Die «Lizenzschweizer» sind ausländische Spieler, die ihre erste Lizenz in der Schweiz gelöst und mindestens fünf Jahre in den Schweizer Nachwuchsligen gespielt haben. Sie sind dann den Schweizern gleichgestellt.
Nun argumentieren die «Liga-Zerstörer», einige Teams hätten doch heute schon fast 10 Ausländer, wenn man die Lizenzschweizer mitzähle. Es werde sich also gar nicht viel ändern.
Untersuchen wir einmal, ob das so ist. Hier die Liste der diese Saison eingesetzten «Lizenzschweizer»:
Ergibt nach der neuen Regelung 6 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 7 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 4 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 5 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 5 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 5 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 6 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 7 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 8 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 9 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 7 Ausländer
Ergibt nach der neuen Regelung 7 Ausländer
Damit haben wir neben den erlaubten vier Ausländern pro Team zusätzlich 28 Lizenzschweizer. Ergibt ein Total von 76 Ausländern in unserer höchsten Liga nach der neuen, ab 2022/23 geltenden Regelung.
Damit sind wir bei weitem noch nicht bei 120 neuen Ausländern, wie es die neue Regelung ab der Saison 2020/23 vorsieht. Befassen wir uns nun näher mit diesen Lizenzschweizern.
Von diesen 28 Lizenzschweizern sind bei Lichte besehen eigentlich nur 7 gut genug, um ab 2022/23 einen Vertrag als echte Ausländer zu bekommen: Marco Rossi (er wird sowieso in Nordamerika Karriere machen), Ivars Punnenovs, Ronalds Kenins, Calle Andersson, Dominic Zwerger, Benjamin Baumgartner und Fabio Hofer. Alle übrigen sind Mitläufer, die das Salärbudget nicht über Gebühr belasten. Von den Lizenzschweizern ist ohnehin nur einer krass überbezahlt: Calle Andersson in Bern.
Mit der neuen Regelung verlieren bis auf die 7 Erwähnten, die gut genug sind, um Ausländer zu sein, alle ihren Job und können ihre Karriere nur noch in der Swiss League fortsetzen, die den Status der Lizenzschweizer beibehalten wird. Sie werden in der National League durch richtige Ausländer ersetzt, die besser sind. Die Folge ist eine weitere Kostensteigerung.
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum die Aufhebung der Lizenzschweizer eine Torheit sondergleichen ist. Die Schweiz hat von allen grossen Hockeynationen die schmalste Basis. Wir haben 18'839 lizenzierte Junioren. In Schweden sind es 49'948, in Finnland 37'662 und in Tschechien 30'290. Bei uns zählt also jeder Junior. Die Zahlen sind bei uns rückläufig. 2000 hatten wir noch 21'082 lizenzierte Junioren.
Wir sind auf talentierte ausländische Junioren angewiesen und haben das Glück, dass die Talente aus Nachbarländern mit weniger guten Hockey-Strukturen (Österreich, Italien, Frankreich) in die besseren Schweizer Nachwuchsorganisationen wechseln. Hier sorgen sie für Konkurrenzdruck und Niveau-Steigerung. Sie sehen die Chance einer Karriere in der Schweiz.
Wir haben aktuell 39 Lizenzschweizer in der höchsten Juniorenliga und sie ersetzen die Schweizer, die im Juniorenalter nach Nordamerika zügeln. Die neue Ausländerregelung «zerstört» die Karrieren dieser Lizenzschweizer im Juniorenalter, schwächt die höchste Juniorenliga und hindert ausländische Familien daran, ihre Kinder zum Hockey zu schicken. Dass Lizenzschweizer später Schweizer werden können wie soeben Zugs Santeri Alatalo – daran haben die «Zerstörer» unserer Liga noch gar nicht gedacht.
Wie unausgegoren die ganzen Reformen der «Liga-Zerstörer» um Berns Marc Lüthi und Zugs Patrick Lengwiler sind, mag ein Detail illustrieren: als Schweizer soll künftig gelten, wer für die Nationalmannschaft spielberechtigt ist. Niemand hat daran gedacht, dass es Spieler mit Schweizer Pass gibt, die nicht für die Nationalmannschaft spielberechtigt sind. Weil sie bereits für eine andere Nationalmannschaft gespielt haben. Wie unter anderem Ambris Tobias Fohrler, Lausannes Justin Krueger oder Rapperswil-Jonas Lukas Lhotak.
