NHL-Gewerkschaftsboss Bill Daly hat der Liga zugesichert, dass dem Abschluss eines Transfervertrages nichts im Wege steht. Das Abkommen wird zwar auf die Saison 2021/22 revidiert. Die Schweizer können trotzdem noch das alte Abkommen unterzeichnen und es bereits für die Saison 2020/21 in Kraft setzen.
Noch einmal kurz erklärt: Das Abkommen berechtigt die NHL, jeden Spieler aus der National League bis zum 15. Juli zu verpflichten, unabhängig von seinem Vertrag mit dem Schweizer Klub. Im Gegenzug erhält der Klub für jeden Transfer eines Schweizers in die NHL eine Transferentschädigung (rund 250'000 Franken) und es gibt auch Geld für Spieler, die in den NHL-Draft kommen.
Das Problem: Eine neue Ausländerregelung soll als flankierende Massnahme eingeführt werden. Ein Klub, der einen Spieler aus einem laufenden Vertrag heraus an die NHL verliert, darf als Ersatz einen zusätzlichen Ausländer verpflichten – sofern der abgegebene Spieler bis dahin mindestens 50 Partien in der National League bestritten hat. Diese Massnahme macht Sinn. Ein Schlüsselspieler kann im Sommer auf dem Transfermarkt nicht mehr ersetzt werden.
So einfach, so klar, so wahr, so gut und so einfach.
Aber es ist eben doch nicht so klar, so wahr, so gut und so einfach. Am einfachsten lässt sich das Problem bei der praktischen Umsetzung dieser Regelung an zwei Beispielen erklären: Am «Fall Gaëtan Haas» und am «Fall Pius Suter».
Zum «Fall Suter». Gilt ein Vertrag mit einer NHL-Ausstiegsklausel auch als laufender Vertrag? Eigentlich nein. Weil ja der Vertrag den Spieler berechtigt, in die NHL zu wechseln. Also dürfen die ZSC Lions keinen zusätzlichen Ausländer einsetzen (vier statt fünf), wenn Topskorer Pius Suter seine Ausstiegsklausel aktiviert und in die NHL zügelt. Aber ZSC-Sportchef Sven Leuenberger ist der Meinung, der ZSC habe ein Anrecht auf einen zusätzlichen Ausländer. Sein Argument ist überzeugend. Er sagt: «Durch das Transferabkommen werden alle NHL-Ausstiegsklauseln hinfällig. Pius Suter hat bei uns einen Vertrag.»
Wo er recht hat, hat er recht. Die Frage ist, ob Leuenberger mit dieser Argumentation durchkommt. Sicherheitshalber gibt er seinem Topskorer ein bisschen «Giletmünz» und nimmt die Ausstiegsklausel noch vor dem Inkrafttreten des NHL-Transferabkommens aus dem Vertrag. Ohnehin sollten jetzt alle Sportchefs die NHL-Ausstiegsklauseln sofort aus den Verträgen nehmen. Einfach so für alle Fälle.
Zum «Fall Haas». SCB-Stürmer Gaëtan Haas hat vor einem Jahr seinen Vertrag in Bern vorzeitig bis 2021 verlängert. Im Gegenzug hat ihm der SCB eine NHL-Freigabe erteilt, die zuvor nicht im Vertrag war – unter der Auflage, dass er, wenn er vor 2021 in die Schweiz zurückkehrt, wieder beim SCB zu spielen hat.
Der Nationalstürmer wechselte im letzten Sommer mit einem Einjahresvertrag zu den Edmonton Oilers. Nun ist die Frage: Wenn er in Edmonton (oder bei einem anderen NHL-Team) verlängert – hat dann der SCB nächste Saison Anrecht auf einen zusätzlichen Ausländer?
SCB-General Marc Lüthi weiss um die Gereiztheit der Konkurrenz in dieser Sache und sagt: «Ob wir einen zusätzlichen Ausländer beanspruchen werden, wenn Haas ein weiteres Jahr in der NHL bleibt, kann ich noch nicht sagen. Darüber zerbreche ich mir den Kopf, wenn es so weit ist. Wenn ich mich so umhöre, gehe ich sowieso davon aus, dass er nächste Saison bei uns spielt …». Gewährsleute melden allerdings, der SCB werde sehr wohl einen zusätzlichen Ausländer reklamieren, wenn Gaëtan Haas in der NHL bleiben sollte.
ZSC-Sportdirektor Sven Leuenberger ist der Meinung, der SCB habe in diesem Fall kein Anrecht auf einen zusätzlichen Ausländer. Gaëtan Haas sei ja bereits weg und gehöre lizenztechnisch den Edmonton Oilers und nicht mehr dem SC Bern. Wo er recht hat, hat er recht.
Trotzdem ist in diesem Fall nicht ganz sicher, dass sich Sven Leuenbergers Ansicht durchsetzt. Gaëtan Haas steht bis 2021 in Bern unter Vertrag und wenn er den Vertrag wegen eines Engagements in der NHL nun nicht erfüllen kann (weil er in Nordamerika bleibt), dann hat der SCB Recht auf einen zusätzlichen Ausländer als Ersatz.
Bleibt noch das Problem von «Scheinverträgen». Schlaumeier unter den Sportchefs werden einem Spieler den Vertrag verlängern oder Spieler unter Vertrag nehmen, die schon wissen, dass sie dann in die NHL wechseln. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Immerhin lässt sich dieser Missbrauch eingrenzen, wenn einer nur dann durch einen zusätzlichen Ausländer ersetzt werden darf, wenn er in der vorangegangenen Saison in der National League gespielt hat.
So oder so: Das Transferabkommen wegen ein paar heiklen Fällen doch noch scheitern zu lassen, wäre töricht. Es ist nämlich ein Abkommen, das intensive Nachwuchsausbildung belohnt und so einem gut geführten kleinen Klub hilft. Wer seine Talente fördert und in der National League einsetzt, hat sehr gute Chancen, dass sie in die NHL kommen – und dann gibt es Geld (rund 250'000 Franken) plus das Recht auf einen zusätzlichen Ausländer.
Gerade vermeintlich «kleine» Klubs können es sich leisten, die jungen Spieler zu forcieren – Ambri steht als Beispiel dafür. Wer hingegen mit Trainern arbeitet, die fast nur unter Androhung von Waffengewalt dazu gebracht werden können, junge Spieler einzusetzen, ist halt selber schuld.
Sollten sich Spieler dann (Kandidaten wären Bärtschi, Kukan, Malgin etc) in der NHL nicht durchsetzen, wechseln sie ja dann wieder zu den Geldclubs in die Schweiz (die unterdessen die Liga mit 6 Ausländern auf dem Matchblatt dominieren)..
Schräg, sehr schräg...!!!