Die Spieler des SC Bern verdienen im Moment nicht ihr volles Salär. Bild: KEYSTONE
Es geht also doch: Beim SC Bern sind die Spieler damit einverstanden, dass im Mai nur 70 Prozent des Salärs bezahlt und der Rest gestundet wird.
Das grösste Problem der Hockeyfirmen in Zeiten der Virus-Krise: keine Einnahmen, aber hohe Lohnkosten. Da noch nicht einmal klar ist, wann die Saison beginnt und wann vor Zuschauern gespielt werden kann, ist es auch nicht möglich, mit dem Saisonkartenverkauf im Mai zu beginnen. Beim SCB kommt hinzu, dass die Einnahmen aus Gastronomie zu einem grossen Teil weggebrochen sind. Mit seinen 16 Beizen im Grossraum Bern erzielt der SCB rund die Hälfte des Konzernumsatzes von gut 60 Millionen.
Marc Lüthi, SCB-CEO
Was tun, wenn kein Geld reinkommt, aber die Löhne bezahlt werden müssen? Die Lohnkosten müssen runter. SCB-Mitbesitzer, Verwaltungsrat und Manager Marc Lüthi hat eine Lösung gefunden. Alle Spieler, die mehr als 100'000 Franken verdienen, bekommen im Mai «nur» 70 Prozent ihres Lohnes ausbezahlt. Den Rest stunden sie dem SCB.
Will heissen: es ist kein Lohnverzicht. Die nicht ausbezahlten 30 Prozent werden gutgeschrieben und erst dann fällig, wenn der Spielbetrieb und die Gastronomie wieder normal laufen. Wenn es im Extremfall um die wirtschaftliche Existenz des Unternehmens geht, könnte aus der Stundung sogar ein Verzicht werden.
Marc Lüthi, SCB-CEO
Ausgenommen von dieser Regelung sind lediglich die Spieler, die weniger als 100'000 Franken verdienen und die ausländischen Arbeitnehmer, die schon unter Vertrag stehen. Die Löhne des ausländischen Personals laufen erst ab dem 1. August.
Lüthi will die Lohn-Situation mit seinen Spielern jeden Monat neu anschauen. Bild: KEYSTONE
Marc Lüthi sagt: «Wir haben unsere finanzielle Situation den Spielern offen dargelegt und jeder hat Verständnis für die aktuelle Situation.» Die Lösung gelte für den Monat Mai. «Wir werden nun Monat für Monat die Lage neu beurteilen.» Es ist also denkbar, dass der SCB bis zur uneingeschränkten Wiederaufnahme des Spielbetriebes «nur» 70 Prozent der Löhne auszahlen muss.
Für die entsprechenden Verhandlungen muss nicht mehr die ganze Mannschaft antraben. Die Spieler haben die Verhandlungskompetenz an einen «Wirtschaftsrat» um Captain Simon Moser delegiert.
Captain Simon Moser verhandelt mit einigen Mitspielern für die ganze Mannschaft. Bild: KEYSTONE
Die Lohnstundung hat Marc Lüthi vor versammelter Mannschaft – unter Einhaltung der gesetzlichen Distanzvorschriften – vorgetragen und durchgebracht. Er sagt, eine Massnahme von dieser Tragweite sei Chefsache.
Wie viel Geld kann der SCB durch die Lohnstundung einsparen? Marc Lüthi sagt: «30 Prozent». Ja, klar, aber wie viel Geld ist das? «Ich habe schon hundert Mal gesagt, dass wir nicht über Zahlen reden.»
So bleibt nur eine Schätzung. Es dürfte sich um eine Summe von rund 300'000 Franken handeln, die der SCB nun im Mai nicht auszahlen muss.