Noch weiss niemand, ob die Eishockey-Meisterschaft wie geplant am 18. September mit Publikum in den Stadien beginnen kann. Diese Unsicherheit betrifft auch den Spengler Cup. HCD-Präsident Gaudenz Domenig sagt, aufgrund der verschiedenen vertraglichen Verpflichtungen sei es erforderlich, im September zu entscheiden, ob das Turnier durchgeführt werde. Seit 1923 ist der Spengler Cup nur 1939, 1940, 1949 und 1956 ausgefallen.
Gouverner c’est prévoir («kluges Regieren/Managen heisst vorausschauen»): Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität ist berechtigt. Trotzdem beschäftigt sich das umsichtige Management in Davos mit der Frage: Was wäre, wenn …
Ist es denkbar, dass der Spengler Cup in einem leeren Stadion über die Bühne geht? Dazu sagt Gaudenz Domenig: «Wir haben diese Variante durchgerechnet. Aber es ist offen, ob wir im Falle eines Falles den Spengler Cup auch ohne Zuschauer durchführen würden.» Ohne Publikum – es werden mehr als 70'000 Tickets verkauft – gäbe es rote Zahlen. «Aber wahrscheinlich wäre ein Spengler Cup ohne Zuschauer immer noch besser als gar kein Spengler Cup.»
Der HCD vermarktet die TV-Rechte in Eigenregie. Sollten Spiele mit Publikum im Dezember nicht möglich sein, so wäre das Interesse an TV-Übertragungen wohl umso grösser. Die TV-Bilder aus Davos gehen in grossen Eishockeymärkten wie Russland (Match TV), Slowakei (Digi Sport), Deutschland (Sport 1+), Finnland (MTV) oder Kanada (TSN) über den Bildschirm. In Kanada sind die Einschaltquoten mit jenen von durchschnittlichen NHL-Partien vergleichbar.
Insgesamt wird der Spengler Cup von 17 Stationen in über 40 Ländern übertragen. In der Schweiz werden in der Regel alle Spiele live auf den verschiedenen Kanälen des staatstragenden Fernsehens SRF in allen drei Sprachregionen gezeigt. Wir sehen also: Das TV-Geschäft würde es dem HCD nicht einfach machen, das Turnier abzusagen.
Die wirtschaftlichen Folgen einer Absage hat der HCD – anders als die Organisatoren der Eishockey-WM 2020 in Zürich und Lausanne – nicht versichert. Gaudenz Domenig sagt: «Wir sind versichert, wenn Spiele oder das Turnier aus meteorologischen Gründen ausfallen. Für den Fall einer Pandemie haben wir keinen Versicherungsschutz». Der Spengler Cup ist eine wichtige Einnahmequelle für den HCD. Offizielle Zahlen gibt es keine. Kenner schätzen, dass der HCD mit dem Turnier gut und gerne zwei Millionen verdient.
Die Frage ist auch, ob alle Teams auf den 26. Dezember anreisen können. Der HCD-Präsident sagt, in diesem Falle würde man sich um ein Ersatzteam bemühen. Da der Spielbetrieb der National League über die Festtage ruht, wäre wahrscheinlich sogar ein drittes Schweizer Team neben dem HC Davos und Ambri denkbar.
Hoffen wir, dass der Spengler Cup ganz normal ausgetragen werden kann. Denn andernfalls hiesse dies auch für die Meisterschaft nichts Gutes.