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Die Zuger sind gegen den SC Bern mit Karacho untergegangen (5:6). Der Faustkampf zwischen Johann Morant (29) und Sean Bergenheim (31) vor der ersten Pause war einer der besten der letzten Jahre auf Schweizer Eis. Bergenheim landete bloss einen Treffer im Gesicht des Zugers, kassierte aber mehrere. «Ich denke, dass ich gewonnen habe» sagte Zugs Mann fürs Grobe.
Warum war es überhaupt zu diesem Showdown gekommen? «Ich haben Conacher (SCB-Topskorer Cory Conacher – die Red.) ernsthaft ermahnt, er solle das Theaterspielen und Provozieren lassen. Ständig teilte er hinterrücks Stockschläge aus und jammert bei den Schiedsrichtern. Ich wollte ihm klar machen, dass das nicht geht. Da hat sich auf einmal Bergenheim eingemischt und so kam es zum Kampf.»
Johann Morant hat sich in Zug inzwischen zu einem soliden,disziplinierten Defensiv-Verteidiger entwickelt. Trainer Harold Kreis ist froh, dass der Franzose mit Schweizer Lizenz und Vergangenheit beim SCB und Lugano seinen Vertrag verlängern und nicht nach Ambri wechseln wird. Er rühmt ihn. «Er spielt sehr solide und kassiert keine dummen Strafen.»
Wenn er mal hinlange, dann tue er das um dem Team zu helfen. Auch der Boxkampf gegen Sean Bergenheim war letztlich ein Gewinn für die Zuger: Sie verloren zwar ihren Haudegen – aber er nahm den finnischen Stürmer der Berner mit unter die Dusche. Der Abgang von Verteidigungsminister Tim Ramholt per Ende Saison nach Kloten steht ja bereits fest, die Zuger brauchen Johan Morant. Denn sie sind für den Titel offensichtlich immer noch zu weich.
Die Berner gewinnen in Zug, weil sie den Knüppel auspacken, mit einer in der Qualifikation unüblichen Härte und Entschlossenheit zur Sache gehen und so den sanften Titanen Tobias Stephan aus dem Konzept bringen. Zugs Torhüter mag es nicht, wenn die Stürmer gegen ihn in den «Infight», wenn sie ihm «unter die Haut» gehen – dann verliert er die Ruhe und wird zum gewöhnlichen Goalie.
Wie den meisten unserer Torhüter fehlt Ihm in solche Situationen die «Selbstverteidigungs-Aggressivität» eines Martin Gerber, der sich einst in der NHL zu behaupten hatte. Die miserable Fangquote in dieser Partie (80,65 Prozent) ist die Folge des aggressiven Spiels der SCB-Stürmer auf Tobias Stephan. Auf diese «giftige» Spielweise können sich die Zuger während der ganzen Partie nicht richtig einstellen und sie verteidigen ihren Schlussmann zu wenig entschlossen.
Am Vorabend hatten der EV Zug in Genf 2:4 verloren. Jetzt 5:6 gegen den SCB. Zwei Niederlagen gegen physisch starke Teams. Harold Kreis sagt: «Wir sind nie ins Spiel gekommen und das hat uns frustriert». Das 5:6 sozusagen als Frustniederlage.
Die Partie gegen einen «bösen» SCB hat den Zuger gezeigt, dass sie für die Playoffs und damit für den Titelgewinn immer noch zu weich sind. An einem guten Abend zelebrieren sie ein dynamisches, elegantes, ja begeisterndes Lauf- und Tempohockey. Fast wie die Kloten Flyers in den besten Jahren. Pierre-Marc Bouchard ist wahrscheinlich der kompletteste Einzelspieler der Liga. Und dann denkt der neutrale Beobachter: die sind eigentlich gut genug für den Titel.
Aber die Zuger mögen Rumpelhockey wie zuletzt gegen Servette und vor allem gegen den SCB nicht. Sie wissen nicht mehr, wie man einen bösen Gegner in die Schranken weist. Die Partie gegen die Berner dauerte wegen der ständigen Unterbrüche bis 22.17 Uhr. Es war nicht etwa so, dass sich die Zuger einschüchtern liessen. Sie hielten dagegen. Aber sie verloren die Konzentration auf ihr Spiel, sie liessen sich provozieren und konnten so ihre Qualitäten – schneller, technisch besser als der Gegner – nicht mehr ausspielen. Der SCB bestimmte die Gangart der Partie und hatte in allen drei Zonen die Hoheit in den Zweikämpfen.
Trainer Harold Kreis müsste über die Art und Weise dieser zwei Niederlagen im Hinblick auf die Playoffs schon ein wenig beunruhigt sein. Er ist es nicht, räumt aber ein. «Es ist gut, wenn wir jetzt mit diesem Problem konfrontiert werden und nicht erst eine Woche vor den Playoffs.» Wie kann er Tobias Stephan «schlagresistent» machen? «Es ist an seinen Vorderleuten, ihn abzuschirmen. Unser Spiel muss aktiver sein. Es ist einfacher, einem gegnerischen Stürmer den Zugang vors Tor zu verwehren als ihn dort eindringen zu lassen und wieder heraus zu drängen.»
Die Zuger haben noch viel Zeit, ihr Spiel bis zu den Playoffs zu justieren und rumpelfester zu machen. Um robuster zu werden. Aber sie sind spielerisch so gut, dass die Umstellung auf raues Playoffhockey schwierig sein wird. Trotz Johann Morant. Und Josh Holden zeigt Altersmilde. Für die Zuger gilt: Schmetterlinge beissen nicht gerne.
Auch für den SCB ist diese Partie in Zug aufschlussreich. Die Mannschaft ist bei weitem gut genug für die Playoffs, auch dann, wenn zehn Spieler verletzt sind. Simon Moser ist drauf und dran, einer der besten Schweizer Stürmer zu werden. Wären die Berner mit der gleichen Entschlossenheit auf Lausanne (2:3 n.P.) und Ambri (3:5) losgegangen, dann hätten sie nicht zweimal verloren.
Aber es wird nicht möglich sein, Runde für Runde so intensiv zu spielen wie in Zug und so die Probleme (schwacher Torhüter, Defensivorganisation) zu kompensieren. Und eine so günstige Konstellation – für Zug war dieses Spiel bei weitem nicht so wichtig wie für den SCB – gibt es nicht jeden Abend.
Einst waren solch selbstsichere, dominante Auftritte wie inZug die Regel. Als «Big Bad Bears» beherrschten die Berner die Liga. Härte war ihr Markenzeichen und der böse Ruf, der ihnen vorauseilte, erleichterte das Siegen. Inzwischen sind die Gegner überrascht und irritiert, wenn die Berner wieder einmal so richtig zur Sache gehen. Ja, so tief ist der SCB gesunken. Es braucht viel Zeit, die spielerische, taktische und sonstige Orientierung wieder zu finden, die unter Guy Boucher verloren gegangen ist.
Zug wird mit spielerischen Mitteln locker die Playoffs erreichen. Der SCB kann sich vielleicht doch noch in die Playoffs rumpeln.
Stephan hatte gestern einfach einen eher schwachen Abend, das kommt auch bei einem Lundquist oder Price mal vor. Mit fehlender Aggresivität des Torhüters hat das wenig zu tun - Ab-/ Aufräumen vor dem Tor müssen die Verteidiger!