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Die SCB-Hockeymaschine hat bisher in den Playoffs alles verschlungen. Den Qualifikationssieger ZSC Lions, den Titelverteidiger HC Davos und im Final bereits zweimal den spielerisch besseren HC Lugano. Zu den ewigen Träumen unseres Hockeys gehört ein Engagement von Arno Del Curto beim SC Bern. Und wir können davon ausgehen, dass Bern mit ihm an der Bande wahrscheinlich die ganze Saison so rocken (aber nicht so spielen!) würde wie jetzt in diesem Final.
Arno Del Curto mag nicht öffentlich zum Final reden. Er sagt: «Keine Interviews!» Zu ausgeprägt ist sein sportlicher Gerechtigkeitssinn: Er überlässt die Bühne den Siegern. Für ihn ist es ausgeschlossen, als Verlierer die Sieger zu kritisieren. So etwas wäre für ihn eine Respektlosigkeit sondergleichen.
Das ist eigentlich sehr schade. Denn Arno Del Curto hat schon eine Meinung zu diesem Finale. Eine dezidierte sogar. Dieses unerbittliche Hockey, gespielt mit vier Linien, das den SC Bern zur grössten Playoff-Sensation aller Zeiten tragen könnte (aber es ist noch nicht vollbracht!), entspricht zumindest im Ansatz durchaus seiner Philosophie eines «totalen Hockeys». Del Curto ist ja rastlos auf der Suche nach dem noch schnelleren, präziseren, intensiveren, härteren und besseren Hockey und nach dem noch kräftigeren und zugleich noch beweglicheren, schnelleren, intelligenteren und disziplinierteren Spieler.
Aber Arno Del Curtos Traum von diesem «totalen Hockey» ist vom SCB in einem gewissen Sinne verraten worden. Dieses reissende, «totale» SCB-Hockey verlässt schon mal das Bachbett der Disziplin und der Regeln. Darum ist es schade, dass er das Interview (aber nicht das Gespräch) zu diesem Thema verweigert. Es ist ja nicht nur so, dass sich in Zeiten der finalen Dramen Kritik nicht gehört. Vor allem kann es sich kein Trainer leisten, etwas gegen Härte und Provokationen zu sagen. Das ist im Macho-Milieu Eishockey noch verpönter als Pornographie an einem SP-Parteitag.
Aber es gibt schon Gründe, ein wenig beunruhigt zu sein. In keiner anderen wichtigen Liga ist der Unterschied zwischen Qualifikation und Playoffs in der Regelauslegung so extrem wie in diesem Frühling in der NLA. Der Trend des modernen Hockeys zu Intensität durch Tempo, zu Checks ohne «Nachtreten» und zur Verbannung der «kriegerischen Stockarbeit» und der Provokation ist bei uns nicht mehr zu erkennen.
Das grandiose Final-Drama bietet uns eben auch einen Rückfall in die Zeiten des archaischen, rauen, alttestamentlichen Hockeys. Und die Schiedsrichter lassen es geschehen. Sie haben ja von der Ligaführung her nicht den Rückhalt, die Regeln durchzusetzen. Tatenlos nimmt die Ligaführung seit langer Zeit die permanente Untergrabung der Autorität unserer Schiedsrichter hin – und jetzt ernten wir die bitteren Früchte der Anarchie: Spieler, Coaches und Sportchefs haben sich längst daran gewöhnt, Grenzen ungestraft zu überschreiten, und dann, wenn sie in die Schranken gewiesen werden, die Schiedsrichter als Deppen hinzustellen.
Wir haben als erste wichtige Liga der Welt «Nulltoleranz» bei der Regelauslegung für die Playoffs wieder abgeschafft. Es kann Arno Del Curto nicht freuen, wenn er sieht, was aus seinem Traum vom «totalen Hockey» gemacht wird. So «strub» wie in diesem Final ist es noch nie zu und hergegangen. Das ist gut fürs Drama, für die Unterhaltung und erst recht für Polemiken aller Art. Aber etwas weniger gut für die Gesundheit der Spieler und für die internationale Konkurrenzfähigkeit. Bei der WM gilt wieder «Nulltoleranz».