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SC Bern: Vom Bärenpark zum Jurassic Park

Der SC Bern verpflichtet Bad Boy Timo Helbling.
Der SC Bern verpflichtet Bad Boy Timo Helbling.Bild: Pius Koller/freshfocus
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SC Bern: Vom Bärenpark zum Jurassic Park

Werden die «Big bad Bears» zu den «Big dumb Bears»? Es ist zu befürchten. Der Tausch von Ryan Gardner (36) gegen Timo Helbling (33) ist ein Schritt zurück ins letzte Jahrhundert.
02.04.2015, 20:3003.04.2015, 15:40
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Auf den ersten Blick hat SCB-Sportchef Sven Leuenberger Fribourgs Sportdirektor Christian Dubé über den Tisch gezogen. Mit Timo Helbling wird der SCB um drei Jahre jünger, mit Timo Helbling bekommt der SCB einen aktuellen Nationalspieler und wird mit Ryan Gardner einen alten ehemaligen Nationalspieler los. Mit Timo Helbling ergatterte der SCB den Verteidiger, der nach Mark Streit am meisten Spiele in Nordamerika bestritten hat - über 300 bei den Junioren, in den Farmteamligen und in der NHL (11 Spiele/1 Assist). So sieht es der SCB-Fan.

Der neutrale Beobachter kommt zu einem anderen Schluss. Der unter NHL- General Guy Boucher eingeleitet Rückfall in die Hockey-Steinzeit wird nun also fortgesetzt und verstärkt. Es ist zwar nur konsequent, die Spieler zu verpflichten, die der Trainer wünscht, den man durch alle Böden hindurch stützt. Aber wenn diese Entwicklung vom Bärenpark zum Jurassic Park weiter geht, wird es schwierig, später wieder in die Gegenwart, zum Hockey des 21. Jahrhunderts zurückzukehren. Mit der totalen Unterordnung unter die Wünsche des Trainers geht der SCB ein hohes Risiko ein.

Helbling: Kein kompletter Verteidiger

Timo Helbling ist ein feiner Kerl, ein leidenschaftlicher Hockeyspieler und ehrgeizig dazu. Ein Musterprofi. Er verkörpert den Idealtyp des stockkonservativen SCB-Bandengenerals: Gross, kräftig, mutig und ohne alle spielerischen Flausen. Ein böser defensiver Hockeysoldat, der in der NLA schon fünf Saisons mit mehr als 100 Strafminuten hinter sich, aber in der Qualifikation noch nie mehr als 15 Skorerpunkte gebucht hat.

Helbling scheut keinen Konflikt.
Helbling scheut keinen Konflikt.Bild: KEYSTONE

Was Guy Boucher erst noch feststellen wird: Timo Helbling neigt immer wieder dazu, seine spielerischen Fähigkeiten zu überschätzen und im Bestreben, Mark Streit oder Roman Josi nachzueifern, macht er haarsträubende Fehler und begeht unverzeihliche taktische Disziplinlosigkeiten. Fürs Eishockey von heute braucht es allerdings komplette Verteidiger, die scheibensicher, spielerisch verlässlich, taktisch diszipliniert, schnell und kreativ sind – all das, wofür der Name Timo Helbling nicht steht. Deshalb hat Christian Dubé alles daran gesetzt, Timo Helbling einem anderen Sportchef unterzujubeln.

Ein schmaler Grat

Der SCB sollte dringend einen Verjüngungsprozess einleiten. Vor einem Jahr tauschte Sven Leuenberger mit Alex Dostoinow (25) gegen Marc Reichert (35) die Gegenwart gegen die Zukunft ein. Nun hat er Mauro Dufner (20) an Biel verloren und holt dafür Timo Helbling (33). Erneut geht ein Stück Zukunft verloren, wieder wird Vergangenheit eingekauft.

Der Unterhaltungswert wird immerhin gross, ja grandios sein. Der kräftige Timo Helbling wird es ordentlich rumpeln lassen – und auf Unterhaltungswert kommt es beim SC Bern ja an. Timo Helbling kann mit über 100 Strafminuten mehr zu dieser Unterhaltung beitragen als mit 20 Skorerpunkten. Die grösste Zuschauerkulisse ausserhalb der NHL will unterhalten sein. Es ist eben der Balanceakt zwischen Gaudi und sportlicher Qualität. Mit Guy Boucher ist bis zu einem gewissen Grade Unterhaltung garantiert – aber auf Kosten der sportlichen Entwicklung. Auf Kosten der Zukunft.

Gardner wechselt im Tausch zu Fribourg Gottéron. 
Gardner wechselt im Tausch zu Fribourg Gottéron. Bild: Urs Lindt/freshfocus

Mit Ryan Gardner geht ein Center. Wenn der SCB nächste Saison ein Spitzenteam sein will, braucht es jetzt drei neue erstklassige ausländische Mittelstürmer. Und zwar solche, die in Eigenregie Chancen kreieren können. Timo Helbling ist nicht der Spielertyp, der den Stürmern Assists machen kann.

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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BOSELLI
02.04.2015 21:27registriert Januar 2014
Chloisu...zuviel in die Augen der russischen Schönheit gekuckt?
Deine Argumente wie es denn Berner Anhänger sehen ist irgendwo im Fantasieland hergeholter .ullshit!
Und noch ein Fact,Helbling hat die beste Statistik der Lotterons!
Weiter behauptet Chloisu Bern brauche 3 Ausländercenter....und Plüss?Center des 4. Blockes?
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