Der Brief umfasst zwei Seiten plus das Formular zur Verzichtserklärung. Die 10'500 Saisonkarten-Inhaberinnen und -Inhaber können unter sechs Varianten wählen.
Und eine Antwort bis Ende November muss sein. Klar und unmissverständlich schreibt der SCB seinen Kundinnen und Kunden:
Der Brief ist – entsprechend der Wichtigkeit – gleich von vier SCB-Granden unterzeichnet: Von CEO Marc Lüthi, von COO Rolf Bachmann (die Nummer 2 im SCB), von Captain Simon Moser und von Nachwuchs-Chef Marc Weber.
Dieses Schreiben soll dem SCB einen grossen Teil der fast 10 Millionen sichern, die von den Saisonkarten-Inhaberinnen und Inhabern bereits in die SCB-Kassen überwiesen worden sind.
Wagen auch die ebenfalls im Bernbiet beheimateten und mit der Berner Mentalität vertrauten und daher in dieser Sache am ehesten mit dem SCB vergleichbaren SCL Tigers eine ähnlich direkte und schonungslose Krisen-Kommunikation? Die Langnauer haben 3500 Saisontickets verkauft.
Die Frage geht an Peter Müller. Er sagt: «Unsere Fans rufen in Aktionen zum Verzicht auf Rückforderungen auf. Wir werden uns also in den nächsten Tagen in dieser Sache äussern. Aber es ist offen, wie wir dies tun werden. Es gibt bei uns noch zwei verschiedene Meinungen und es gilt, einen Kompromiss zu finden.» Diese zwei Meinungen im Verwaltungsrat: So direkt und offen vorgehen wie Marc Lüthi ist die eine. Die andere: Da noch nicht absehbar ist, wie sich die Dinge entwickeln, noch nicht dreinschiessen und so direkt eine Frist für eine Verzichtserklärung ansetzen wie der SCB.
Es gibt bereits erste, interessante Reaktionen der SCB-Fans auf das Schreiben von Marc Lüthi. Der langjährige Saisonkarten-Inhaber R.S. aus G. sagte nach der 1:2-Heimniederlage gegen die SCL Tigers zutiefst verärgert: «Ich will jeden Rappen zurück. So geht es einfach nicht.» Inzwischen hat er den Brief bekommen und denkt schon ein wenig anders: «Man darf doch seine Meinung ändern, oder? Vielleicht sollte ich doch verzichten. Sogar der Moser Simu hat den Brief unterschrieben…» Der ältere Herr dürfte ziemlich repräsentativ für die SCB-Anhängerschaft sein.
Zu Marc Lüthis mutigem Vorgehen gibt es tröstliche und warnende Worte vom grossen Dichterfürsten Friedrich Schiller:
«Wer nichts waget, der darf nicht hoffen» (aus dem Drama «Wallenstein»).
«Nur ein verzweifelter Spieler setzt alles auf einen einzigen Wurf» (aus dem Drama «Kabale und Liebe).
Ich versuchs in Kurzform: Sieht aus, als wolle der SCB die verkauften Saisonkarten/Tickets möglichst schnell offiziell aus der Buchhaltung kriegen (Verzicht= Spende?), weil erzielte Ticketingeinnahmen von den a-fond-perdu-Beträgen des Bundes abgezogen werden.
Sorry, zu durchsichtig, vor allem, wenn man die Option "Ich behalte die Saisonkarte und wenns Spiele gibt freue ich mich, wenn nicht, wars ein Solidaritätsbeitrag" nicht mal anbietet. Denn so denken echte Fans.
Augen auf BASPO!