am Ende eines jeden Aktes in diesem Theater erscheint ein Junge, der verkündet, dass sich Godots Ankunft weiter verzögert. Spätestens dann keimen bei den Wartenden Zweifel auf, doch können sie sich trotzdem nicht mehr aus der Situation befreien. Dies drückt sich im Theaterstück in einem mehrfach wiederkehrenden Dialog aus.
Auf Servette übertragen, können wir uns einen solchen Dialog zwischen dem immer unwilliger wartenden Präsidenten Laurent Strawson und seinem verzweifelten Sportchef-Zauberlehrling Marc Gautschi vorstellen:
«Warten auf Godot» (bzw. «Warten auf Vermin»): Das Stück von Samuel Beckett passt wunderbar zur Situation von Servette und Beckett ist ja auch durch den Sport zu seinem Klassiker inspiriert worden. Als er am Strassenrand auf die Fahrer der Tour de France wartete.
Übrigens: Godot erscheint im Theaterstück bis zuletzt nicht. Das Warten auf ihn ist vergeblich und macht die Beteiligten zu Witzfiguren.
Was, wenn auch Joël Vermin nicht kommt? Wie kann man die Blamage wenigstens ein bisschen mildern? Nun wird dem Publikum eben statt des grossen Theaters wenigstens ein Sketch aufgeführt. Ein Sketch ist eine kurze, komödiantische Szene in einer reduzierten Handlung. Und tatsächlich präsentieren nun Lausanne und Servette eine kleine Lösung. Sportlich völlig bedeutungs- und sinnlos. Nur fürs Publikum inszeniert.
Lediglich Floran Douay (25) und Guillaume Maillard (21) zügeln nach Lausanne. Dafür kommt halt auch nur Tyler Moy (25) nach Genf. Der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger stürmt seit zwei Jahren in Lausanne. Kein Joël Vermin zwar. Er brachte es letzte Saison in 50 Partien bloss auf zwei Tore. Aber auch zu drei Länderspielen. Man kann ihn dem Publikum immerhin als Nationalstürmer anpreisen.
Guillaume Maillard et Floran Douay au Lausanne Hockey Club, Tyler Moy au Genève-Servette HC.
— Lausanne Hockey Club (@lausannehc) August 23, 2020
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Das ist sozusagen ein Tausch der «Willigen und Billigen». Jedenfalls ist keiner von der Gehaltsklasse von Joël Vermin und keiner ist gut genug, um sich gegen den absurden Tauschhandel zu sträuben ohne seine Karriere zu gefähren.
Diese kleine Lösung passt ohnehin eher zur«Rolex Stiftung», die ja Servette alimentiert. Es geht schliesslich dieser Stiftung darum, talentierte junge Leute zu fördern – und da passt Tyler Moy doch eher ins Bild als der grosse Joël Vermin. So ein kleiner Deal ist eher im Sinne von Stiftungsgründer Hans Wilsdorf.
Das Theater ist aber immer noch nicht vorbei. Wohin wechselt Joël Vermin dann, wenn er mit Lausanne die bedingungslose Freigabe ausgehandelt hat? Der SCB übernimmt den Vertrag, das ist schon lange bekannt.
Aber wäre es eigentlich nicht an der Zeit, dass auch Lugano wieder einmal einen richtigen Transfer macht? Wir warten schon viel zu lange auf eine schöne «Opera buffa» rund um den HC Lugano.