2016 hat Lars Leuenberger (heute Trainer in Biel) den SCB vom 8. Platz aus zur Meisterschaft geführt.
Was die Erinnerungen an dieses Hockey-Wunder noch schöner macht: Die Meisterschaft, die 2016 so unerwartet aus der Tiefe der Tabelle kam, war der Auftakt zu einer der ruhmreichsten Zeiten der SCB-Geschichte. Es folgten unter Kari Jalonen drei Qualifikations-Siege in Serie (2017, 2018, 2019) plus zwei weitere Titel (2017, 2019).
Die Konkurrenz ist erst einmal alarmiert. Tabellenführer Zug hat zwar mehr als 40 Punkte Vorsprung auf den SCB. Aber die Erinnerungen sind beunruhigend: 2016 hatten die ZSC Lions als Qualifikationssieger mehr als 30 Punkte Reserve und der SCB kippte die Zürcher in der ersten Runde in nur vier Spielen aus den Playoffs.
Wenn die Berner über die Pre-Playoffs in den Viertelfinal kommen, sind die Titanen der Qualifikation nicht mehr sicher.
Der SCB hat soeben in den zwei Partien gegen Lugano lediglich einen Punkt geholt und entfernt sich nur im Schneckentempo von Ambri weg und Richtung Pre-Playoffs. Trotzdem müsste es reichen. Zumal diese Woche gegen die SCL Tigers (13 Niederlagen in den letzten 14 Spielen) sechs Punkte erwartet werden dürfen.
Immens ist der Respekt in der Liga vor dem SCB. In der grössten Hockeyfirma Europas steckt eben nach wie vor so viel meisterliches Wissen und so viel ruhmreiche Erfahrung aus den Playoffs.
Die Leitwölfe sind zwar älter geworden. Captain Simon Moser ist schon 32, Ramon Untersander 30, die defensive Ikone Beat Gerber 38. Verteidigungsminister Eric Blum (34) und Thomas Rüfenacht (36) fehlen wegen Blessuren. Aber das vermag die Konkurrenz nicht zu beruhigen.
Denn diese Mannschaft ist trotz aller Wirren intakt geblieben. Wenn es nach einer so missglückten Saison, nach so viel Kritik, ja Häme, doch noch für die Playoffs reicht, dann werden die Berner auf einer Mission sein.
Aber das Wunder von 2016 wird sich nicht wiederholen. Zu vieles ist anders geworden.
2016 verlor der SCB nach der Meisterfeier zwar Goalie Jakub Stepanek, Verteidiger-Haudegen Timo Helbling, Stürmer Pascal Berger und die «Allzweckwaffe» Flurin Randegger. Alles in allem 48 Skorerpunkte.
Aber Jakub Stepanek wurde durch Leonardo Genoni ersetzt. Den Besten der Besten.
Nun aber gehen mit André Heim, Yanik Burren, Inti Pestoni, Miro Zryd und Kyen Sopa mehr als 60 Skorerpunkte verloren. Ersatzlos.
Der SCB hat die entscheidende Transferphase vom letzten Herbst bis zur Ankunft von Obersportchef Raeto Raffainer Anfang Februar komplett verschlafen. Einziger Zuzug: Servettes Nummer zwei Daniel Manzato. Er ist 37 und hat die Zukunft hinter sich.
Was noch schwerer wiegt: Der sportlichen Führung ist es nicht gelungen, die vergleichsweise günstigen eigenen Talente zu halten: André Heim und Yanik Burren ziehen es vor, künftig für Ambri zu spielen und Kyen Sopa wechselt zu den ZSC Lions.
Die kommende Nummer 1 heisst nicht Leonardo Genoni. Der SCB vertraut auf Philip Wüthrich. Immerhin auch er ein Meistergoalie. 2019 gewann er den Titel mit Langenthal. Aber Leonardo Genoni kam im Sommer 2016 als dreifacher Meister mit dem HCD nach Bern.
Der SCB muss für die unglückliche Transferpolitik der letzten Jahre büssen: Will der SCB die staatlichen Hilfsgelder vollumfänglich kassieren, müssen die Löhne im Vergleich zur Saison 2018/19 um eine Million gekürzt werden. Nun rächt sich die jahrelange Vergoldung von Mitläufern.
Obersportchef Raeto Raffainer sagt zum wiederholten Mal, die Transferkasse sei leer. «Wir müssen eine Million sparen.»
Es werde zwar möglich sein, nächste Saison von allem Anfang an vier ausländische Spieler zu verpflichten. «Aber wir haben kein Geld für Schweizer Transfers.»
Der SCB habe die Mittel nicht mehr, um Dario Bürgler oder gar Mirco Müller, Gaëtan Haas oder Sven Bärtschi eine Offerte zu machen. Der Vertrag von Gaëtan Haas mit dem SCB läuft per Ende Saison aus. Kehrt er aus Nordamerika zurück, kann er wechseln, wohin er will. Raeto Raffainer weiss sehr wohl, warum er beim Amtsantritt angekündigt hat, der SCB brauche drei Jahre für die Rückkehr in die Spitzengruppe.
Der SCB wird im nächsten Herbst auf den ersten Blick in einigen Bereichen besser sein als vor einem Jahr. Aus Davos kommt Johan Lundskog. Ein Trainertheater wie im letzten Sommer und Herbst um Don Nachbaur kann ausgeschlossen werden.
Nach der Verpflichtung von Obersportchef Raeto Raffainer gibt es seit Anfang Februar in der Sportabteilung endlich wieder Struktur und Kompetenz. Und mit vier statt nur zwei ausländischen Feldspielern wird die Offensivkraft von allem Anfang an grösser sein.
Aber auf den zweiten Blick zeigt sich: Der Abgang von vier Stammspielern (Pestoni, Heim, Burren, Zryd), die Unsicherheit auf der Torhüterposition (ist Philip Wüthrich der Belastung einer Nummer 1 gewachsen?) und der fortschreitende Alterungsprozess der Leitwölfe wiegen schwer.
Gäbe es die Respekt einflössende Bezeichnung SCB nicht, dann würden wir im nächsten Herbst sagen: na ja, eine Mannschaft, nominell ungefähr auf der Augenhöhe Ambris oder der Lakers und wenig besser als die SCL Tigers.
Der SCB, das Bayern München des Hockeys ungefähr wie die Lakers, Ambri oder Langnau – das kann eigentlich nicht sein.
Also wenigstens noch einmal auf zu einem letzten Hurra!
Und ist Wüthrich nicht der beste Spieler der Liga? Drr dominierende Mann. So zumindest habe ich das vor 2-3 Monaten hier gelesen.
Vor ein paar Monaten war Wüthrich der beste Spieler der Liga. Jetzt gilt er als "Unsicherheit auf der Torhüterposition"
Zryd war bei der Verpflichtung "Ergänzungsspieler". Seit dem Transfer zum SCL ist es aber ein "schwerwiegender Verlust"
"Stammspieler" Burren wurde schon als Natispieler betitelt, ist aber immer wieder mal überzählig
Bei so vielen Windungen mache ich es wie die Sportler und nehme Spiel für Spiel. Viele gibt es wohl nicht mehr...