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Ist es ein Wunder? 24 Stunden nach einem kläglichen 1:4 in Bern demütigen die SCL Tigers den SC Bern 4:0.
Nein, es ist kein Wunder. Die scheinbar unerklärliche Wende ist sogar logisch. Der SCB gewinnt am Freitag mit rein spielerischen Mitteln ein Laufderby mit einer geringeren Intensität als eine Meisterschaft im Synchronschwimmen. Wer locker den Gegner vom Eis fegt und 4:1 gewinnt, hat allen Grund zur Annahme, dass es am nächsten Tag so weitergehen wird. Und keinen Grund, an seiner Spielphilosophie oder Mannschaftsaufstellung etwas zu ändern. Erst recht nicht die Stadtberner, die zur Arroganz neigen.
Wer hingegen so kläglich verloren hat wie die Langnauer, der muss alles ändern. Ein guter Trainer ist dazu in der Lage, die notwendigen Lehren zu ziehen und eine Änderung herbeizuführen.
Heinz Ehlers ist ein guter Trainer. Er gab sich nach dem 4:0-Triumph, einem nahezu perfekten Spiel bescheiden: «Ich bin nach der Niederlage in Bern nicht laut geworden. Ich war enttäuscht, aber ich wusste, was möglich ist, wenn sich alle ans System halten und diszipliniert spielen. Aber ich habe ja nicht gespielt. Meine Spieler haben diese Partie gewonnen.»
«Lego-Heinz» ist der treffende Künstlernamen des Nachfolgers von Scott Beattie. Das Hockey, das er spielen lässt, ist so einfach zu verstehen und anzuwenden wie Lego, das Bausteinsystem mit den bunten Klötzen. Aber Legoburgen können auch Kinder nur bauen, wenn sie konzentriert bei der Sache sind. Heinz Ehlers Lego-Hockey funktioniert eben auch nur, wenn jeder bei der Sache ist. Am Freitag waren Langnaus Lego-Buben nicht bei der Sache. 24 Stunden später waren sie bei der Sache, mutierten zu Lego-Männern und siegten.
Als die SCL Tigers noch keinen richtigen Trainer hatten, waren sie nicht dazu in der Lage, eine Führung über die Zeit zu bringen. Sie führten gegen die ZSC Lions bis kurz vor Schluss 1:0, gegen Zug im Schlussdrittel 3:0, sie führten in Lugano und Ambri und gegen 2:1 – aber nur in Kloten resultierte aus einer Führung ein Sieg. Unter Heinz Ehlers haben die Langnauer bisher dreimal geführt und dreimal gewonnen (gegen Davos, Fribourg und gestern gegen den SCB) und zweimal keinen Treffer kassiert.
Wenn die SCL Tigers seit Beginn des Eistrainings von einem richtigen Trainer taktisch geschult und gecoacht worden wären, dann hätten sie jetzt mindestens neun Punkte mehr und wären auf einem Playoffrang klassiert. Die Langnauer haben mit dem Lego-Spiel zu spät begonnen. Das mag Pascal Berger zwar so nicht bestätigen. «Wir haben halt am Anfang unglücklich verloren und sind dann in eine Negativspirale geraten.» Aber es ist, wie es ist: Mit einem richtigen Trainer hätten sie diese Niederlagen zum Auftakt nicht kassiert. Aber das sagt ein Musterprofi einem Chronisten nicht.
Der SCB zelebriert, wenn der gegnerische Widerstand nicht zu gross ist, auf begeisternde Art und Weise das finnische «Kreiselhockey». Dann sausen und brausen die Berner übers Eis, ziehen das Spiel auseinander und verengen es wieder als sei es eine Handharmonika, passen mit erstaunlicher Präzision und einige drehen sich um die eigene Achse wie beim Wiener Walzer.
Aber eben: vorerst funktioniert das nur in lichten Momenten. Nach wie vor gibt es zwei Mängel im SCB-Spiel: der latente Hang zur Selbstüberschätzung (der durch den leichten Sieg am Freitag noch verstärkt worden war), eine gewisse interne Hektik und die defensiven Schwächen.
Zur internen Hektik: der «Kontrollfreak» Kari Jalonen hat durchaus einen guten Einfluss. Allerdings ist beim Management die gleiche fleissige Hektik zu beobachten wie zuletzt unter Guy Boucher. Die völlig überstürzte Verpflichtung des kanadischen Nonvaleurs Maxime Macenauer (5 Spiele, ein Assist) ist reine Geld- und Lizenz-Verschwendung. Da hat Langnaus Sportchef Jörg Reber mit Eero Elo (7 Spiele/4 Tore/4 Assists) den besseren Ersatzmann geholt.
Das zeitweise liederliche Verhalten in der eigenen Zone – bei dieser exzellenten Besetzung der blauen Linie erstaunlich – wirkt sich beim SCB immer wieder aus, weil Leonardo Genoni nach wie vor nicht sein bestes Hockey spielt. Der SCB hat auch in Langnau nicht wegen Leonardo Genoni verloren. Aber der SCB hat in Langnau eben auch nicht dank Leonardo Genoni gewonnen. Ein Torhüter seiner Gehaltsklasse (er ist nach Jonas Hiller der bestbezahlte Schlussmann der Liga) muss dazu in der Lage sein, zwischendurch einen Sieg zu stehlen.
Eine Fangquote von 87,67 Prozent im Derby (oder eine von 87,10 Prozent bei der Niederlage in Biel) ist nicht akzeptabel. Leonardo Genoni steht zurzeit etwa bei 70 Prozent seiner besten Leistungen im Dress des HC Davos.
Kritik am mehrfachen HCD-Meistergoalie ist indes beim SCB und zugewandten Kreisen absolut tabu. Allerdings wird intern moniert, SCB-Torhütertrainer Reto Schürch versuche seinem Schützling eine Stiländerung – effizienteres Winkelspiel, weiter aus dem Tor herausfahren, aktiveres mitspielen – beizubringen. Was der ehemalige NLA-Goalie (Bern, Lausanne, Langnau, Basel) durchaus bestätigt: «Man muss immer wieder etwas probieren.»
Ob es wirklich klug ist, am Stil eines Klasse-Torhüters wie Leonardo Genoni herumzubasteln? Am Stil eines Torhüters, der sich mehr als andere Goalies auf seinen Instinkt und seine Reflexe als auf ein ausgeklügeltes Winkelspiel verlässt und verhältnismässig tief im Tor steht?
Noch bleibt viel Zeit, alles ins Lot zu bringen und playofftauglich zu werden. Trotzdem: Affaire à suivre.
Und Genoni hat Bern diese Saison bereits genügend Punkte gestohlen/gewonnen, so dass auch mal ein schlechter Abend drinliegt. Aber man kann 'Probleme' auch herbeischreiben, wenn man sonst nix zu schreiben hat oder weiss.
Macenauer ist ein Nullfaktor, dem ist hingegen so.
Ich liebe diese Füllsätze des Eismeisters. Ich brauche den Satz immer nur zur Hälfte zu lesen und weiss dann schon, was folgen wird ;)
Die beiden Spiele haben mir im übrigen sehr gut gefallen, zeigt es doch, wie wichtig die kleinen Dinge in diesem Sport sind. Spieltag A: der 'CB dominiert, bei Langnau muss man sich fragen, ob die nicht in der B besser aufgehoben wären. Dann folgt Spiel B und unsere Tigers demontieren mal eben den Meister.