Der SC Langenthal ist Titelverteidiger und auf einer Mission um das Wohlergehen unseres Hockeys. Weil die Langenthaler 2019 auf die Liga-Qualifikation gegen die Lakers verzichtet haben, dürfen sie nicht aufsteigen. Werden sie erneut Meister, steigt niemand in die National League auf. Die Langenthaler kämpfen also gegen den Aufstieg.
In unserem nationalen Fussball zählt der Sport mit all den Unabwägbarkeiten und Risiken, die ja seinen Reiz ausmachen. Auch in Zeiten der Virus-Krise ist nichts am bewährten Modus mit Relegation und Promotion geändert worden.
Im Eishockey mit der immer ausgeprägteren Vollkasko- und Beamten-Mentalität und der sportlichen Dummheit seiner Macher ist der Abstieg hingegen für diese und nächste Saison ausgesetzt worden. Um sich vor unnötigen Krisen-Investitionen im Abstiegskampf – oder ehrlicher: vor der eigenen Unfähigkeit – zu schützen.
Daran wäre nichts auszusetzen, wenn konsequenterweise auch der Aufstieg für zwei Jahre ausgesetzt worden wäre. Aber dem ist nicht so. Es gibt in beiden Jahren einen Aufsteiger – sofern es Ajoie, Olten, Kloten oder Visp sind, die Meister der Swiss League werden. Was dazu führt, dass wir, wenn uns nicht Langenthal davor bewahrt, nächste Saison 13 und übernächste Saison 14 Mannschaften in der höchsten Liga haben werden.
Die Schweiz mit insgesamt 30 000 registrierten Spielern wird dann in zwei Jahren gleich viele Mannschaften in der obersten Liga haben wie Schweden mit etwas mehr als 70 000. Ein Wahnsinn.
Dem Aufsteiger, der sich nicht, wie in anderen Jahren, transfertechnisch beim Absteiger «bedienen» kann, wird wohl nur zwei Möglichkeiten bleiben: sich finanziell zu überheben (worin die Klotener reichlich Erfahrung haben) oder zusammen mit Langnau am Katzentisch der sportlichen Chancen-. Und Bedeutungslosigkeit Platz zu nehmen.
Ajoie (2.), Meister von 2016, Cupsieger von 2020 und zuletzt 1992/93 in der höchsten Liga, ist gegen Langenthal (3.) leicht favorisiert. Im Verhältnis von 55:45.
Es ist ein Duell der Titanen gegen die Taktik. Die Langenthaler haben diese Saison drei von vier Partien gegen Ajoie gewonnen. 5:4 und 4:3 in Pruntrut sowie 3:2 auf eigenem Eis. In einem Spiel in Langenthal setzte es eine Niederlage ab (0:4).
Die Ausgangslage ist einfach: wenn es gelingt, die beiden kanadischen Titanen Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen mit schlauer Taktik zu neutralisieren (die mit Verteidiger Jordane Hauert ein magisches Dreieck bilden), dann ist der Sieg nahe. Das ist Cheftrainer Jeff Campbell diese Saison recht gut gelungen: in den vier Direktbegegnungen erzielten die beiden Kanadier «nur» fünf Tore.
Anders als Ajoie dessen Spiel ganz auf seine beiden kanadischen Stürmer zentriert ist, spielen die Ausländer bei Langenthal (Eero Elo, Zack Torquato) eher die Rolle von Ergänzungsspielern. Ebenso wichtig sind Stürmer wie Dario Kummer, Fabio Kläy, Vincenzo Küng, Marc Kämpf oder Stefan Tschannen, die alle teilweise oder ganz NL-Talent haben oder früher einmal hatten. Die überdurchschnittlich besetzt Verteidigung mit Yves Müller, Hans Pienitz, Luca Christen und Mathieu Maret ermöglicht eine erstaunliche taktische Anpassungsfähigkeit. Nach wie vor versucht Servette, Luca Christen zu bekommen. Aber er hat einen Zweijahresvertrag in Langenthal, der ihm erst am Ende der nächsten Saison den Ausstieg erlaubt.
Diese grössere Ausgeglichenheit mit drei Linien, die ein Spiel entscheiden können, ist der Vorteil von Langenthal. Und an einem guten Abend ist Pascal Caminada der beste Torhüter der Swiss League.
Dieser Halbfinal ist ausgeglichen. Ziemlich exakt 50:50.
Kloten (1.) ist gegen Olten (5.) hingegen klarer Favorit. So im Verhältnis 85:15. Die Zürcher haben drei von vier Partien in der Qualifikation gewonnen: 4:2 und 6:0 auf eigenem Eis und 2:1 auswärts. In Olten gab es eine 1:5-Niederlage.
Für Kloten gilt: wenn mit dieser Mannschaft der billige Wiederaufstieg ohne Liga-Qualifikation im dritten Jahr nach dem Abstieg nicht gelingt – wann dann? Per Hanberg, Langenthals schwedischer Meistertrainer von 2019, steht die mit grossem Abstand nominell beste, ausgeglichenste und erfahrenste Mannschaft der Liga zur Verfügung. Taktisch flexibel und ausgeglichen wie Langenthal, mit Spielern, die eine Partie entscheiden können wie Ajoie und schnell wie Olten. Und abgesichert von Dominic Nyffeler, dem Bruder von Lakers-Torhüter Melvin Nyffeler. Er ist vielleicht nicht ganz so flink und spektakulär wie Langenthals Pascal Caminada. Aber unerschütterlich und verlässlich.
Und doch ist Olten nicht ganz chancenlos. Die Oltner, die seit 1994 vergeblich den Wiederaufstieg anstreben, sind an einem guten Abend die schnellste Mannschaft der Liga. Die erste Linie um Garry Nunn, Lakers-Aufstiegsheld Dion Knelsen und Mason McTavish wäre selbst in der höchsten Liga an einem guten Abend eine der schnelleren.
So gesehen schmerzen die Abgänge von Mason McTavish und Brennan Othmann vor dem Halbfinal schwer: der Lizenzschweizer McTavish ist zusammen mit dem schweizerisch-kanadischen Doppelbürger Othmann ins kanadische U 18-WM-Team berufen worden. Die Oltner haben zwei ihrer dynamischsten Stürmer verloren. Den Platz von Mason McTavish nimmt im ersten Sturm nun der aus Ambri zurückgekehrte Stanislav Horanski ein.
Hinzu kommt eine Absurdität, wie sie eben nur bei unseren Funktionären möglich ist: Greg Halberstadt und David Stämpfli sind von Kloten für die erste Mannschaft gewogen, als zu wenig gut befunden und leihweise nach Olten abgeschoben worden. Mit der Klausel, dass beide im Falle von Playoffs gegen Kloten nicht eingesetzt werden dürfen. Wahrlich Pech für die Oltner. Denn David Stämpfli hat sich inzwischen zu einem der besten Verteidiger im Team entwickelt.
Olten und Kloten sind die läuferischen Spitzenteams der Swiss League. Die Chancen, dass die Oltner den Zürchern davonzulaufen vermögen, sind klein. Und es gelingt wohl nur, wenn Torhüter Silas Mathys «auf dem Kopf» steht und die griffige Oltner Lokalpresse am Schluss resümiert: «Hockey-Gott Mathys!» und nicht bedauernd: «Ach, mein Gott Mathys.».
Es war ja primär Wunsch der NL, die Liga-Quali auszusetzen. Weshalb sollte dann die SL bestraft werden.