Allenthalben wird der fehlende Konkurrenzdruck in den Juniorenligen beklagt. Nun hat Verbands-Ausbildungschef Markus Graf eine weitere Torheit ersonnen: Die höchste Junioren-Liga soll um zwei Jahrgänge erweitert werden. Von U 20 auf U 22. Wenigstens ist es gelungen, eine weitere seiner absurden Ideen zu bodigen: Er wollte auch noch die Regelung einführen, dass ein U-27-Spieler zum Formaufbau nach Dauerverletzung fünf Partien bei den U 22 mitspielen darf.
Unsere Junioren sind drauf und dran, den internationalen Anschluss zu verlieren, weil sie zu wenig Konkurrenz haben. Getragen werden wir immer mehr von den Junioren, die nach Nordamerika wechseln. Mit 19 spielen die Besten in Schweden, Finnland, Tschechien und Deutschland in der höchsten Liga der Erwachsenen. Weil sie dort eingesetzt werden. Bei uns muss einer froh sein, wenn er mit 20 in der ersten Mannschaft eine Chance bekommt. Und künftig, bei 10 Ausländern pro Team, werden gar keine Nachwuchsspieler mehr eingesetzt.
Statt die höchste Juniorenklasse altersmässig zu verlängern, müsste sie auf U 19 zurückgesetzt werden, damit die jungen Spieler ins Erwachsenenhockey wechseln müssen. Statt den Status der Lizenzschweizer abzuschaffen, müsste er gefördert werden, damit noch mehr talentierte junge Spieler aus den Nachbarländern in unsere Nachwuchsorganisationen wechseln.
Durch den Wegfall aller Lizenzschweizer auf allen Ebenen und die massive Verschlechterung der Jobchancen für Schweizer im Eishockey wird sich der rückläufige Trend bei den Junioren verstärken. Die neue Ausländer- und Lizenzschweizer-Regelung schadet also auch der Basis unseres Hockeys.
Wir sehen: Die Torheit der Erhöhung auf 10 Ausländer wird durch die Torheit der Abschaffung der Lizenzschweizer noch verschlimmert.
Wir können es auch so sagen: Die National League ist ein erstklassiges Produkt. Wenn ich nun ein erstklassiges Produkt verändern will, dann achte ich nach sorgfältiger Prüfung der Fakten darauf, dass diese Veränderung mit ziemlicher Sicherheit mein Produkt noch besser macht oder mindestens dafür sorgt, dass ich das hohe Niveau halten kann. Und ich achte auch darauf, dass die Neuerungen und Veränderungen von meinen Kunden (in diesem Fall von den zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauern) begrüsst oder doch akzeptiert werden.
Alle angestrebten Änderungen der National League führen nach sorgfältiger Prüfung der Fakten zu einer Verschlechterung der Qualität und 90 Prozent der Kunden sind dagegen.
Wir erleben gerade die «Selbstzerstörung» eines sehr guten Produktes. Die zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauer werden sich damit abfinden müssen. Die Frage ist, ob sich die Sponsoren mit diesem Produkt noch identifizieren können. Wie kann es sich beispielsweise die PostFinance (sie fördert den Nachwuchs) in Zukunft noch leisten, eine Liga und einen Verband mit siebenstelligen Summen zu unterstützen, die mit Neuerungen den Nachwuchs torpedieren? Wie kann es sein, dass die Politik mit Steuergeldern eine Liga alimentiert, die Massnahmen ergreift, die zu Lohntreiberei und zu schlechteren Jobchancen für Schweizer Junioren führt?
Mit Walter Frey, dem Präsidenten der ZSC Lions, gibt es nur noch eine Stimme, die sich gegen die grösste Dummheit in der Geschichte unseres Sportes wehrt. Er ist der letzte Weise in einer Hockeywelt, die den Verstand verloren hat.